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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Talbots Truck hieven.
    Daniel gähnte und reckte sich. »Was ist los?«, fragte er und schien noch nicht ganz wach zu sein.
    Es war Samstagmorgen. Der Beginn des wahrscheinlich längsten Tags unseres Lebens.
    »Es geht los«, sagte ich.
    Samstagnachmittag, noch acht Stunden
    Daniel und Jude entschieden sich, Talbots Kampftraining zu schwänzen, und verbrachten stattdessen den Tag auf dem grasbewachsenen Feld hinter der Farm, um dort mit Gabriel zu meditieren. Eine kluge Entscheidung, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, sie hätten sich auf den Kampf vorbereitet. Je näher der Sonnenuntergang heranrückte, desto mehr konnte auch ich die Kraft des Vollmonds spüren.
    Lisa musste es bemerkt haben, denn sie nahm ihre tropfenförmigen Mondsteinohrringe ab und bot sie mir an.
    »Bist du sicher?«, fragte ich.
    »Ich schulde dir was«, sagte sie. »Also, ich meine, ich wäre zwar auch mit einem Ohr noch ganz schön attraktiv, aber ich bin froh, es nicht beweisen zu müssen.« Sie grinste mich an. »Ich muss bloß aufpassen, dass ich heute Nacht nicht zum Wolf werde. Schließlich will ich dich ja nicht mit einem Shadow King verwechseln und versehentlich umbringen.«
    »Danke«, sagte ich, schloss die Finger um die beiden kleinen Mondsteine und behielt sie den ganzen Nachmittag in der Hand.
    Nur noch zwei Stunden
    Mom hatte uns allen ein spätes Abendessen bereitet. Wir verteilten uns über die freien Flächen im Vorgarten des Farmhauses und stopften so viel wie möglich in uns hinein – der nötige Energievorrat für den bevorstehenden Kampf. In kleinen Grüppchen hockten wir da über Tellern mit gebratenem Hähnchen und Kartoffelpüree, und jeder, der zufällig vorbeigekommen wäre, hätte wohl angenommen, dass wir eine Familienfeier veranstalteten. Nur dass wir uns nicht auf Sackhüpfen und Eierlaufen vorbereiteten, sondern auf einen Kampf.
    Ich saß mit Daniel, meinen Eltern, Jude, April und Charity auf der vorderen Veranda.
    »Hat jemand irgendwelche interessanten Pläne für heute Abend?«, fragte April in die Runde.
    Daniel musste lachen.
    Charity nahm einen gebratenen Hühnerschenkel von ihrem Teller. »James ist total wild auf die hier«, sagte sie. »Er hält sie für kleine Mikrofone. Wisst ihr noch, wie er mal einen in die Hand genommen hat und dann zu singen anfing? Twinkle, Twinkle, Little Star ?« Ihre Stimme brach ab. Sie legte das Hühnerbein zurück auf den Teller und wischte sich eine Träne ab.
    Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Bloß dass er den Text nicht richtig kann«, sagte ich. »Er singt nämlich immer ›Tinkle, Tinkle, Little Star‹.«
    Charity lächelte zaghaft, musste aber plötzlich noch mehr weinen. »Was ist, wenn sie ihn heute Abend nicht zurückbringen? Was, wenn er schon …?«
    »So etwas dürfen wir gar nicht denken«, sagte Mom. »Er wird zu uns zurückkommen. Ich weiß es. Grace und Jude werden ihn nach Hause bringen.«
    Jude senkte den Kopf. Ich konnte sehen, dass er den Mondstein an seine Brust drückte.
    Ein paar Minuten saßen wir schweigend da.
    Ich wollte gerade ein Stückchen Fleisch von meinem Teller nehmen, als sich die Vordertür öffnete. Erschrocken zuckten wir alle zusammen.
    Gabriel betrat die Veranda.
    Ich blickte zu ihm auf.
    »Es wird Zeit«, sagte er. »Die anderen werden bald hier sein. Lasst uns die letzten Vorbereitungen treffen.«
    Daniel und ich folgten ihm ins Haus. Der Rest meiner Familie kam uns hinterher, und die Mitglieder des Etlu-Clans nahmen ihre vorab bestimmten Positionen für die Zeremonie ein. April nahm zwei schwarze Kleidersäcke von dem alten verstaubten Sofa im Wohnzimmer. »Ich dachte, ihr beide solltet bei der Zeremonie Roben tragen. Wie alle anderen«, sagte sie. »Ich habe sie selbst genäht.«
    »Danke«, sagte ich und reichte Daniel den Sack, auf dem sein Name stand. Dann warf ich mir meinen über die Schulter und wandte mich an meine Eltern. Ich zog den Schlüssel des Aston Martin aus meiner Tasche und drückte ihn Mom in die Hand. »Ich möchte, dass ihr April und Charity mitnehmt und sofort verschwindet. Fahrt einfach so weit und schnell ihr nur eben könnt. Zu Tante Carol oder zu Grandma. Irgendein Ort, der weit genug entfernt ist. Nur für den Fall, dass irgendwas schiefläuft.«
    Mom sah erst den Schlüssel und dann mich an. »Nein«, sagte sie. »Sie werden James hierherbringen. Ich kann jetzt nicht in einen anderen Bundesstaat fahren. Ich muss für ihn da sein.«
    »Mom, es ist zu gefährlich. Du kannst hier nicht

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