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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjartan Poskitt
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und übergab sie in Urgums große Hände.
    »Aber... was würde eure Mutter dazu sagen?«, fragte Urgum.
    »Mutter ist keine echte Barbarin«, antwortete Ruff gerissen. »Aber du schon und du bist ausgelacht worden. Also tu es, Urgum.«
    Urgum saß in der Falle. Jede Entscheidung, die er jemals getroffen hatte, war einfach gewesen, weil man als Barbar immer recht hatte - aber niemals hatte er eine Prüfung wie diese bestehen müssen. Wenn er jetzt versagte, war sein ganzer barbarischer Ruf dahin. Er hätte ebenso gut Baumwollpflücker oder Seifenvertreter werden können: Er hätte ebenso gut tot sein können. Langsam hob er die Axt über seinen Kopf. Molly stand vor ihm und sah ihn interessiert an.
    »Lauf!«, zischte er. »Mach schon, lauf weg. Schnell.«
    »Warum sollte ich?«, fragte Molly. »Ich will ein tapferer Barbar sein, genau wie du.«
    Urgums Axt hatte sich nie zuvor so schwer angefühlt. »Hast du denn gar keine Angst?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Molly. »Barbaren haben keine Angst. Außerdem wird mein Papa mich nicht umbringen.«
    Sie starrte Ruff an, der neben Urgum stand und äußerst selbstgefällig wirkte. »Weißt du auch, warum mein Papa mich nicht umbringen wird?«, fragte Molly.
    »Warum nicht?«, sagte Ruff.
    »Weil er ein großer, dicker, fetter alter Softie ist!« Molly sprang hoch und ließ ihre Finger in Urgums Axelhöhlen zappeln.
    Mit einem hilflosen, fröhlichen Röhren ließ der die Axt fallen. »Höraufff, nein, aufffhören, unfair, Gnade, ich gebe ja auf, HILFE!«
    Als Urgum in die Knie ging, kitzelte Molly ihn noch ein letztes Mal unter dem Arm und trat dann zurück.
    »Hast du schon genug?«, fragte sie.
    »Stoppbitte«, bettelte Urgum zwischen zwei Lachanfällen. Tränen liefen aus seinen Augen. »Das reicht. Aufhören. Kein Gekitzel mehr, dann hacke ich dich auch nicht in Stücke.«
    »Versprochen?«, fragte Molly.
    »Versprochen«, japste Urgum und schnappte nach Luft.
    Hinter ihm sahen seine Söhne voller Verwunderung zu.
    »Hey!«, sagte Ruinn. »Was ist mit dem Blut? Die Hänselei muss gesühnt werden und so. Oder bedeutet es dir gar nichts mehr, ein echter Barbar zu sein?«
    Aber es gab Blut, und zwar sogar eine ganze Menge davon. Denn als Urgums Axt zu Boden gefallen war, hatte sie Ruffs Bein aufgeschlitzt. Jetzt lag der Sohn Nummer eins wimmernd und heulend auf dem Boden, während sich eine große rote Lache um ihn herum bildete.
    »Tut das weh?«, fragte Robbin.
    Ruff konnte nur vor Schmerz quieken.
    »Das genügt mir.« Robbin lächelte Molly an und trat vor, um ihr die Hand zu schütteln. »Gut gemacht, kleines Mädchen. Ich bin Robbin.«
    »Ich weiß«, sagte Molly. »Mama hat gesagt, dass du der Nette bist.«
    »Och!« Robbin wurde ein bisschen rot. »Und hast du auch schon rausgefunden, wer die anderen sind?«
    »Das ist leicht«, sagte Molly. »Rekk und Rakk streiten ständig miteinander.«

    »Er fängt immer an!«, brüllten Rekk und Rakk gleichzeitig. Dabei zeigten sie aufeinander und fuhren fort: »Nein er! Du Lügner!«
    »Hast du mich gerade einen Lügner genannt? Dafür tret ich dir in den...«
    Dann versuchten die Zwillinge sich gegenseitig zu treten, und fielen dabei um.
    »Raymond ist der mit Hirn«, sagte Molly.
    »Da ist was dran.« Ruinn zog Raymonds Hirn aus einem der Säcke. »Schau mal, es hat diese brillanten kleinen lila Teile, die rausstehen, wenn er nachdenkt.«
    »Und du musst Ruinn sein«, sagte Molly. »Der Eigenartige. Siehst du, ich kenne euch alle sechs.«
    »Aber wir sind sieben«, sagte Robbin.
    »Ach... ja, natürlich«, sagte Molly und zählte die Jungs. »Mama hat vergessen, den Anderen Burschen zu erwähnen.«
    Inzwischen war Urgum wieder aufgestanden.
    »Jungs... und Schwächlinge.« Er blickte runter zu Ruff. »Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist, aber wir sind gesegnet worden. Ihr habt eine neue Schwester und ich habe meine ganz eigene Tochter.«
    Es gab zustimmendes Gemurmel und Kopfnicken. Molly strahlte vor Stolz.
    »Hurra!«, jubelte sie, hüpfte um Urgum herum und bewarf die Jungs mit Blütenblättern. »Ich werde eine Barbarin!«

    knurrte Urgum.
    Molly hielt inne. »Was denn?«
    »Du magst meine Tochter sein, aber KEINESFALLS wirst du jemals eine Barbarin«, sagte Urgum.
    »Und warum nicht?«
    »Weil...« Urgum wedelte mit einem Finger in der Luft herum und suchte nach ein paar Gründen. »... weil, EINS, du ein Mädchen bist und ZWEI, du herumhüpfst und Blütenblätter streust, und DREI, weil du keine Narben

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