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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
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nicht!»
    «Wie meinst
du das?» fragte der König.
    «Nun, eine
Frau ist geschickter im Haushalt! Ich finde, er läßt Sie manchmal ein bißchen
schlampig herumlaufen. Die Töpfe sind auch nicht immer ganz sauber, öfföff. Und
außerdem müßte ein König eigentlich verheiratet sein, meine ich jedenfalls.
Ohne Frau ist er ungefähr so wie...»
    «Nun, wie?»
    «Ungefähr
wie ein uneingewickeltes Pralinee. Natürlich gibt es uneingewickelte Pralinees,
aber die in einem hübschen Papier sind einfach die besseren, nicht wahr?»
    «So habe ich
das noch nie betrachtet!» brummte der König. Er fühlte sich als Pralinee etwas
unbehaglich.
    Wutz
wechselte das Thema: «Ich fliege so gern, öfföff!»
    «Bist du
denn schon mal geflogen?»
    «Aber ja...»
In letzter Sekunde fiel ihr ein, daß sie ja nicht von ihren Erlebnissen auf dem
Planeten Futura erzählen durfte. Zu schade! «...im Traum!» sagte sie.
    «Ich werde
Naftaline fragen, ob sie vielleicht ein großes rosarotes Luftballonschwein hat
oder machen lassen kann! Das nennen wir Wutz und lassen es steigen. Wie würdest
du das finden?»
    «Nicht gut,
öfföff! Ein Luftballonschwein, das Wutz heißt, empfindet nichts beim Fliegen,
so wie ich!»
    Recht hat
sie, dachte Seine Majestät. Ich möchte auch nicht, daß Naftaline nach mir eine ‹König
Futsch›-Luftballonfigur anfertigt, die zerplatzt, wenn man sie zu fest anfaßt!



Das Urmel zieht ins
Schloß und Naftaline klingelt am Portal
     
    Im
Morgengrauen setzte der König die Urmel-Transportkiste sanft auf dem Rasen des
Schloßparks auf — und den Hubschrauber einige Meter daneben. Es dämmerte,
heller Dunst lag auf der Wiese, und die ersten Vögel zwitscherten.
    Alle
Schläfer erwachten. Das Urmel kroch durch die Türöffnung, tollte herum,
kollerte über das feuchte Gras, schlug Purzelbäume, rieb sich die Augen,
blinzelte und quietschte: «Uiii — ist das dein Schloß, Futsch? Dieses große
Haus mit lauter ollen schmutzigen Frauen und Männern aus Stein, die über den
Fenstern liegen? Und mit so vielen Kaminen auf dem Dach — wie Igelstacheln, und
dem Balkon mit dem Geländer aus lauter Blumenvasen?»
    «O ja»,
grunzte Wutz, sie wälzte sich schwerfällig von Samis Schoß, und dieser atmete
hörbar auf. «O ja — öfföff!» jubelte sie, «das ist Kunst, das ist Geschmack:
genau wie aus einer illustrierten Zeitung. Ein herrliches Schloß, Majestät, zum
Anknabbern!»
    Sami
versuchte, sich mit Freiübungen fit zu machen. Seine Glieder knacksten wie
trockene Äste, die man zerbricht. Er murmelte: «Ich halte den Dauer-Weltrekord
im Schweine-Nachtflugtransport auf dem Schoß!» Und dann lud er die Maschine
aus. Der König half ihm: «Du darfst als erster ein heißes Bad nehmen, mein
Lieber!» sagte er. «Das wird dir gut tun! — Ach, bitte beeilt euch doch, Wutz
und Urmel, niemand darf uns sehen!» Er betete insgeheim, daß Naftaline nicht
hinter den Büschen stand — genauso wie er andererseits hoffte, sie bald
wiederzusehen.
    Das Urmel
spannte seine Flügel aus und flog auf die Terrasse in der ersten Etage. «Wie
eine aufgescheuchte Gans!» bemerkte Wutz mißbilligend. Das Urmel tänzelte auf
der Marmorbrüstung entlang. «Oh, Wutz», rief es hinunter, «hier kannst du dich
aber freuen: Nichts als lauter Staub zum Wegputzen!»
    «Geh sofort
ins Gebäude!» befahl der König. Er fühlte, wie seine Haare grau wurden.
    «Geht ja
nicht!» quiekte das Urmel. «Alle Fenster und die Türen sind zu!»
    «Komm
runter», rief der König gereizt. «Hier ist das Haus offen.»
    «Na gut! Ich
will dich nicht ärgern!» piepste das Urmel.
    Es flog
hinab, konnte es aber nicht lassen, über die Wipfel der mächtigen Parkbäume
hinwegzustreichen und eine Ehrenrunde um das Schloß zu drehen. «O Gott!»
stöhnte König Pumponell aus bedrängtem Herzen und atmete erst auf, als sich das
Schloßportal ganz fest hinter dem Urmel geschlossen hatte. Wie soll ich dieses
unartige Kind vor Naftaline verbergen, dachte er.
    Am
vergangenen Abend hatte Naftaline einen Entschluß gefaßt: Sie wollte
heimreisen, zu Vater und Mutter, heim in die Luftballonfabrik. Sie war es leid,
auf den wortbrüchigen König zu warten, Stunde für Stunde, Tag für Tag, Woche
für Woche, Monat für Monat. Ach, aber sie war betrübt über ihn, und über ihre
Entscheidung! Halb und halb wünschte sie, daß ihm etwas passiert sei, natürlich
nichts Ernsthaftes, aber doch etwas, was ihn am Kommen verhinderte und eine
richtige, vollkommene Entschuldigung war,
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