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Titel: Upload Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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halten. Es benötigte keine Beschreibung.
    Es erklärte sich selbst. Ich bin eine Axt. Schlage etwas mit mir. Art fand nicht die geringste Kleinigkeit, die man an diesem Werkzeug noch hätte verbessern können.
    »Fede, das ist unglaublich …«
    »Ich hab mir gedacht, wir sollten das Kriegsbeil begraben, findest du nicht?«

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    »Gott, das ist ja furchtbar. Ein Tipp von mir: Wenn du etwas so Wertvolles verschenkst, spar dir die mickrigen Wortspiele, ja? Du hast es einfach nicht drauf.« Art klopfte ihm auf die Schulter, um zu zeigen, dass er nur scherzte, und legte die Axt ehrfürchtig in das Polster zurück. »Das ist wirklich ein tolles Geschenk, Fede. Danke.«
    Als Fede die Hand ausstreckte und Art sie schüttelte, verflog ein Teil der tagelangen Spannung zwischen ihnen.
    »Und jetzt könntest du mich zum Mittagessen einladen«, sagte Fede.
    »Abgemacht.«
    Sie schlenderten zum Piccadilly, setzten sich an die Theke eines südindischen Restaurants und verzehrten ein Tagesessen, das aus Thali und dickem Mango-Lassi bestand. Das Joghurt-Ge-tränk überzog ihre Gaumen mit einer alkalischen Süße, die die Schärfe des gewürzten Gemüses milderte. Beide Männer schwitzen, als sie ihre zweite Runde Lassi bestellten. Art legte die Hände auf den Bauch und staunte nicht zum ersten Mal darüber, dass etwas so wenig Gehaltvolles wie ein kleines Gemüsegericht und indisches Fladenbrot ihm derart den Magen füllen konnte.
    »Woran arbeitest du gerade?«, fragte Fede und unterdrückte einen vom Curry angeregten Rülpser.
    »Immer noch am selben Mist. Es gibt eine Million Möglichkeiten, wie der Service funktionieren 120
    kann. Die Verwertungsgesellschaften bevorzugen eine Menge kleinerer Abrechnungen und Zahlung pro Benutzung. Den Betreibern der I-90 ist das gar nicht recht. Es ist ein elender Verwaltungsauf-wand, und die Anklick-Lizenzen und Warnungen, die die Verwertungsgesellschaften durchdrücken wollen, sind schauerlich. Die Leute werden ihre Autos zu Schrott fahren, wenn sie dauernd auf den Einverstanden -Knopf klicken müssen. Ganz zu schweigen davon, dass sie eine Firmware-Überprü-
    fung jedes Stereogeräts durchführen wollen, das einen Song lädt, um sicherzugehen, dass der aktuelle Kopierschutz installiert ist. Also zimmere ich all diese Nutzerstudien mit den Schwätzern aus den Rechtsabteilungen der Studios zusammen, wo sie nur herumsabbern und einem erzählen, mit welcher Freude sie dafür sorgen, dass die Künstler für ihre Werke vergütet werden, und wie dankbar sie dafür sind, dass sie mit dem Rest ihre Software auf dem neusten Stand halten können, und diesen ganzen Scheiß. Ich entwerfe gerade ein System, das schon jedes Mal ein Anklicken registriert, wenn man nur an den Anfang eines neuen Songs geht. Es wird perfekt: Die Verwertungsgesellschaften werden begeistert sein. Die Peer-Review-Gruppe bei V/DT hab ich handverlesen, nur komplette Arschlöcher ausgesucht, die auf Bedienungsanlei-tungen und die Einhaltung von Vorschriften stehen. Die Zulassung wird überhaupt kein Problem.«

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    Fede grunzte. »Hältst du das nicht für zu auffällig?«
    Art lachte. »In diesem Kontext gibt es nichts, das zu auffällig ist, Mann. Diese Typen hassen den Endverbraucher. Und jahrelang sind sie mit solchen Sachen auch durchgekommen, weil ihre Kunden es von den Postämtern und U-Bahnhöfen her bereits gewöhnt waren, wie Dreck behandelt zu werden. Mensch, deren Kunden sind damit aufgewachsen, dass sie in ihre eigenen Küchenherde Münzen einwerfen mussten! Sie zahlen sogar Fern-sehgebühren! Wenn man ihnen Scheiße vorsetzt, bitten sie noch um Nachschlag. Sie wollen’s doch so haben! Und deshalb, nein: Ich halte es nicht für zu auffällig. Sie werden eine Simulation des ganzen Systems entwickeln und damit gleich bei den Betreibern der I-90 rein marschieren und dabei grinsen wie die Idioten. Mach dir keine Gedanken.«
    »Na gut, ich hab’s verstanden. Ich mach mir keine Gedanken.«
    Art gab dem Mann hinter der Theke das Zeichen, dass sie zahlen wollten. Der Mann winkte so geistesabwesend wie ein gestresster Gastwirt, der es mit Stammgästen zu tun hat. Gleich darauf sagte er auf Koreanisch etwas zur Kellnerin, die zusammen mit dem vietnamesischen Küchenchef und dem kongolesischen Souschef der Imbiss-stube eine multikulturelle Aura verlieh. Vor allem 122
    deswegen zählte dieser Schuppen zu den Lieb-lingslokalen der Schätzchen von O’Malley House, die ja alle furchtbar global agierten. Nachdem die Kellnerin

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