Urlaub im Höllenclub
Fall aufklären, versteht ihr das?«
Beide schwiegen. Carla bekreuzigte sich hastig.
»Was ist los mit euch?«
»Laß die Toten ruhen!« flüsterte Hank.
»Immer vorausgesetzt, daß sie auch tot sind«, sagte Suko. »Ich kann mir vorstellen, daß nicht alle Toten tot sind. Ich trinke einen Zombie. Netter Name für einen Drink. Nur frage ich mich, wie nett es sein wird, wenn ein Zombie plötzlich vor mir steht.«
»Es gibt keine!« sagte Carla schnell. Doch ihre Angst strafte sie Lügen.
»Keine Sorge«, sagte Suko. »Ich kenne mich etwas aus. Doch, es gibt Zombies, behaupte ich. Ja, es gibt sie. Ich kenne sie. Ich habe sie gesehen, verdammt. Ich habe gegen sie gekämpft. Ich bin derjenige, der schon einige von ihnen zur Hölle geschickt hat. Es gibt die Zombies ebenso wie es die Macht des Voodoo gibt. Ihr braucht euch keine Mühe zu geben, mich vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Ich weiß sehr genau, was ich tue und womit ich mich beschäftige.«
»Gott steh uns bei!« flüsterte Carla.
»Ist es denn so schlimm?« fragte Suko.
»Sag du was!« wandte sich Carla an ihren Mann. »Ich... ich... will nicht darüber reden.«
Die beiden fürchteten sich, das sah Suko ihnen an. Auch ihm war unwohl geworden. Plötzlich kam ihm der Wind auch nicht mehr so lau vor. Er hatte sich in eine kalte Brise verwandelt, die über seinen Körper strich, wobei die Kälte mehr von innen kam.
»Bitte, Hank. Mach den Mund auf. Du kannst nicht immer unter dem Druck leben. Es hat Tote gegeben, und ich denke, daß die Mörder keine normalen Menschen gewesen sind. Waren es die Voodoo-Wächter?«
Hank saß kerzengerade. Er schaute an Suko vorbei, als er leise die Antwort gab. »Ja, es sind die verdammten Voodoo-Wächter gewesen.«
»Hank!« rief seine Frau mit schriller Stimme.
»Es ist jetzt egal.«
»Danke«, sagte Suko.
Hank lachte glucksend, bevor er fragte: »Wofür willst du dich bedanken, Freund?«
»Dafür, daß du über deinen eigenen Schatten gesprungen bist. Dafür ein Dankeschön.«
»Okay, meinetwegen. Aber ich habe Angst. Es ist wirklich schlimm, und es gibt die Voodoo-Wächter. Man hätte kein Hotel auf dieser verdammten Insel bauen sollen. Man hat die Warnungen mißachtet, aber jetzt ist es zu spät.«
»Wie meinst du das?«
»Es hat Tote geben. Und es wird noch mehr geben. Die Wächter holen sich alle. Zuerst die Fremden, danach sind wir an der Reihe. Sie wollen die Insel wieder so haben wie sie einmal gewesen ist. Vor langer, langer Zeit.«
»Wie war sie denn?«
»Anders. Klarer, reiner. Sie gehörte den Einheimischen, begreifst du das?«
»Ja und nein.«
»Hier war man glücklich. Hier hat man gelebt, und man hat auch das andere akzeptiert.«
»Wovon sprichst du, Hank?«
»Von einem Friedhof. Von einem Voodoo-Friedhof, mein Junge. Ja, davon rede ich.«
»Voodoo-Friedhof«, wiederholte Suko. »Hier?«
»Auf der Insel.«
»Wer liegt dort begraben?«
»Kannst du dir das nicht denken? Zombies liegen dort in der Erde. Lebende Tote. Hier hat man sie zur Ruhe gebettet. Die Menschen waren sich damals sicher, daß sie kein Unheil anrichten können. Das hätten sie auch nicht getan, sie waren ja tot...«
»Nein, untot.«
»Stimmt nicht, Suko.« Hank schüttelte den Kopf. »Sie waren tot. Man hat sie beschworen, verstehst du?«
»Nicht direkt.«
»Sie sind unter einen Bann gestellt worden. Unter einen Knochenbann. Ist etwas kompliziert, aber...«
»Knochenkreuze?« fragte Suko.
»Teufel, das weißt du?«
»Ja.«
»Woher? Du bist fremd. Ich glaube nicht, daß du das alles so genau kennst.«
»Keine Sorge, ich bin nicht so unbedarft. Aber das lassen wir mal beiseite. Wenn ich dich richtig verstanden habe, so hast du von einem Friedhof gesprochen?«
»Den gibt es hier auf der Insel.«
»Und weiter?«
Er stöhnte und schaute hilfesuchend zu seiner Frau, die nichts sagte und wie versteinert wirkte. »Der Friedhof ist noch da«, sagte Hank leise und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas. Er leerte es bis auf die fest geschmolzenen Eiswürfel. »Er ist nicht einmal weit entfernt, aber er sieht nicht mehr so aus, wie er eigentlich aussehen sollte, du verstehst?«
»Sind die Gräber leer?« fragte Suko.
»Ja, das sind sie...«
***
Nach dieser Antwort lastete plötzlich eine bedrückende Stille über dem kleinen Dorf am Rande des Regenwaldes. Alle Geräusche schienen sich verflüchtigt zu haben. Suko kam sich von dieser Stille regelrecht eingepackt vor, und er traute sich in den folgenden
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