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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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ging.
    Ich schloss die Tür und drehte mich um. Lea saß im Schneidersitz auf dem Bett, das Kinn in die Hände gestützt und fragte: »Was war DAS denn gerade?«
    Ich winkte ab und verschwand schnell im Bad. Dort sah mir eine völlig aufgelöste Anna entgegen, mit geröteten Wangen und fiebrig glänzenden Augen. Auf den Beckenrand gestützt, starrte ich in den Spiegel.
    Was um Himmels willen machst du da?
    Als ob das alles nicht schon kompliziert genug war.Ich setzte mich auf den Toilettendeckel, versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Aber es gelang mir nicht.
    Denk an Viktor.
    Aber statt seiner Veilchenaugen sah ich himmelblaue, umrahmt von wilden, blonden Locken, die mich anstrahlten.
    »Oh Gott. Hör auf damit!«, befahl ich mir selbst.
    Lea klopfte leise an.
    »Anna? Geht es dir gut?«
    »Ja, alles ok.«
    Nein, es ist gar nichts ok. Ich hab keine Ahnung, was ich tun soll.
    »Ich komm gleich Lea.«
    Als ich endlich wieder herauskam, lag sie schon im Bett und schlief, so musste ich keine weiteren Fragen beantworten. Ich kroch auf der anderen Seite unter die Decke, überzeugt davon, sowieso keinen Schlaf zu finden. Doch nach zwei Minuten dämmerte ich schon weg, diesmal hatte der Alkohol sicher seine Finger im Spiel.

    Ein Geräusch weckte mich auf. Ich brauchte eine Weile um zu merken, dass es die Balkontür war, die leise klappernd gegen den Rahmen schlug. Vorsichtig, um Lea, die sich tief unter den Kissen vergraben hatte, nicht zu wecken, stand ich auf und schlich zur Tür. Die kühle Luft tat gut. Statt die Tür zu schließen, ging ich nach draußen, atmete tief durch. Auf dem offenen, sich um das ganze Stockwerk ziehenden Balkon war niemand außer mir. Es war zwar immer noch dunkel, doch der Morgen lag schon auf der Lauer, vielleicht noch eine Stunde bis zur ersten Dämmerung. Ich lehnte mich an die Brüstung, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete fasziniert den funkelnden Sternenhimmel, als ich ein leises Frauenlachen hörte. Es kam aus der halb offenen Tür nebenan. Aus Andrews Zimmer.
    Eifersucht schoss mir wie ein glühendes Messer mitten ins Herz. Endlich löste sich meine Erstarrung und obwohl ich genau wusste, dass es falsch war, ging ich nicht ins Zimmer zurück. Machte zwei Schritte zur Seite und sah hinein. Im Halbdunkel konnte ich zuerst nicht viel erkennen, deshalb ging ich ein Stück näher.
    Andrew saß mit nacktem Oberkörper auf dem Bett, bequem ans Kopfende gelehnt, eine dunkelhaarige Frau auf dem Schoß, die sich an ihn lehnte. Der Kragen ihres Bademantels war über die Schultern ein Stück nach unten geschoben und die langen Haare fielen ihr weich auf den Rücken. Sie sagte leise etwas zu ihm und er lachte. Dieses spezielle Lachen, das er nur lachte, wenn er sich vollkommen wohlfühlte. Das ich so sehr an ihm liebte. Ihre Hand lag auf seiner nackten Schulter, fuhr die Konturen des Drachenflügels nach, der sich von dem großen Tattoo auf seinem Rücken bis zum Oberarm zog. Er zog sie näher an sich. Seine Finger glitten in ihren Nacken unters Haar, strichen es sanft nach hinten.
    Nein!
    Während sie den Kopf zur Seite neigte, senkte er seine Lippen langsam auf ihren Hals. Weiße Zähne blitzten auf.
    Er biss zu.
    »Nein!!!«
    Sie fuhren auseinander und Lea starrte mich erschrocken an. Andrew schoss durch die Tür und war bei mir, bevor ich den Mund wieder schließen konnte.
    »Anna! Verdammte Scheiße! Was machst du hier?«
    Er packte mich an den Schultern.
    Ich schrie ihn an: »Was machst DU da? WAS???«
    Wehrte mich gegen seinen Griff, schlug um mich. Lea kam zur Tür, sah mich kopfschüttelnd an. Ich war so unglaublich wütend. Auf sie. Auf ihn. Vor allem auf ihn.
    Ich fauchte ihn an: »Lass mich SOFORT los!«
    Er nahm die Hände weg, hob die Arme.
    »Schon gut. Beruhige dich. Bitte.«
    Ich konnte nicht sprechen vor bitter schmeckender Enttäuschung. Lea sagte leise: »Lass es ihn erklären. Es ist nicht das, was du denkst.«
    Sie trat zurück und schloss die Tür. Die Fäuste so fest geballt, dass mir die Fingernägel in die Handflächen schnitten, starrte ich ihn an. Wartete auf seine fadenscheinige Entschuldigung, um sie in der Luft zu zerreißen. Aber Andrew sagte nichts. Er ließ sich an der Wand nach unten gleiten, bis er auf dem Boden saß, fuhr sich mit den Händen durch die Haare und sah mich hilflos an.
    »Was?«
    Ich konnte nicht verhindern, dass mein Ton aggressiv war.
    Er zog die Schultern hoch.
    »Was? Mac! Sag was! Erklär es mir.«
    »Ach Anna. Du willst es doch

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