Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
das obere Stockwerk des Hauses nach ihrer Beute.
»Die Fernzündung funktioniert nicht!«, rief Brent. »Ich muss es manuell machen.«
»Brent! Nein!«
Aber Brent hatte sich schon umgedreht und rannte wieder auf das Haus zu. Er klappte einen Metallkasten auf, der am Geländer der Veranda befestigt war. Ich wusste, dass sich im Innern des Kastens ein Kabel befand, das mit dem Sprengstoff verbunden war, den wir unter dem Haus versteckt hatten. »Keine Sorge! Ich habe genügend Zeit zum Entkommen!« Seine Finger fummelten in dem Kasten herum.
Plötzlich sah ich ein paar Akhs und Gelals, die aus den Fenstern auf die Veranda heruntersprangen.
Ryan, Zach und ich sahen entgeistert zu. »Beeil dich!«, brüllten wir im Chor.
»Erledigt!« Brent klappte den Deckel zu und drehte sich um. Triumphierend wie Rocky Balboa nach einem Boxkampf reckte er die Fäuste in die Luft. Doch bevor er einen Schritt machen konnte, packte ihn ein Gelal von hinten und zog ihn am Kragen über das Geländer auf die Veranda.
»Nein!«, schrie ich.
Ich rannte los, aber nachdem ich ein paar Schritte auf Brent zugelaufen war, explodierte das Farmhaus direkt vor meinen Augen.
Es passierte blitzschnell, im Bruchteil einer Sekunde. Brent und das Haus und die Dämonen flogen in die Luft, während ich meine Augen schließen musste, um nicht vom Lichtschein der Explosion geblendet zu werden. Als ich die Augen wieder öffnete, war alles verschwunden.
Brent war nicht mehr da.
Nur die Flammen, die er selbst geschaffen hatte, waren noch übrig.
KAPITEL 37
Der Krieger und die Heilerin
Dreißig Sekunden später
Ich hörte nichts anderes mehr, als den schrecklichen Nachhall der Explosion. Das klingelnde Geräusch in meinen Ohren verursachte mir Übelkeit und bewirkte, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und zu Boden stürzte.
»Nein!«, schrie Ryan, als er an mir vorbeilief, doch tatsächlich konnte ich ihn nicht hören, sondern sah nur, wie sein Mund das Wort formte. Und ich spürte seinen Schmerz, als er auf die brennenden Überreste des Hauses zurannte. Ich versuchte ihn festzuhalten, damit er nicht zu nah heranging, konnte es aber nicht. Mit seinem Gewehr schoss er zwei übrig gebliebene Akhs über den Haufen und brach dann verzweifelt zusammen.
Erschöpft ließ ich mich zurücksinken, zog den Ohrhörer heraus und bedeckte meine Ohren mit den Händen. Ich lag mit dem Kopf auf einem Heubüschel, konzentrierte meine Heilungskräfte auf das Trommelfell und versuchte, den pulsierenden, hämmernden Schmerz zu unterdrücken. Das Klingeln ließ etwas nach und der Schmerz reduzierte sich zu einem stechenden Ziehen. Nach einem Augenblick konnte ich hören, dass jemand meinen Namen rief.
Tatsächlich riefen mich sogar mehrere Leute, wie ich feststellte, als ich den Kopf nach hinten drehte, um einen Blick auf das Schlachtfeld zu werfen. Die schwerfällige Bewegung erinnerte mich an den Moment, in dem ich von Calebs Wölfen im Lagerhaus angegriffen worden war. Mir wurde schwindelig. Der Kampfring wirkte gespenstisch leer. Die meisten Akhs und Gelals waren durch Brents Bombe zerfetzt worden. Nur eine kleine Gruppe scharte sich am nördlichen Rand der Arena um Caleb, und ein paar andere irrten in dem angrenzenden Feld umher. Im dichten Rauch, der von den Überresten des Hauses in den Ring hineingeweht wurde, konnte ich noch fünf Werwölfe erkennen, die überlebt hatten. Ich fragte mich, wie viele der Wölfe im Kampf besiegt worden waren und wie viele nach der Explosion das Weite gesucht hatten.
Daniel war einer derjenigen, die meinen Namen riefen. Ich sah, wie er seine Lippen bewegte, während er mit zwei riesigen Werwölfe kämpfte, die ihn offenbar davon abhalten wollten, zu mir zu gelangen. Es war ein verbissener, blutiger Kampf, der sich zwischen ihnen abspielte, und Daniel zielte auf ihre Gliedmaßen, während sie ihn unermüdlich immer wieder angriffen. Mir kam es vor, als würde sich alles in Zeitlupe abspielen, und die Tatsache, dass ich auf dem Boden lag und alles verkehrt herum sah, machte die Sache nicht besser.
Auch Talbot rief meinen Namen. Ich drehte den Kopf zur Seite und sah, dass er und Lisa mit zwei Werwölfen kämpften. Sogar Slade und Zach, die sich mit ein paar übrig gebliebenen Dämonen abrackerten, riefen nach mir. Und jeder von ihnen machte wilde, auffällige Armbewegungen, so als versuchten alle, mir irgendetwas zu signalisieren. Ich war allerdings von der Explosion so benommen, dass mein Gehirn die
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