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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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bevor wir ins Haus gekommen sind.«
    »Nein, wird sie nicht. Die Polizei kommt nie. Und selbst wenn sie es täte, glaubst du etwa, das kümmert uns? Dies ist unser Heim. Unser Hort. Die können uns hier nichts anhaben. Niemand kann uns hier etwas anhaben.«
    »Wie lange lebt ihr schon hier?«
    »Wir sind immer hier gewesen. Unser Volk hielt sich hier bereits auf, bevor es die Stadt, die Gebäude, die Autos und alles andere gab, und wir werden immer noch hier sein, wenn das alles längst verschwunden ist. Wir, die Kakerlaken und die Ratten.«
    »Euer Volk? Was genau seid ihr?«
    Scug antwortete nicht. Javier wiederholte die Frage, und wieder weigerte sich sein Entführer, etwas zu erwidern. Er beschloss, eine andere Taktik auszuprobieren.
    »Warum trägst du die Haut einer Frau über der eigenen?«
    Scugs Lippen verzogen sich zu einer knurrenden Miene. An den Mundwinkeln bildete sein Speichel Schaum. Ansatzlos stürmte er vor und hob die Faust über den Kopf, bereit, Javier erneut zu schlagen.
    »Das ist meine Haut! Meine verfluchte Haut. Verstanden? Und jetzt hör auf zu reden. Beweg dich!«
    Die Narbengesichtige und das behaarte Mädchen zwangen Javier, schneller zu laufen, und er hatte Mühe, mit ihnen Schritt zu halten. Er versuchte, sich jeden gewundenen Gang und jede Abzweigung einzuprägen, die sie einschlugen, doch schon bald verlor er hoffnungslos die Orientierung. Auch das schwache Licht der Taschenlampe trug wenig dazu bei, seine Verwirrung zu beseitigen. Das Einzige, was er mit Sicherheit erkannte, war, dass der Boden relativ flach blieb, statt anzusteigen oder tiefer hinab in die Erde zu führen. Dann drifteten seine Gedanken wieder ab, und die Schmerzen in seinen Handgelenken und Lippen ließen nach. Seine Füße bewegten sich automatisch im Gleichschritt mit denen seiner Entführer. Er kam erst wieder richtig zur Besinnung, als unvermittelt der Zwerg aus der Wand auftauchte.
    Im einen Moment befanden sie sich zu viert im Tunnel, im nächsten stand ein Kleinwüchsiger neben Scug und plapperte aufgeregt in einer kehligen, hässlichen Sprache, die Javier nicht verstand. Einige Wörter erinnerten ansatzweise an Englisch, andere schienen lediglich eine Aneinanderreihung von Knurr- und Grunzlauten sowie zusammenhanglosen Silben zu sein. Javier hob den Kopf und bemerkte einen schmalen Gang zu ihrer Rechten. Er nahm an, dass der Neuankömmling von dort aufgetaucht war. Der Liliputaner erwies sich als vollkommen unbehaart. Dicker schwarzer Schorf bedeckte seinen nackten Körper. Javier lauschte der Unterhaltung des Zwergs mit Scug und versuchte, sich zusammenzureimen, worüber sie redeten.
    »Hat sie schon jemand erwischt?«
    Der Gnom schüttelte den Kopf.
    »Tja, ich kümmere mich selbst darum. Immerhin war es meine Schuld, dass sie vorhin entkommen sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Babys verletzt.«
    Der Liliputaner sagte erneut etwas. Er klang aufgebracht.
    »Ein Ärgernis kommt selten allein.« Scug schüttelte den Kopf. »Wie viele sind es?«
    Der Zwerg hob sechs krumme Finger.
    »Ich sehe in der Kinderstube nach«, verkündete Scug. »Und erledige dieses Miststück endgültig. Du suchst Noigel. Wahrscheinlich fickt er immer noch in der Nähe der Kellertreppe diesem Jungen das Hirn aus dem Schädel. Sag ihm, dass wir oben weitere Besucher haben.«
    Der Liliputaner quäkte eine Erwiderung.
    »Du tust, was ich sage, und unterbrichst ihn einfach dabei«, gab Scug zurück. »Er wird dir nichts tun, wenn du ihm ausrichtest, dass ich dich geschickt habe. Viel Hirn kann im Kopf dieses Burschen mittlerweile ohnehin nicht mehr übrig sein. Er kann seinen Eiersaft später verspritzen. Jetzt brauchen wir ihn auf der Jagd.«
    Der Liliputaner salutierte geradezu lachhaft mit einer Hand, dann machte er kehrt und eilte zurück in den Nebentunnel.
    »Und sag ihm, er soll diese sechs nicht in den Kopf ficken, nachdem er sie umgebracht hat«, rief Scug der entschwindenden Gestalt hinterher. Dann wandte er sich an die Frauen und zeigte auf Javier. »Jemand von den Freunden dieses Kerls – ich vermute, das Mädchen, das ich vorhin gejagt habe – befindet sich ganz in der Nähe der Kinderstube. Die Babys sind außer Rand und Band. Ich gehe jetzt los und kümmere mich darum, weil sonst niemand von euch dazu in der Lage zu sein scheint. Ihr übernehmt ihn hier. Sagt Curd, dass noch Nachschub kommt. Ein Haufen Neuankömmlinge ist gerade aufgekreuzt. Sie sind jetzt oben an der Tür. Gebt Curd Bescheid, dass Noigel

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