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Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition)

Titel: Urbat: Die dunkle GabeRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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mir wichtig, Jude. Du bist mir immer wichtig gewesen.«
    »Nicht so wichtig, wie er dir ist.«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Du bist mein Bruder.«
    »Wenn ich dir so viel bedeute, wie ist Daniel dann an die Jacke gekommen?«
    »Seine Jacke?«
    »Die Jacke, die er heute anhatte. Die rotweiße North Face. Wie ist er da rangekommen?«
    »Ich … ich habe sie ihm gegeben.« Ich begriff nicht, was jetzt an der Jacke so wichtig war. Doch dann fiel es mir ein. »Es war deine, stimmt’s?«
    Jude antwortete nicht.
    »Tut mir leid«, sagte ich und ließ die Wolldecke fallen. »Ich hatte keine Ahnung. Als ich neulich abends in der Markham Street gestrandet bin, kam Daniel vorbei und hat den Wagen repariert. Zum Dank hab ich ihm die Jacke gegeben. Er konnte sie wirklich gebrauchen. Er hat so viele schlimme Dinge durchgemacht … Ich dachte, dass ich ihm damit ein kleines bisschen helfen könnte.«
    »Ja, schon gut. Schlimmen Menschen passieren eben schlimme Dinge. Hast du darüber schon mal nachgedacht? Dass sie bekommen, was sie verdienen?«
    Ein Schaudern durchfuhr mich. »Was ist mit Maryanne Duke? Sie hat in ihrem ganzen Leben nichts Böses getan und ist trotzdem auf ihrer Veranda erfroren. Trotzdem hat irgendwas ihren Körper zerfetzt.«
    Judes Kopf schoss ruckartig hoch. »Irgendwas? Versuch’s mal mit
irgendwer
. Du bist so blind, dass du es nicht siehst, Grace. Du lässt dich einfach von Daniel überrumpeln. Genau wie Dad.«
    »Wir helfen ihm. Er braucht uns – uns alle.«
    »Er benutzt euch. Er benutzt euch beide. Ich habe ihn an diesem Abend in der Markham Street mit dir gesehen. Glaubst du wirklich, es war ein Zufall, dass er dort vorbeigekommen ist? April hat mir erzählt, was du für ihn getan hast.« Seine Augen verengten sich, als er auf die heruntergerutschte Decke zu meinen Füßen blickte. »Und ich kann mir gut vorstellen, was du
mit
ihm getan hast.«
    »Jude!« Was für ein Heuchler! »Du weißt ja gar nicht, was du da sagst.«
    »Ach, nein? Daniel tut alles, um das zu bekommen, was er will.« Jude sah mich an. »Wessen Idee war es denn, ihn wieder am Kunstunterricht teilnehmen zu lassen? Wessen Idee war es denn, ihn zu Thanksgiving einzuladen?«
    »Meine. Es waren
meine
Ideen.«
    »Waren sie das wirklich? Denk drüber nach, Grace. Bist du sicher, dass Daniel dir diese Ideen nicht irgendwie eingepflanzt hat? Dir ganz unauffällig vorgeschlagen hat, wie du ihm helfen könntest?«
    Ich hielt einen Moment inne. »Das ist völlig unbedeutend. Er manipuliert weder mich noch Dad.«
    »Ha!«, rief Jude und grinste süffisant. »Was glaubst du denn, wie Daniel überhaupt wieder nach Holy Trinity gekommen ist? Wer hat ihn wohl hierher zurückgebracht? Er hat Dad völlig verhext … Du kannst sagen, was du willst, aber Daniel ist derjenige, der James entführt hat. Denkst du nicht, dass er ihn ein bisschen zu leicht wiedergefundenhat? Das ist genau das, was so jemand wie er machen würde. Er tut so, als ob er ein Baby wiederfindet, damit die Leute glauben, er sei ein Held.«
    »Er hat nicht einfach nur so getan als ob. Ich war bei ihm. Er hat ihn nur deshalb so leicht gefunden, weil er diese … Fähigkeiten hat.«
    Jude ließ sich auf die Schaukel fallen. Er hatte die Augen aufgerissen und sein Mund stand offen.
    Hatte ich etwa zuviel gesagt?
    »Dann weißt du es also«, sagte er einen Moment später und rieb mit der Hand über seine Narben. »Du weißt, was er ist?«
    »Ja.«
    »Was hat er dir erzählt?«
    Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte. Daniel hatte mich zwar nicht gebeten, es geheim zu halten, dafür kannte er mich zu gut. Aber dennoch – wie viel konnte ich sagen, wenn ich nicht genau wusste, ob Jude nur ein paar Antworten aus mir herauslocken wollte? Trotzdem musste ich ehrlich sein, wenn ich von Jude dasselbe erwartete. »Daniel ist ein Urbat. Seine Leute wurden geschaffen, um Dämonen zu bekämpfen. Er ist ein Hund des Himmels.«
    »Urbat? Hund des Himmels?«, wiederholte Jude und lachte. Es klang wie ein scharfes, lautes Knurren. »Schlag’s doch mal nach, Grace. Daniel hat dich echt gut an der Nase rumgeführt.«
    »Nein, hat er nicht. Er ist verloren und ängstlich, und er braucht uns. Ich kann ihm zeigen, wie er zu einemHelden wird.« Ich hatte vorher noch nicht daran gedacht. Doch nun wurde mir klar, dass es genau das war, was ich tun musste. Das war meine Rolle bei der ganzen Sache. »Ich kann ihm zeigen, wie er seine Fähigkeiten einsetzen kann, um den Menschen zu helfen. Sie sind

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