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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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besten Kroatisch, das sie zustande brachte.
    Die ältere Frau blieb stehen. Ihre Augen waren voller Angst . » Es geht um Jasna. Sie haben sie auf dem Berggipfel gefunden. Ein Blitzschlag hat das Kreuz zerstört und sie verletzt. «
    »Wie schlimm ist es?«
    »Ich weiß es nicht. Sie wird gerade abtransportiert.«
    Die Verzweiflung der Frau grenzte an Hysterie. Tränen strömten aus ihren Augen. Sie bekreuzigte sich immer wieder, umklammerte ihren Rosenkranz und flüsterte unter Schluchzern ein Gegrüßet-seist-du-Maria. »Mutter Jesu, rette sie. Lass sie nicht sterben. Sie ist gesegnet.«
    »Ist es denn so schlimm?«
    »Als man sie gefunden hat, hat sie kaum noch geatmet.«
    Plötzlich kam Katerina ein Gedanke: »War sie allein?«
    Die Frau schien die Frage nicht zu hören, murmelte weiter ihre Gebete und flehte Gott an, Jasna zu retten.
    »War sie allein?«, wiederholte Katerina ihre Frage.
    Die Frau riss sich zusammen, dieses Mal schien sie die Frage zu hören.
    »Nein. Ein Mann war auch da. Schwer verletzt. Genau wie sie.«
    49
    Vatikanstadt, 9.30 Uhr
     
    V alendrea ging die Treppe zur Sixtinischen Kapelle hinauf. Er glaubte fest daran, dass die Papstkrone zum Greifen nahe war. Ihm stand nichts mehr im Weg als ein Kardinal aus Kenia, der an der verfehlten Politik eines Papstes festhalten wollte, welcher sich selbst das Leben genommen hatte. Wenn es nac h V alendrea ging, und vielleicht war es ja noch vor Ablauf des Tages so weit, würde er Clemens ’ sterbliche Überreste aus der Krypta des Petersdoms entfernen und nach Deutschland transportieren lassen. Vielleicht würde ihm dieses Meisterstück wirklich gelingen, da Clemens in seinem Testament – das vor einer Woche veröffentlicht worden war – den ernsthaften Wunsch geäußert hatte, in Bamberg bestattet zu werden. Man könnte Valendreas Geste als Liebesdienst der Kirche an ihrem verstorbenen Papst auffassen, die bestimmt positiv aufgenommen würde. Außerdem hätte er dann den heiligen Boden von dieser erbärmlichen Seele gesäubert.
    Er freute sich immer noch über den Vorfall beim Frühstück. Ambrosis Anstrengungen in den vergangenen Jahren zahlten sich nun aus. Die Abhörvorrichtungen waren Paolos Idee gewesen. Valendrea hatte der Gedanke an eine mögliche Entdeckung zunächst nervös gemacht, doch Ambrosi hatte Recht gehabt. Paolo hatte eine dicke Belohnung verdient. Er bedauerte, ihn nicht ins Konklave mitgenommen zu haben, doch Ambrosi hatte während der Wahl genug damit zu tun, draußen die Wanzen und Abhörvorrichtungen zu entfernen. Für diese Aufgabe war jetzt die perfekte Zeit, da der Vatikan fast ausgestorben war und alle nur Auge und Ohr für die Sixtinische Kapelle hatten.
    Valendrea erreichte den Absatz der Marmortreppe. Dort stand Ngovi, der ihn offensichtlich erwartete.
    »Der Tag des Gerichts ist da, Maurice«, sagte Valendrea auf der obersten Stufe angekommen.
    »So kann man es durchaus sehen.«
    Der nächste Kardinal stand fünfzehn Meter von ihnen entfernt, und die Treppe hinter ihnen war leer. Die meisten Kardinäle waren bereits in die Kapelle gegangen. Valendrea hatte sein Eintreten bis zum letzten Moment hinausgezögert. »Ic h w erde Ihre Rätsel nicht vermissen. Genauso wenig wie die von Clemens.«
    »Was mich interessiert, ist die Antwort auf diese Rätsel.«
    »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Kenia. Genießen Sie die Wärme.«
    Mit diesen Worten setzte Valendrea sich in Bewegung.
    »Sie werden nicht siegen«, sagte Ngovi.
    Valendrea drehte sich um. Der überhebliche Ausdruck im Gesicht des Afrikaners gefiel ihm nicht, aber er konnte sich die Frage dennoch nicht verkneifen: »Warum?«
    Ngovi antwortete nicht. Er schob sich einfach an Valendrea vorbei und trat in die Kapelle.
     
    D ie Kardinäle nahmen ihre Plätze ein. Ngovi, der vor dem Altar stand, wirkte vor der Farbenpracht von Michelangelos Jüngstem Gericht beinahe unbedeutend.
    »Bevor dieser Wahlgang beginnt, muss ich Ihnen etwas sagen.«
    Alle hundertdreizehn Kardinäle wandten sich Ngovi zu. Valendrea holte tief Luft. Er war hilflos. Noch war Ngovi Camerlengo und hatte die Kontrolle.
    »Einige von Ihnen scheinen der Meinung zu sein, ich wäre ein geeigneter Kandidat für die Nachfolge unseres geliebten verstorbenen Papstes. Ihr Vertrauen schmeichelt mir zwar, doch ich muss es ablehnen. Sollte ich gewählt werden, werde ich die Wahl nicht annehmen. Ich bitte Sie, Ihre Entscheidung in diesem Wissen zu fällen.«
    Ngovi trat vom Altar weg und setzte sich zu den

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