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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Geräusche und das Flackern der Lichter standen mit einem Mal so still, als hätte jemand die Zeit angehalten. Ich spürte nur noch den erdrückenden Schmerz an meinem Knöchel sowie Aprils Umklammerung, als sie versuchte, mich hochzuziehen. Meine Kräfte hatten mich verlassen. Ich hatte sie in der Sekunde dahinschwinden gespürt, als ich auf den Boden geknallt war. Ich schüttelte den Kopf und meine Seh- und Hörfähigkeit kam ein bisschen zurück.
    Der Schmerz am Knöchel ließ langsam nach, wanderte dann aber zu meinem Knie herauf. Vielleicht lag es daran, dass meine Kräfte plötzlich verschwunden waren, doch der Druck seines Griffes fühlte sich geradezu übermenschlich an. Der Typ hielt mich am Bein fest und beugte sich über mich, die gelben Zähne und der faulige Atem nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Er hob seine Faust. »Du kleine Hu…«
    »STOPP!«, rief jemand. Es war kein Schrei, sondern klang wie ein Befehl.
    Gelbzahn ließ mein Bein fast augenblicklich los und wich zurück.
    »Hey, wenn das nicht der Barmherzige Samariter ist«, höhnte sein Freund. »Was willst du?«
    »Die Mädels gehören zu mir«, sagte die strenge Stimme. »Also macht euch augenblicklich vom Acker!«
    Gelbzahn kroch ungefähr drei Meter zurück, während sein Kumpel so etwas murmelte wie: »Was auch immer.Viel Spaß mit den beiden.« Damit verschwand er in der Menge der Gaffer, die sich mittlerweile um unsere kleine Auseinandersetzung formiert hatte.
    Ich war immer noch verwirrt und total durcheinander, als ich merkte, dass sich jetzt jemand über mich beugte und seine Hand ausstreckte, um mir aufzuhelfen. Hinter all den blitzenden Lichtern und dem künstlichen Nebel konnte ich ihn zunächst gar nicht erkennen, aber als ich schließlich meinen Blick auf sein Gesicht richtete, verschlug es mir den Atem.
    Ich wusste nicht, wen ich zu meiner Rettung erwartet hatte. Vielleicht war mir ja Daniel heimlich gefolgt oder womöglich sogar Jude aus seinem Versteck gekrochen, als er seine Schwester und seine Freundin in Nöten gesehen hatte.
    Ganz bestimmt aber hatte ich nicht erwartet, meinem Retter in Gestalt des Jungen im Flanellhemd zu begegnen.

KAPITEL 9

Talbot
     
    Draußen vor dem Club
     
    Als Nächstes spürte ich, wie ich durch das Gedränge im Club zum Ausgang gezogen wurde. April folgte dicht hinter mir. Die Leute sprangen förmlich aus dem Weg des Flanellhemd-Typen, um uns vorbeizulassen. Erst als wir wieder oben an der Treppe und schließlich draußen an der etwas frischeren Luft angelangt waren – der Junge hielt mich die gesamte Zeit an der Hand –, hatte ich wieder genug Orientierung, um reagieren zu können.
    »Wo bringst du uns hin?« Ich zog meine Hand aus seinem Griff, erwartete fast, dass er sie in seiner gefangen halten würde, doch er ließ mich ohne zu zögern los.
    »Zu eurem Wagen«, erwiderte er. »Ich nehme an, ihr seid mit einem Wagen gekommen? Ihr seht nicht so aus, als ob ihr hier in der Gegend wohnt, und ich vermute, dass ihr auch nicht den öffentlichen Nahverkehr benutzt.«
    Ich schlang die Arme um meinen nackten Bauch. Seine Vermutung, dass wir nicht aus dieser Gegend kamen, wurde dadurch bestimmt noch verstärkt.
    »Wir sind mit dem Corolla da am Ende der Straße gekommen.« April deutete in Richtung meines Wagens, der an der weit und breit einzig funktionierenden Parkuhr wartete. »Wir sind aus Rose Crest.« Sie klang atemlos undich konnte nicht umhin festzustellen, dass sie den Typen auf eine viel zu freundliche Art anlächelte.
    »April!«, fauchte ich und warf ihr einen Blick zu, der sagen sollte: ›Wir haben diesen Kerl gerade erst kennengelernt, also verrate ihm nicht, wo wir wohnen!‹
    »Was?«, flüsterte sie nicht gerade leise. »Der Typ hat uns gerade das Leben gerettet … und er ist süß.«
    Aus irgendeinem Grund wurde ich rot. Ich konnte nicht abstreiten, dass er attraktiv war, auf so eine bodenständige Junge-vom-Land-Art, mit seinem welligen, schokoladenbraunen Haar, den Grübchen, den grünen Augen und seinen massiven Unterarmen, die ihn so wirken ließen, als hätte er viele Stunden mit Heustapeln verbracht. Sogar das Flanellhemd und die verblichene Jeans rochen nach Clark Kent – natürlich ohne die Superkräfte.
    Aber ganz sicher bedeutete es nichts, dass ich all diese Dinge an ihm wahrnahm, oder? Und ganz besonders bedeutete es nicht, dass ich ihm ohne Weiteres vertraut hätte.
    »Ich denke, von hier aus kommen wir schon klar«, sagte ich zu ihm. »Äh, danke für

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