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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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zurück. Dort atmete ich zehnmal tief durch und konzentrierte mich darauf, das Sperrfeuer aus Geräuschen abzufiltern, so wie Daniel es mir beigebracht hatte.
    Nach einem langen Augenblick konnte ich schließlich die aus der Anlage dröhnende Musik von den Pfeif- und Piepgeräuschen der Videospiele unterscheiden und endlich auch von den leiseren Geräuschen menschlicher Unterhaltungen. Einige Leute diskutierten ihre Strategie, um die nächste Stufe eines Spiels zu erreichen; ein Typ versuchte ein Mädchen namens Veronica zu überzeugen, mit ihm nach Hause zu kommen; die Kerle an der Spielstation, wo ich gestanden hatte, schrien sich noch immer an; irgendjemand fragte, wo er Heroin herbekommen könnte.
    Und dann plötzlich der schrille Klang einer weiblichen Stimme: »Hör auf! Lass mich in Ruhe!«
    Ich wirbelte zu dieser Stimme herum und wusste sofort, dass es sich nicht um einen Geräuscheffekt von einem der Videospiele handelte. Ich war abgelenkt gewesen, hatte April aus den Augen gelassen – und nun saß sie nicht mehr am Hotspot. Gerade versuchte sie, einen Kerl in einer Lederjacke wegzustoßen, der sie am Handgelenk festhielt. Ein weiterer Typ stand hinter ihr und hatte seine Finger in ihr Haar gekrallt. April gab sich alle Mühe, sich herumzuwinden, um diesen Kerl abzuschütteln, doch der Typ in der Lederjacke zog sie dicht an sich. Sie schrie. Der Lärm schnitt mir in die Ohren.
    Meine Beine schmerzten vor Kraft und innerhalb weniger Sekunden stürzte ich quer durch den Raum.
    »Lass uns tanzen«, sagte der Typ zu April und presste sie an sich.
    Sie schrie erneut. Jetzt riss das Geräusch mein Trommelfell fast auseinander. Was eigentlich gar nicht so schlimm war, denn es bedeutete, dass meine Kräfte noch arbeiteten – zumindest momentan.
    Mit großen Schritten stiefelte ich zu den beiden Typen und rief mit meiner besten gespielten Ich-habe-keine-Angst-Stimme: »Lasst sie los!«
    Die beiden Kerle sahen mich an und lachten. Der, der seine Finger in Aprils Haar gekrallt hatte, ließ tatsächlich los und grinste mich an. Er war jung, vielleicht neunzehn, trotzdem fehlte ihm schon ein Zahn und die anderen waren gelb, wahrscheinlich durch jahrelanges Rauchen, gemessen an seinem Geruch. Allerdings gab es noch einen anderen, darunterliegenden Geruch in der Luft, der meine Armhaare in Habachtstellung versetzte. Irgendetwas, das ich nicht genau einordnen konnte. Meine Muskeln zuckten, als der Widerling auf mich zukam.
    »Sieht so aus, als ob unser Vögelchen hier noch eine Freundin mitgebracht hat. Wie viele Tänze werden sie uns wohl gestatten?«
    »Mindestens drei«, sagte der, der April festhielt.
    »Igitt!« April trat ihm vors Schienbein. Er lachte nur.
    Diese Typen gingen mir echt auf die Nerven, sogar noch mehr als Pete und seine ekeligen Kumpels, und ich war froh, dass sich meine Kräfte in meinen Muskeln konzentriertenund unter meiner Haut brannten. Ich war wirklich nicht in der Stimmung, die Rolle der Jungfrau in Nöten zu übernehmen.
    »Ihr Haar gefällt mir sogar noch besser«, witzelte der Gelbzähnige und langte mit seiner großen schmutzigen Hand nach meinen dunklen Locken.
    Ich verspürte einen winzigen Ausbruch meiner Kräfte, als ich meinen Arm nach oben schnellen ließ und seine Hand wegschlug, bevor er mich berühren konnte. Für eine Sekunde wirkte der Typ total überrascht. Er schüttelte seine Hand, als hätte ich ihn verletzt. Dann wurde sein Grinsen noch breiter. »Da haben wir ja eine richtige kleine Kämpferin. Das gefällt mir.«
    Er griff wieder nach mir. Bevor ich selbst wusste, was ich tat, waren meine Fäuste in der Boxstellung, die Daniel mir beigebracht hatte. Ich schlug seine Hand ein weiteres Mal weg und federte auf meine Fersen zurück. Als er ein drittes Mal nach mir fasste, loderten meine Muskeln vor Hitze. Ich schwang ein Bein nach vorn und platzierte mit meinem Stiefelabsatz einen perfekten Roundhouse-Kick in den Magen des Kerls. Ich spürte die pure Kraft dieser Bewegung, war aber dennoch überrascht, als er nach hinten flog und mit seinem Freund zusammenstieß. Der Typ in der Lederjacke ließ April los und die beiden landeten gemeinsam vor der Videostation.
    Ich fasste nach Aprils Arm. Wir wollten uns gerade umdrehen und wegrennen, als ich einen stahlharten Griff um meinen Knöchel spürte. Eine Hand zerrte an meinem Bein. Mein spitzer Absatz rutschte unter mir weg. Ich ließApril los, stürzte nach hinten und schlug mit dem Hintern auf dem harten Zementfußboden auf.
    Die

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