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Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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getigerte,
großäugige Geschöpf dort in der Seegraswiese - ein Tintenfisch? Als Tim ihn
berühren wollte, schoß er davon, eine braunschwarze Wolke ausstoßend.
    Sie sahen lackrote Seesterne.
Muränen lauerten in Felsspalten. Silberne Schwärme kleiner Fische hüllten sie
ein. Quallen trieben, wie aus feinem Glas geblasen, an ihnen vorüber. An
Steinen saßen stachelige, mit grünen Algen getarnte Seeigel. Sie glitten über
Polster orangefarbener Schwämme, über bleiche Schirmalgen und beobachteten
einen Einsiedlerkrebs auf seinem umständlichen Marsch. Überall schimmerten
Tiere in verwirrender Vielfalt der Farben und Formen, perlig, silbrig,
einfarbig oder bunt marmoriert.
    Seele-Fant betrübte dies alles
ein wenig. Nicht daß er den anderen das Glück mißgönnt hätte, aber das Tauchen
war doch etwas gewesen, was er dem Professor und Tim Tintenklecks vorausgehabt
hatte. Und einmal, als Tim gerade vor seinem Riff auftauchte, sprach er mit ihm
darüber.
    «Ach, das ist herrlich!» rief
der Rotschopf prustend und ließ sich neben Seele-Fant nieder.
    «Traurög öst das!» brummte der
Koloß mit dem faltigen Hals und den kleinen Flossen.
    «Wieso?»
    «Nun, böshör brauchtöt öhr
möch, wönn ös ötwas untör Wassör zu tun gab, eunön Könög aus dör Höhlö zu
böfreuön odör ötwas öhnlöchös. Abör nun könnt öhr auch das sölbst machön — öch
bön völlög nutzlos göwordön. Dö Vögöl flögön ön dör Luft hörum und prahlön, wö
schön das öst! Zum Beuspöl Schusch... und jötzt vörschwöndöt öhr untör Wassör!
Nur öch bleubö, wö öch ömmör schon war! Warum örföndöt dör Pfrofössor nöcht
eunö Tablöttö, dö möch so leucht wö eunön Luftballon macht?»
    Tim Tintenklecks lachte. Die
Vorstellung, Seele-Fant als Luftballon herumfliegen zu sehen, war ja auch zu
komisch.
    «Lach du nur! Ös öst
bötröblöch, als eunzögör nöchts Bösondörös zu könnön!»
    Ich werde versuchen, dir Flügel
anzufertigen!»
    «Oh, würdöst du das wörklöch?»
    Tim wollte es und ging sogleich
ans Werk. Er sägte gerade gewachsene Bambusstangen ab und verstrebte sie
fächerförmig miteinander. Dann schlich er sich ins Blockhaus, als Wutz wieder
einmal nicht da war, und klaute zwei Bettlaken. Man kann sich leicht
vorstellen, wie die zwei Flügel aussahen, die er so zusammenbaute.
    Als er fertig war, schickte er
Schusch, er möge Seele-Fant an den Strand bitten. Und als dieser auf den Sand
robbte, hatten sich bereits Ping Pinguin, Wawa und das Urmel dort eingefunden,
um dem großen Ereignis des See-Elefanten-Fluges beizuwohnen.
    Tim Tintenklecks befestigte die
Fächer so auf Seele-Fants Rücken, daß er sie mit den Flossen bewegen konnte.
    Seele-Fant schielte bedenklich
auf diese gewaltigen Flatterflügel. Er bewegte sie hin und her. Sehr fest saßen
sie nicht! Schusch aber stolzierte vor ihm herum, schlug mit den Schwingen und
krächzte: «So mußt du es machen, schau mal, so, es äst ganz einfach!»
    «Öch mach ös ja gönauso!»
brummte Seele-Fant. Schweißperlen traten aus den Poren seiner Haut.
Schwerfällig wehte er mit den Tüchern.
    «Mach einmal mir solche Flügel,
Tim», rief Ping Pinguin, «dann fliege ich pföner und höher als jeder andere
Vogel!»
    «Ömmör dö andörön», grollte
Seele-Fant. Er wirbelte nur Sand auf.

    Wutz wanderte währenddessen
gedankenvoll oben am Abhang entlang. Sie phantasierte sich allerlei Geschichten
zusammen. Da erblickte sie tief unten eine graue Wurst, die weiße Flügel
schwang. Sie grunzte erschrocken und rannte zum Professor. «Komm schnell, öff!»
rief sie. «Am Strand sitzt ein Meerdrachen, eine Art Riesenschmetterling. Komm,
ehe er wegfliegt.» Der Professor warf den Federhalter hin — und nahm ihn nur zu
bald kopfschüttelnd wieder in die Hand. Wutz aber war wegen der verschmutzten
Bettwäsche so verärgert, daß sie tagelang kein Wort mit Tim Tintenklecks
sprach. Und Seele-Fant hatte dieses Erlebnis noch betrübter gemacht.
    «Wenn er schon nicht fliegen
kann, vielleicht könnte er dann seiltanzen?» schlug das Urmel vor. «Wutz hat
mir von Seehunden erzählt, die im Zirkus Kunststücke machen, Bälle balancieren
und so... Wir wollen ein Seil aufspannen, und Seele-Fant soll darauf hin- und
herrutschen!»
    «Das muß aber ein tschiemlich
dickes Seil sein!» meinte Wawa.
    «Ein Pfiffstau!» rief Ping
Pinguin.
    Seele-Fants Blick ging ihnen
allen durch und durch. Dann robbte er wortlos ins Wasser. Er schwamm auf sein
Riff hinaus und grübelte

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