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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
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— mit königlicher Erlaubnis!
    «Verzeihung!»
grunzte Wutz. «Es ist nicht meine Gewohnheit, Leute beim Baden zu stören!»
    «Gott sei
Dank. Ich fürchtete schon, du wolltest dich auf mich setzen!»
    «Sollte das
ein Scherz sein, Majestät, öfföff?» fragte Wutz, indem sie die Tür schloß.
    Genau in
dieser Sekunde klingelte es. König Pumponell schlug die Hände zusammen und
rief: «Herrlich! Entsetzlich — Naftaline! Pünktlich wie... wie... nun, wie
Naftaline. Was mache ich nur?»
    «Auf keinen
Fall in die Badestube führen!» prustete Sami.



Der König versucht,
Wutz und Urmel zu verstecken, und entschließt sich zum plötzlichen Abflug
     
    Wutz
bemerkte, daß der König abwechselnd rot und bleich wurde. Er wird bestimmt
nicht abwechselnd rot und bleich, wenn ich klingle, dachte sie mit zartem
Kummer.
    «Bitte, komm
’raus!» flehte Pumponell Sami durch die Badezimmertür an, und dieser erhob sich
seufzend — in großen weißen Flocken floß der Schaum von ihm ab. «Nicht einmal
waschen kann man sich in Ruhe», murrte er leise. «Erst eine ganze Nacht ein
Schwein auf dem Schoß, dann eine Freundin am Klingelknopf — was zuviel ist, ist
einfach zuviel.»
    Rasch
trocknete er sich ab, kämmte sich die Haare — und da schellte es wieder, lange
und energisch.
    Der König
trat hinter die Gardine, er schaute zum Portal hinab. Er sah zwei Füße und zwei
Koffer unter dem Sims hervorlugen. «Sie ist es, sie ist es —», stöhnte, nein
jubelte er. Das Urmel drehte am anderen Fenster den Griff herum, um es zu
öffnen. Wutz packte es noch rechtzeitig und riß es zurück. «Ich verhaue dich, wenn
du nicht artig bist, öfföff!» Da fing das Urmel gräßlich und laut zu zetern an:
«Uuuu — uuu — Wutz verhaut mich — ich will auch Krabbenlilie sehen — uuuu!»
    «Weg mit
dir, fort! Sei still!» rief der König. Sami klammerte sich an Urmels Schnauze
und preßte sie zusammen. Der Schreihals glubschte ihn aus den Augenwinkeln an.
    Was ist dort
oben für ein Gezeter? dachte Naftaline, drückte ihren Finger erneut auf den
Klingelknopf und nahm ihn nicht wieder runter.
    «Majestät,
diese Aufregung macht mich nervös, öfföff!» rief Wutz.
    «Und mich
erst!» antwortete er. «Sami, bitte bring die beiden auf den Dachboden und
vergiß nicht abzuschließen!»
    «Happ!»
machte das Urmel und hatte die Schnauze wieder frei. «Wenn ihr mich einsperrt,
mache ich soviel Krach wie ein Erdbeben, ein Gewitter und eine Dampfersirene!»
verkündete es.
    Der König
sank auf einen fürstlichen Sessel. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    «Na ja—»,
sagte das Urmel, «man muß wohl Mitleid mit dir haben! Komm, Wutz, wir gehen
freiwillig — und dafür mache ich nur soviel Krach wie ein ganz kleiner
Vulkanausbruch und eine Elefantentrompete!»
    «Wenn auf
dem Dachboden ein altes Samtsofa ist, auf das ich mich legen kann, öfföff,
meinetwegen!» brummte Wutz. «Samt kann ich nicht versprechen!» flüsterte König
Pumponell erschöpft. «Aber ein altes Sofa ist bestimmt oben...» Das Urmel
näherte sich Wutz und flüsterte ihr verschmitzt ins Ohr: «Komm, bevor wir
nämlich nicht weg sind, läßt er Katerbiene nicht rein!»
    Sami brachte
Wutz und Urmel über viele gewundene Treppen auf den halbdunklen Speicher.
Inzwischen gellte die Klingel ununterbrochen durchs Schloß.
    «Ausdauer
hat sie!» sagte Sami.
    «Gott sei
Dank gibt es am Blockhaus keine Klingel!» meinte Wutz. «Oh, ich fürchte, diese
Naftaline wird dem armen Professor entsetzlich auf die Nerven gehen, öfföff. So
was nennt man doch eine Nervensäge, oder nicht? Am liebsten würde ich sofort
wieder auf die Insel fliegen und ihn vor ihr in Schutz nehmen. Der arme Mann
weiß sich ihrer ja noch weniger zu erwehren als der König! Jetzt verstehe ich
auch, daß Pumponell ihr versprochen hat, sie auf die Insel zu bringen: Er
konnte einfach nicht anders, um sie loszuwerden — armer, armer Professor!» Sie
seufzte, und der Gedanke, wie das Anhängsel der Fingerspitze auf dem
Klingelknopf das Arbeitszimmer ihres Professors betrat, war ihr unerträglich.
    Sami aber
hatte sie schon alleine gelassen und den Schlüssel hinter sich umgedreht. Matt
drang das Licht durch verstaubte Dachluken. Spinnweben zogen sich von Balken zu
Balken. Und der Speicher war vollgestopft mit halbkaputten Möbeln, Schränken,
Truhen, Kisten, Bücherstapeln — mit tausend unbeschreiblichen Dingen.

    «Hier ist es
toller als unten, wo man nichts anfassen darf!» sagte das Urmel. Es
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