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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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von mir zu ihm, nickte nur. Mir schoss das Blut heiß in den Kopf. Andrew floh aus dem Zimmer und Lea sah mich hochgezogenen Brauen neugierig an. Ich schüttelte den Kopf.
    »Frag bloß nicht. Lass uns gehen.«

    Lea flirtete den Portier an, bis er ihr die Adresse eines »Insider«-Restaurants in der Nähe gab, das nicht von Touristen belagert war. Es war wirklich traumhaft schön. Dunkle Hölzer, cremefarbene Wände, wunderschöne, gedämpfte Lampen, sowie die blütenweißen Tischdecken und das edle Porzellan zauberten eine einladende Atmosphäre ohne übliche Italien-Touristen-Folkore. Wir wurden an einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants platziert. Andrew nickte zustimmend, da er so den ganzen Raum im Blick hatte. Lea und ich ließen uns zufrieden seufzend auf die Stühle sinken. Während Vorspeise und Hauptgericht, die exquisit waren und Lea ein entzücktes Aufstöhnen nach dem anderen entlockten, mied er meinen Blick. Tat sein Bestes, um locker und cool zu wirken. Nach dem Dessert und der mittlerweile zweiten Flasche Alastro, eines köstlichen Weißweins, wagte er wieder, mich anzuschauen.
    Inzwischen hatte sich das vorher schon nur halb volle Restaurant ganz geleert. Wir waren noch bei Espresso und Grappa, Andrew diskutierte lebhaft mit dem Chef über italienische Weine und schottischen Whiskey, als das restliche Personal sich an einem Tisch in unserer Nähe niederließ.
    Sie aßen, redeten, tranken, lachten. Es war ansteckend und wir wurden immer ausgelassener. Dann begann einer der Männer leise zu singen, der Wirt verschwand kurz und kam mit einer Gitarre zurück. Er schloss die Tür ab, winkte uns zu sich. Sie rückten näher zusammen, um Platz für uns zu schaffen und in kürzester Zeit waren wir mittendrin. Ich hatte den ein oder anderen Grappa zu viel und konnte mir nicht einen einzigen Namen mehr merken, trotzdem fühlte ich mich wohl und unbeschwert, wie schon lange nicht mehr. Es wurde gesungen und gelacht, alle redeten durcheinander.
    Bei einem besonders gefühlvollen, langsamen Lied zog einer der Kellner - ein hübscher, gutgebauter Junge mit Feuer in den Augen - Lea zum Tanzen vom Stuhl. Noch zwei andere Pärchen fanden sich auf der improvisierten Tanzfläche. Ich sah ihnen versonnen zu, als Andrew aufstand. Er legte die rechte Hand auf sein Herz, verneigte sich vor mir und streckte sie mir auffordernd entgegen. Ich zögerte. Meine Tischnachbarin stieß mir den Ellbogen in die Rippen und nickte begeistert. Er sah mich bittend an, die Hand immer noch ausgestreckt. Ich holte tief Luft, ergriff sie und ließ mich zu den anderen führen. Er nahm mich vorsichtig in die Arme und sah mich fragend. Dieser unfassbar pseudounschuldige Dackelblick brachte mich zum Lächeln. Seine Augen leuchteten auf, er zog mich näher an sich, ganz nah und ich ließ mich fallen. Fallen in die Musik, in seine Arme, in seine Nähe. Meine Stirn lag an seine Wange und ich schloss die Augen. Fand seinen Rhythmus, ließ mich von ihm führen. Roch seinen Duft, spürte seine Hände auf meinem Rücken und vergaß die Welt um mich. Sie verschwand, löste sich auf. Übrig blieb nur das Gefühl, glücklich zu sein.
    Erst als um uns herum Beifall geklatscht wurde, begriff ich, dass die Musik verstummt war und öffnete unwillig die Augen. Wir standen allein in der Mitte. Verlegen sah ich mich um. Die Italiener strahlten uns begeistert an, nur Leas Lächeln hatte etwas Trauriges.

    Es war schon weit nach Mitternacht. Da sie mittlerweile alle gähnten und langsam begannen aufzuräumen, beschlossen wir aufzubrechen. Wir wurden sehr herzlich und wortreich verabschiedet und von allen umarmt. Der hübsche Kellner, der Lea die ganze Zeit hemmungslos angeschmachtet hatte, steckte ihr schnell noch einen Zettel zu.
    Sie verzog sich kommentarlos auf den Rücksitz, rollte sich zusammen und schloss die Augen. Andrew und ich saßen stumm nebeneinander. Diesmal wagte ich es nicht, mich seinem himmelblauen Blick zu stellen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er mich immer wieder ansah. Ich war total durcheinander, in meinem Kopf drehte sich alles.
    Das ist der viele Alkohol. Kein Wunder.
    Aber ich wusste, dass das nicht der Grund war.
    Zum Glück war die Fahrt kurz. Im Hotel angekommen, brachte er uns auf unser Zimmer. Nachdem er alles kontrolliert und für sicher befunden hatte, stand er unschlüssig an der Tür, einen Ausdruck in den Augen, wie ein verwundetes Reh. Schließlich sagte er: »Ich bin direkt nebenan. Wenn irgendwas ist.« und

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