Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
so daß sie ihn dann wieder so richtig
und vollkommen gern haben könnte wie gleich nach seinem Abflug.
    Aber es war
unmöglich, ständig bei ihrem Onkel zu leben und zu warten.
    Also packte
sie die großen Koffer. Vorsichtshalber aber auch zwei Flugreisekoffer —
zusätzlich. Man konnte ja nicht wissen...
    Und richtig,
nach schlaflos verbrachter Nacht hörte sie im Morgengrauen ein Dröhnen über der
Tuntukullerstraße, das ihr bekannt vorkam. Und als sie ans Fenster stürzte, sah
sie den Hubschrauber über den Schloßparkbäumen verschwinden.
    Hurra! Sie
rannte im Nachthemd zu ihrem Onkel und weckte ihn. «Der König ist gekommen! Ich
sause los! Schlaf du schön weiter. Jetzt weiche ich nicht mehr von seiner
Seite, bis er sein Versprechen einlöst — und wenn es auch bis an mein
Lebensende dauern sollte...»
    «Heirate ihn
doch gleich!» brummte Zwengelmann traumbefangen.
    «Unsinn! Du
vergißt, daß ich bloß deinetwegen zu Tibatong fliege...»
    «Nur
meinetwegen ist vielleicht ein wenig übertrieben!» Er sah sie verschmitzt an,
und sie errötete. «Immerhin», fuhr er fort, «bitte vergiß deine Fotokamera
nicht, deinen Filmapparat und das Tonbandgerät — für die sprechenden Tiere,
haha, für das Plappern, Grunzen, Quärren und Zwitschern, von dem behauptet
wird, es wären verständliche Worte. Viel Glück in Tibatongs
Papageienkreisch-Schule! Und grüß mir das Urmel, hoho!»
    «Mache ich!»
Auch sie lachte. «Alles ist schon eingepackt. Luftballons auch. Sie sind als
Geschenke immer gut zu gebrauchen. Ich habe sogar ein rosa Schwein zum
Aufblasen mit, das überreiche ich dem Professor, als Hausschwein, das angeblich
ein Urmel aufzieht! — Er wird sich ärgern! Mit Gruß von Direktor Doktor
Zwengelmann! Ich freue mich schon auf sein Gesicht! — Aber nun auf Wiedersehen,
vielen Dank für alles — und mach dir keine Sorgen, wenn ich nicht gleich
wiederkehre. Du weißt ja, wo ich bin. Wenn ich auf der Insel ankomme, schicke
ich dir eine Flaschenpost, wenn der Professor noch eine leere
Himbeersaftflasche hat!»
    «Ich kann
dir vielleicht aushelfen!» Zwengelmann war sehr vergnügt.
    In
Windeseile zog Naftaline sich an und verließ das Haus. Zwei Köfferchen trug
sie, eines rechts: mit Kleidern, kurzen Hosen, Badeanzug und Waschzeug; eines
links: mit den Luftballons und ihren Geräten, mit Bleistiften und Papier.
    Pumpo, ich
komme! dachte sie. Und wurde rot unter ihren blonden Haaren wie Klatschmohn im
Getreidefeld.
    In Schloß
Pumpbrunn stapfte das Urmel durch die Prachtgemächer. Sein dicker
Schwanz schleifte wie die Schleppe einer Hofdame. Es steckte die Nase in alle
Porzellanvasen, schaute hinter alle Vorhänge, öffnete jede Tapetentür und
begrüßte die in Öl gemalten Vorfahren Seiner Majestät mit Kußhändchen.

    Wutz trabte
ebenfalls herum, aber sie war erfüllt von Ehrfurcht, gleich einem kunstsinnigen
Touristen, der nur auf Zehenspitzen zu gehen wagt. «Was für reizende Röschen
auf den Wänden blühen, öfföff!»
    «Es sind
gemalte — Rokoko!» erklärte der König und meinte den Baustil.
    Öff! Konnte
man das Rokoko vielleicht essen? Riechen tat es nicht! Sie schnüffelte auch an
den mit Ornamenten bestickten Sesselpolstern. Sie spiegelte sich in der
Marmorplatte eines Tisches: «Es sieht aus wie Marzipan, öfföff!»
    «Dann siehst
du also aus wie ein Marzipanschwein!» Der König lachte. «Der Tisch ist Barock!»
sagte er und meinte wieder den Baustil.
    Vielleicht
doch etwas zu essen, dachte Wutz und biß in die Tischecke. Der König zog gerade
das Urmel am Schwanz aus einem verschnörkelten Wandkamin heraus. Offenbar ist
dieser Barock sehr alt und hart geworden, dachte sie.
    «Ehe ihr die
Einrichtung zerstört», sagte der König, und Wutz errötete schuldbewußt, «wie
wäre es mit einem warmen Bad? Vorausgesetzt, daß ihr keine Überschwemmung
verursacht!»
    «Au ja!»
rief das Urmel. «Ich bade mit Wutz und tauche sie unter!»
    «Ich bin
eine Dame und bade allein!» sagte Wutz. «Wo ist die Badestube?»
    «Du stehst
genau vor der kleinen Tür!»
    «Danke,
öfföff, Badesalz, Toilettenseife und Badetücher finde ich sicher drinnen? Ich
meine, saubere...?»
    «Ja, und mit
Kronen bestickt!»
    Wutz nickte
gemessen und klinkte die Tür auf. Dichter Dampf schlug ihr entgegen. Hilfe,
dachte sie, das ist ja wie in der Schlachtmaschine auf Futura... «Raus!» rief
jemand aus der Badewanne. Nur sein Schopf und seine Nasenspitze schauten aus
dem Schaum, der um ihn aufgetürmt war. Es war Sami
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher