Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel taucht ins Meer

Urmel taucht ins Meer

Titel: Urmel taucht ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
viel benutzen, an meinen freien Nachmittagen und später zur Premiere
meines Theaterstücks...»
    «Wie?» rief König Pumponell.
«Du schreibst ein Stück?» Fast wäre er geplatzt vor unterdrücktem Lachen.
    Wutz senkte den Kopf. Sie
murmelte, daß es ihr vorläufig noch nicht einmal gelinge, ein A zu schreiben,
und daß sie es wohl überhaupt nie lernen werde, weil ihre Klauen leider keine
Hände seien.
    König Pumponell überlegte. Daß
Wutz ein Theaterstück verfassen könnte, erschien ihm einfach köstlich. Er
beschloß, sie nach Kräften zu unterstützen. Das konnte ein Mordsspaß werden —
und eine Weltsensation.
    «Ich habe eine Idee!» rief er.
«Ich lasse dir eine besondere Schreibmaschine mit ganz großen Tasten bauen.
Wenn du auch nicht im Zehnfingersystem schreiben kannst; so gut wie mit zwei
Fingern wird es schon gehen. Mancher berühmte Schriftsteller kann es auch nicht
besser!»
    «Das wollen Sie für mich tun?»
fragte Wutz begeistert.
    «Natürlich!»
    Auch der Professor war froh.
Wenn Wutz mit Schreiben beschäftigt war, würde er mehr Ruhe im Haus haben. Nur
müßte ihre Schreibstube weit entfernt eingerichtet werden, damit ihn das
Geklapper der Maschine nicht störte.
    Wutz schwärmte bereits: «Ich
werde mich zum Dichten in die Schlummertonne zurückziehen und die Tür zumachen,
damit mich niemand hört!»
    Wie schön — das Ende ihrer
alles erfassenden Putzwut schien nahe.



Direktor Zwengelmann teilt dem Professor Merkwürdiges mit
     
    Als der König in seinem Hubschrauber
davonknatterte, sahen sie seine Maschine in den glutroten Abendwolken
verschwinden und winkten noch lange.
    «Er ist wirklich reizend,
öfföff», brummte Wutz, eingehüllt in die Wolke seines Parfüms, «ganz reizend!
Und — er versteht etwas von Frauen. Wie selten ist das doch!» Sie schaute dabei
den Professor lange an, aber der bemerkte es nicht einmal. Dann kehrten sie ins
Blockhaus zurück.
    Der Professor öffnete das
Briefkuvert und murmelte: «Was mir wohl dieser gräßliche Zwengelmann schreibt?»
    «Wenn du dich doch nur ärgerst,
dann lies den Brief gar nicht erst!» riet das Urmel.
    Aber der Professor war schon
dabei. Er überflog die Zeilen, dann rief er: «Unerhört! Eine Frechheit! Hört
mal zu!
    Sehr geehrter Herr Kollege...»
    «Klingt ganz höflich!» meinte
Wutz, sie war sehr versöhnlich gestimmt.
    «Bitte laßt mich zu Ende
lesen!» bat der Professor. Und alle schwiegen.
    «Sehr geehrter Herr Kollege!
    Sie hatten die originelle Idee,
mir vor einiger Zeit in einer Himbeersaftflasche einen Brief zukommen zu
lassen, in welchem Sie behaupteten, daß Sie ein Urmel aufziehen! Wie ich mir
gleich dachte, handelt es sich dabei wieder um einen Ihrer fragwürdigen
Scherze, mit denen Sie sich interessant machen wollen. Um die Albernheit Ihrer
Behauptung zu entlarven, hätte es nicht erst der Bestätigung Seiner Majestät
bedurft, der auf Ihrer Insel auch nicht die geringste Spur des Ihrer blühenden
Phantasie entsprungenen Urtieres gefunden hat.»
    «Haha! Na warte!» rief das
Urmel. «Ich bin gar keiner Phantasie entsprungen, sondern einem Ei, so was
Blödes!»
    «Du sollst still sein!» sagte
Wutz.
    Der Professor fuhr fort: «Dafür
brachte uns Seine Majestät einen angeblich unsichtbaren Fisch mit — nun, mich
können Sie mit solchen Mätzchen natürlich nicht hereinlegen, mein
Verehrtester!»
    Der Professor murmelte
verlegen: «Das war ja vielleicht auch kein ganz guter Witz!»
    Dann las er weiter: «Vielleicht
war das Mondgespenst, dessen Fotografie vor einiger Zeit durch die Presse ging,
gar auch aus Ihrer Menagerie? Haha!
    Darf ich Ihnen bei der Suche
nach Ihrem Urmel vielleicht ein wenig behilflich sein?
    Ich fand in alten
Schiffschroniken und Logbüchern Berichte von Seeungeheuern, die vor einigen
hundert Jahren angeblich Segelschiffe in der Karibischen See versenkten.
Offenbar waren es gräßliche, ekelerregende Geschöpfe (genau das, was Sie
lieben!). Es muß sich wirklich um ausnehmend scheußliche Biester gehandelt
haben, um eine Mischung aus Wasserschlange und Klabautermann. Und die Seeleute,
die sich damals retten konnten, behaupten, von ihnen Worte in menschlicher
Sprache gehört zu haben. (Kaum glaublich, da Sie ja damals noch nicht lebten
und ihnen keinen Unterricht geben konnten.)»
    «Soll das eine Frechheit sein?»
fragte Wutz «Natürlich!» antwortete der Professor. «Aber hört bis zum Ende:
Vielleicht, verehrter Kollege, handelt es sich bei diesen Fabelwesen um Ihre
Urmel? Ich würde

Weitere Kostenlose Bücher