Uschi Zietsch
steil aufrichtete. Das Tier nickte heftig mit dem Kopf und wackelte mit den langen Ohren; es schien sich ebenfalls zu amüsieren. Kelric hatte irgendwann Lachtränen in den Augen, als das Mädchen fluchend und schimpfend wieder hochzuklettern versuchte, auf dem nassen Fell jedoch immer wieder abglitt. Es erinnerte ihn zu sehr an seine eigenen ersten Reitversuche als Kind. Schließlich erlöste er Gorwyna, hob sie auf die mächtigen Schulterblätter und legte ihre Arme um den langen Hals des Tieres.
»So, da kannst du dich festhalten. Ich komme hinter dich.« Mit einem eleganten Schwung sprang er hinter ihr auf, stemmte die Beine in die Flanken des Regenhopsers, umschlang mit dem einen Arm Gorwyna, mit der anderen Hand krallte er sich geschickt in das lange Fell; er pfiff, und das Tier fegte in gewaltigen Sprüngen davon.
Gorwyna, die zuerst erschrocken aufschrie und fest die Augen zusammenkniff, wurde schließlich doch neugierig und blinzelte vorsichtig umher, und als sie dann verwundert feststellte, mit welch rasender Geschwindigkeit der Hopser durch das Tal hüpfte, ohne dass sie den Halt verlor, hatte sie schließlich den Spaß entdeckt und begann wie ein Kind zu lachen.
»Die sind aber zutraulich!«, rief sie nach hinten.
»Wenn man weiß, wie man sie rufen muss, ja. Sie sind, so unglaublich es auch klingen mag, schneller und ausdauernder als Pferde. Vor Sonnenaufgang erreichen wir Laïmor.«
Sie lachte wieder. »Hoffentlich macht mein Magen mit!«
Er lachte ebenfalls. »Er wird schon, meine Libelle!«
17.
Entscheidung in Laïmor
Als sie endlich die Grenze von Regental hinter sich ließen und Menschenlande betraten, veränderten sich von einem Schritt zum nächsten Wetter und Gegend. Das Wolkenband blieb knapp über der Grenze hängen, dahinter erwartete sie ein glutvoller Sonnenaufgang mit angenehmer Wärme, der bald die zerfledderten Lumpen, die sie nur noch am Leib trugen, trocknen würde. Eine angenehme Aussicht, auf die sich Zauberer und Prinzessin gleichermaßen freuten.
Der Regenhopser, der sie brav bis hierher gebracht hatte, zeigte keinerlei Willen, die Grenze überschreiten zu wollen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als abzusteigen und das Tier ziehen zu lassen.
Gorwyna seufzte auf, als sie ihre geschundenen Füße auf einen blumigen, weichen Wiesenboden setzte. Der Himmel war tiefgrün und wolkenlos, so weit das Auge reichte, und die schnell steigende rote Sonne schien mit zusehends wärmender Kraft.
»Müssen wir nicht weiter?«, fragte sie Kelric, der bereits ein spärliches kleines Lager baute, Holz sammelte und einen Schlauch in einem Wasserloch füllte. Sie merkte erschrocken, dass er zu Tode erschöpft war und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte; eine der Wunden war wieder aufgebrochen, und der Husten quälte ihn. »Verzeih«, flüsterte sie. »Du wirkst immer so stark, ich ...«
»Mach dir um mich keine Gedanken. Du hast die Ruhe ebenso bitter nötig wie ich.« Er strich ihr über das allmählich trocknende, glänzende schwarze Haar. »Du hast viele Tage kaum geschlafen, seit du mich gepflegt hast, und du bist so dünn, dass ich mich frage, wie du überhaupt noch gehen kannst. Wir werden jetzt etwas essen und dann ein paar Stunden schlafen. Am Nachmittag können wir weitergehen, irgendeine Straße werden wir schon finden, und vielleicht einen freundlichen Fuhrmann, der uns ein Stück mitnimmt.«
»Ich hatte gehofft, dass wir auf Prinz Lyrwes Gefolgschaft treffen würden«, meinte sie niedergeschlagen.
»Vielleicht verpassen wir uns nur um ein paar Wegstunden«, meinte Kelric. »Es hat uns doch ein gutes Stück weit abgetrieben. Es ist sogar möglich, dass einer unserer Truppe lebend ans andere Ufer gekommen und bereits mit Hilfe unterwegs ist.«
»Hoffen wir das Beste.« Sie hielt seinen Arm fest. »Ruh dich aus, ich mache jetzt weiter.«
»Werde ich, aber zuerst brauchen wir frisches Fleisch«, sagte er kurz angebunden und ging in Richtung eines kleinen Waldes davon. Er hatte keine Waffe bei sich, und sie staunte nicht wenig, als er mit einem Kawari zurückkam, einem großen Nager, und zudem noch in seinen Umhang eingewickelte süße Beeren, Rauchwurzeln und wilden Kohlrabi mitbrachte.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte sie verblüfft. Er ließ sich mit vorsichtigen Bewegungen neben ihr nieder.
»Man hat so seine Beziehungen«, brummte er.
Als Kelric am Nachmittag versuchte, Gorwyna zu wecken, lag sie in einem unruhigen Fieberschlaf. Nun, da sie endlich
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