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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Leo blieb stehen, drehte sich um und warf einen sehnsüchtigen, kummervollen Blick zu seinen toten Freunden. Perry packte ihn am Arm und drängte ihn weiter.
    »Du kannst jetzt nichts für sie tun.«
    »Es ist meine Schuld«, sagte Leo. »Ich hab drauf bestanden, dass wir hier reingehen. Wir hätten uns nie einmischen, hätten uns um unseren eigenen Kram kümmern sollen.«
    »Es ist nicht deine Schuld«, widersprach Perry. »Niemand trägt irgendeine Schuld, außer vielleicht der große nackte Pisser dort. Shit happens. Es gibt nicht immer einen Grund oder eine Erklärung, so gerne man das auch hätte. Komm jetzt.«
    Stumm zog Leo das Brecheisen aus dem Schritt des Hünen. Es löste sich mit einem feuchten Schmatzen.
    Perry führte sie durch den gewundenen Gang zurück. Sie hatten erst knapp ein Dutzend Schritte gemacht, als sie das Platschen von Füßen hörten, die auf sie zurannten.
    »Hinter mich«, rief Perry und sprang vor die Teenager. »Im Notfall rennt weg!«
    Eine groß gewachsene, unförmige Gestalt explodierte aus den Schatten und stürmte den Gang entlang. Dookie hob die Taschenlampe und leuchtete der Kreatur direkt ins Gesicht. Der Freak stieß einen spitzen Schrei aus, wurde aber nicht langsamer. Perry starrte die hagere Gestalt an, als sie näher kam. Es handelte sich um so etwas wie einen grausam entstellten Menschen. Dickes, schuppiges Narbengewebe bedeckte ein Auge. Die Zähne sahen scharf und spitz aus. Die Zunge schien erst unlängst abgetrennt worden zu sein – der rohe, rote Stumpen schnalzte im offenen Mund hin und her, aus dem immer noch Blut triefte.
    »Leck mich am Arsch«, brachte Perry stöhnend hervor.
    Er hob die Pistole und drückte den Abzug. Zu spät fiel ihm ein, dass er keine Munition mehr hatte.
    »Scheiße!«
    Leo trat vor ihn und schlug mit dem Brecheisen auf den Mutanten ein. Die Nase und die Zähne wurden von der Wucht des Hiebs zerschmettert. Die Kreatur fiel schreiend zu Boden. Leo schwang das Werkzeug erneut. Dann ein drittes Mal. Das Monster fuchtelte mit den missgebildeten Händen durch die Luft und versuchte matt, die Schläge abzuwehren. Das Brecheisen sauste unaufhörlich hinab.
    »Stirb!«, brüllte Leo. »Stirb, Motherfucker! Stirb, stirb, stirb, stirb, stirb ...«
    Er schrie es immer und immer wieder. Auch noch, als der Schädel des Freaks bereits aufgeplatzt war. Auch noch, als die Spitze des Brecheisens ein Dutzend Löcher in den Körper gerissen hatte. Auch noch, als die Kreatur still am Boden lag. Perry streckte den Arm aus und packte das Handgelenk des Jungen. Blut tropfte von der Waffe. Leo sah ihn mit funkelnden Augen an. Perry schüttelte den Kopf.
    »Es ist jetzt tot. Du kannst aufhören.«
    »Kann ich?« Leos Stimme ertönte kaum lauter als ein Flüstern. »Kann ich das wirklich, Mr. Watkins? Denn um ehrlich zu sein, im Moment habe ich das Gefühl, nie wieder aufhören zu können.«

19
    Sie ließen nicht locker. Heather hatte fest damit gerechnet, dass sie aufgaben, doch trotz des inzwischen geschaffenen Abstands jagten die Albtraumkreaturen weiter hinter ihr her. Die bizarren, verstörenden Schreie hallten durch die Finsternis.
    Sie tastete im Raum umher und versuchte, sich zu erinnern, wo sich der Ausgang befand. Mittlerweile wünschte sie sich, die Laterne nicht in die Meute geschleudert zu haben. Heather ging nach wie vor davon aus, dass sich niemand sonst im Raum befand. Sie hörte weder ein Atemgeräusch noch nahm sie einen säuerlichen, verräterischen Gestank wahr, der auf die Anwesenheit einer der Kreaturen hindeutete. Allerdings würde es nicht lange so bleiben. So leise wie möglich schlich sie weiter, aber die Zettel und Fotos auf dem Boden raschelten unter ihren Füßen. Dann prallte sie mit der Hüfte gegen die Tischkante und zuckte sowohl wegen der Schmerzen als auch wegen des dumpfen Schlags zusammen.
    Heather biss sich auf die Unterlippe und ging verzweifelt ihre Alternativen durch. Wohin konnte sie noch? Vor ihr und hinter ihr befanden sich Monster und es bestand kaum eine Aussicht darauf, dass die Polizei oder sonst jemand in die Tunnel herunterkam, um sie oder ihre Freunde zu retten. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, einfach an Ort und Stelle zu bleiben, sich in der Dunkelheit zu verstecken und auf das Unvermeidliche zu warten.
    Während sie grübelte, erspähte sie vor sich ein Leuchten aus dem Tunnel, der in den größeren Höhlenkomplex und zurück zum Haus führte. Der Lichtkegel wuchs, wurde immer heller – so

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