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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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sammelte meine Sachen zusammen und ging zu meinem Platz zurück. Er schoss noch ein Kügelchen ab, das von meiner Wange abprallte. Ich hielt meinen Blick abgewendet. Ich wollte mit Daniel fertig sein. Ich redete mir ein, dass ich meine Pflicht getan hatte. Ich hatte getan, was ich mir vorgenommen hatte. Doch eigentlich wusste ich, dass das nicht stimmte. Ihn in die Klasse zurückzuschleusen, war nur die erste Stufe meines Plans. Immer noch musste ich herausfinden, was zwischen ihm und Jude passiert war, damit ich es wieder geradebiegen konnte. Und da Jude nicht mit mir reden wollte, musste ich die Information eben aus Daniel herauslocken. Doch momentan konnte ich ihm noch nicht gegenübertreten. Immer noch hasste ich, wie er es schaffte, dass ich – und sei es nur für einen Moment – vergessen wollte, wer ich eigentlich war.
    Wie konnte ich Daniel helfen, seinen Weg zu finden, ohne meinen eigenen dabei aus den Augen zu verlieren?
     
    Nach der Schule
     
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragte April, als wir über den Parkplatz wanderten, der die Schule von der Pfarrkirche trennt.
    Ich rollte meine Chemieprüfung auseinander und starrte unten auf der Seite auf die rote Vier, die von einer handgeschriebenen Notiz Mrs Howells ergänzt wurde:
Bitte von den Eltern unterschreiben lassen und nach den Ferien vorzeigen.
»Ich weiß nicht«, erwiderte ich. »Normalerweise ist es am besten, mit Dad zu sprechen, aber ich möchte ihn im Moment nicht belasten. Und Mom hat so dermaßen auf ihren Mutter-der-Nation-Modus geschaltet, dass sie mir bestimmt im nächsten Semester den Kunstunterricht verbietet, wenn ich ihr das hier zeige.«
    »Bloß das nicht«, sagte April. »Vielleicht solltest du es selbst unterschreiben.«
    »Ja, klar. Du weißt, dass ich das nicht machen kann.« Ich rollte den Prüfungsbogen wieder zusammen und schob ihn in meine Gesäßtasche.
    »Er ist da!«, schrie April auf.
    Jude lenkte den Corolla an die Bordsteinkante vor der Pfarrkirche. Er holte April hier für ihr ›Kaffee-Date‹ ab. Ich winkte ihm zu, doch er reagierte nicht.
    »Lippenstift-Check«, sagte April und lächelte, sodass ich ihre Zähne inspizieren konnte.
    »Alles okay«, sagte ich, ohne richtig hinzuschauen. Ich sah zu Jude rüber, der untätig vor der Kirche im Wagen saß. Er hatte wieder diesen versteinerten Gesichtsausdruck.
    »Viel Glück mit der Prüfung«, sagte April und zitterte jetzt merklich.
    »Hey.« Ich fasste nach ihrer Hand. »Viel Spaß. Und … kümmere dich um Jude, okay? Sag mir Bescheid, wenn er irgendwas braucht.«
    »Mach ich.« April drückte meine Hand und eilte über den Parkplatz auf den Corolla zu. Ich war überrascht, dass Jude nicht ausstieg, um ihr die Tür zu öffnen – wirklich völlig untypisch für ihn. Doch immerhin hellte sich sein Gesichtsausdruck etwas auf, als sie zu ihm in den Wagen kletterte.
    Obwohl ich nicht allzu begeistert war, dass sich meine beste Freundin mit meinem Bruder verabredete, hoffte ich doch, dass Petes Einschätzung zutraf. Dass vielleicht April Judes stoische Schale knacken konnte, wenn es schon sonst niemandem gelang.
     
    In der Pfarrkirche
     
    Nachdem Jude und April weggefahren waren, zog ich meine zusammengerollte Prüfung aus der Hosentasche und lief über den Weg zwischen Pfarrkirche und Schule.Ich blieb an der Außentür von Dads Büro stehen und lauschte zaghaft nach Lebenszeichen. Ich dachte, dass es immer noch am besten wäre, wenn Dad meine Arbeit abzeichnete. Außerdem wollte ich nachsehen, wie es ihm ging, hatte ich doch keine Ahnung, ob er sich überhaupt schon einen Schritt aus seinem Büro herausbewegt hatte. Meine Frage wurde beantwortet, bevor ich auch nur Gelegenheit hatte, an die Tür zu klopfen.
    »Ich kann das nicht länger machen«, hörte ich jemanden sagen. Die angestrengte Stimme klang irgendwie nach meinem Vater. »Ich kann es nicht noch mal tun.«
    »Ich hab’s nicht so gemeint«, erwiderte eine andere Person. Es war eine männliche, doch gleichsam kindliche Stimme. »Ich wollte niemanden erschrecken.«
    »Das hast du aber«, sagte die erste Stimme, von der ich jetzt sicher war, dass sie meinem Vater gehörte. »Es ist das dritte Mal in diesem Jahr. Ich kann dir nicht noch mal helfen.«
    »Sie haben es versprochen. Sie haben versprochen, mir zu helfen. Sie bringen alles wieder in Ordnung. Das machen Sie doch, oder?«
    »Ich habe jetzt genug!«, brüllte mein Vater.
    Ich wusste, dass ich es nicht tun sollte, doch ich öffnete die Tür und

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