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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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dich vom Fluch des Wolfs befreien.«
    »Müsste er nicht seine Wolfsform angenommen haben?«, fragte ich und blickte auf Sirhans halb menschlichen und halb tierischen Körper.
    »Das ist das Ende«, erwiderte Gabriel. »Die beiden Formen sind nicht länger getrennt.
    »Jetzt oder nie«, sagte Daniel und hielt Sirhans schlaffes Handgelenk fest.
    »Töte ihn jetzt«, sagte ich. »Lass ihn durch die Hand sterben, die ihn am meisten geliebt hat.«
    Mit einem markerschütternden Schrei rammte Gabriel seine Hand auf den Schaft des silbernen Speers, der aus Sirhans Brust herausragte. Die Speerspitze drang tiefer ein und noch mehr Blut versickerte in seinem ohnehin schon durchtränkten Fell. Sirhans Körper zog sich krampfhaft zusammen, und mit einem letzten keuchenden Atemzug fiel sein Kopf nach hinten. Er war tot.
    Wir knieten uns schweigend hin, während Gabriel Sirhans Körper festhielt und weinte. Plötzlich setzte direkt vor unseren Augen die Verwandlung ein. Sirhans kurzes Fell verschwand, und seine graue, verwelkte Wolfshaut nahm einen menschlichen Olivton an. Die lange Schnauze verkürzte sich und legte die normalen Formen von Nase, Mund und Kinn frei. Als ich schließlich die ganz und gar menschliche Form von Sirhan im Mondlicht betrachtete, ahnte ich, wie Daniel einmal als alter Mann aussehen würde.
    »Es hat funktioniert, mein Bruder«, flüsterte Gabriel. »Du bist befreit.«
    »Äh, woher weißt du denn, dass es funktioniert hat?«, fragte Slade.
    »Die Verwandlung«, sagte Gabriel. »Wenn ein Urbat stirbt, verwandelt sich sein Körper normalerweise in den des Wolfs. Ein Zeichen dafür, dass er für ewige Zeiten ein Dämon bleibt, wie ich immer vermutet habe. Sirhans Körper hat sich jedoch in seine menschliche Form zurückverwandelt. Und das bedeutet dann wohl, dass seine Seele vom Fluch des Wolfs befreit ist.«
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte ich leise. »Als ich Daniel befreit habe, wurde sein Körper wieder menschlich.«
    Ohne etwas zu sagen, beugte sich Daniel über die Leiche seines Großvaters und legte seine Arme in einer gekreuzten Position über der Brust zusammen. So wie ich es einmal bei der Mumie eines Königs aus dem Altertum gesehen hatte.
    Gabriel wiegte sich hin und her, warf schließlich den Kopf in den Nacken und stieß ein herzzerreißendes Heulen aus. Das Geräusch ließ meinen ganzen Körper zittern.
    Daniel erhob sich, legte ebenfalls den Kopf zurück und schloss sich dem Heulen an. Slade folgte seinem Beispiel. Und nach und nach stimmte weiteres Geheul – von Hunden oder Wölfen in der Ferne – in diesen unheimlichen Chor ein und füllte den morgendlichen Himmel mit Trauergesang.
    Das Todesheulen hatte eingesetzt.
    Wie eine Welle im Stadion würde es sich fortsetzen – bis jeder Urbat wusste, dass die Zeit gekommen war.
    Vierundvierzig Stunden.
    In ungefähr vierundvierzig Stunden würde genau an diesem Ort die Zeremonie der Herausforderung stattfinden.

KAPITEL 31
    Nachricht erhalten
    Freitagmorgen, halb fünf
    Slade brachte uns zurück zur Pfarrkirche. Er fuhr jetzt langsamer. Gleichwohl konnte ich spüren, wie sehr es ihm in den Fingern juckte, den Wagen noch einmal auf Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen. Als wir ankamen, erwarteten uns die Mitglieder aus Sirhans Rudel. Die meisten sahen von den Nachwirkungen des Betäubungsgases ziemlich mitgenommen aus.
    »Das Todesheulen«, sagte Jarem zu Gabriel. Sein Akzent klang so, als wäre er irgendwo in Afrika aufgewachsen. »Wir haben das Todesheulen gehört und den Ruf weitergegeben. Was ist aus Sirhan geworden?«
    »Es ist vollbracht«, sagte Gabriel. »Er ist vom Fluch befreit.«
    Die anderen neigten andächtig ihre Köpfe.
    »Seine Leiche ist im Wagen. Wir sollten ihn und die beiden toten Wächter in den Wald bringen und sie auf eine Weise verabschieden, wie es Kriegern gebührt.«
    Auf dem Rückweg hatte Gabriel mir erklärt, dass sie einen Scheiterhaufen errichten und die Leichen darauf verbrennen würden.
    Ein paar der Ältesten schlossen sich mit Gabriel zusammen und kümmerten sich um die Toten. Sie waren gerade aufgebrochen, als zwei andere Autos auf den Parkplatz gefahren kamen: Aprils roter Wagen und Talbots blauer Truck.
    Lisa und April stiegen aus, Talbot folgte eine Sekunde später.
    »Wir haben das Heulen gehört«, sagte Lisa, während sie uns entgegenkamen.
    »Ich auch«, sagte Talbot. »Was ist passiert?«
    Daniel berichtete von dem Angriff auf die Pfarrkirche und von Sirhans Tod. Lisa wischte sich eine

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