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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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eine Pfeife an und fragte dann beiläufig: »Haben Sie eigentlich nur diesen einen Sohn, Herr?«
    »Nein«, antwortete der Alte. »Ich hatte noch zwei jüngere Söhne, die vor Jahren bei einem Lawinenunglück ums Leben kamen. Außerdem habe ich zwei prächtige Töchter, die in andere Dörfer heirateten.« Er verstummte.
    Kelric tat das Herz weh.
    Sein Bruder runzelte die Stirn. »Vater!«, sagte er scharf.
    Der Kopf des alten Mannes sank ein wenig nach unten, er zögerte, bevor er schließlich murmelte: »Und dann ... dann gibt es da noch ... «
    Er brach wieder ab, als die alte Frau hinter ihm leise zu schluchzen begann, und fuhr mit der Hand nervös über die Tischplatte. »Geht das schon wieder los!«, brummte er. »Sie hat es nie verwinden können, und darum spreche ich nie darüber.« Er sah endlich zu Kelric hoch, direkt in seine Augen. »Ja, ich habe noch einen Sohn«, gab er schließlich ruhig zu.
    Kelrics Bruder atmete auf. »Wurde auch Zeit«, knurrte er. »Erzähl schon, Vater, und sei nicht so unhöflich!«
    »Ist er in Ungnade?«, fragte Kelric schnell. »Dann tut es mir leid, wenn ich daran rührte. Verzeihen Sie bitte meine Frage, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Unsinn«, sagte sein Bruder böse. »Sie sollten stolz sein, aber sie schämen sich ihrer scheinbar niedrigen und unwürdigen Herkunft, weil sie die Eltern eines sehr berühmten Mannes sind. Sie schämen sich, weil ein armer Ziegenhirt sehr groß geworden ist ... Ihr wisst vielleicht nicht, wie gering dieses Volk sich hier vorkommt.«
    »Das kommt vom Standesdünkel der Tiefenländer«, sagte Kelric. »Lord Melwin beschimpfte das Bergvolk auch einmal als Ziegenhirten.«
    Die Augen der beiden Männer leuchteten auf. »Ihr kennt Lord Melwin?«, rief der Bruder.
    »Natürlich.«
    »Lord Melwin war vor Jahren einmal kurz zu Gast bei uns. Er ist ein sehr edler großer Mann, und wir empfanden viel Ehrfurcht. Aber er war sehr freundlich.«
    »Und da Ihr ihn kennt«, strahlte der Alte plötzlich, »habt Ihr sicher auch einmal Lord Kelric gesehen, der mit Lord Melwin viele Jahre durch die Welt zog und die Feinde das Fürchten lehrte. Es heißt, er ... er durchwanderte die ganze Welt, nur nach Hause kam er nie.« Die letzten Worte sprach er niedergeschlagen aus, und Traurigkeit schimmerte in seinen Augen.
    Kelric fühlte sich immer elender. Hatte er das Recht, sich nach neununddreißig Jahren zu offenbaren, in denen er seinen Eltern nicht einmal eine Nachricht hatte zukommen lassen? Er hatte nicht gewusst, dass Melwin hier gewesen war, denn sie hatten sich vor zehn Jahren getrennt und seither nicht mehr wiedergesehen. »Lord Kelric führt seit Jahrzehnten einen erbitterten Kampf gegen den grausamen Gott Oloïn«, sagte er langsam. »Er konnte nicht kommen, weil er seine Familie nicht in Gefahr bringen wollte.«
    »Lord Melwin sagte etwas ähnliches«, nickte sein Bruder. »Er berichtete uns alles über Kelric und über die brüderliche Freundschaft zwischen ihnen. Es ist verständlich, dass er nicht kommen konnte, bei der Aufgabe, die er hatte.«
    Der Alte hatte Tränen in den Augen. »Trotzdem wünsche ich mir sehnlich, dass er einmal zurückkehrt, und sei es nur für wenige Stunden.«
    Kelric klopfte seine Pfeife aus und legte sie auf den Tisch. »Und Sie?«, fragte er den Bruder. »Ist das auch Ihr Wunsch?«
    »Mehr als alles«, antwortete dieser. »Er war acht Jahre jünger als ich und ging oft heimlich mit auf die Weiden. Er war so lebhaft, ein richtiger Springinsfeld, und brachte uns oft zum Lachen.«
    Kelric starrte auf die Tischplatte. »Vater ... Bruder«, sagte er dann leise, »er ist nun zurückgekehrt.« Er hob langsam das Haupt und starrte in die weitaufgerissenen Augen der Männer; dann stand er auf und stellte sich so, dass er auch seine Mutter sehen konnte, die ihn ebenfalls sprachlos anstarrte.
    »Ich bin so müde«, flüsterte er. »Der Kampf zehrte alle meine Kräfte auf, und ich sehnte mich nach Ruhe ... nach euch. Ich konnte es nicht mehr ertragen, euch nicht wenigstens einmal wiedergesehen zu haben.«
    »Was ... was ... «, brachte der Bruder endlich stotternd hervor. »Ihr ... du ... du bist Kelric?«
    »Ja, ich bin Kelric«, nickte der Magier. »Lord Kelric der Sehende, den sie den Herrn der Gedanken nennen, als Ziegenhirt geboren und zu einem mächtigen Zauberer von Lerranee geworden. Aber immer noch bin ich ein Mensch, der sich nach seiner Familie sehnt, und nach einem Ort der Ruhe.«
    »Kelric!«, schrie der

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