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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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Blut ernähren, sind wir keine wilden Tiere. Keine Monster. Das muss ich«
    Er drehte den Kopf zur Seite. Vorsichtig berührte ich seinen Arm und fragte: »Du musst was? Andrew? Sag es mir.«
    Er sah auf seine Hände und sagte: »Das muss ich einfach glauben. Sonst würde ich es nicht mehr ertragen.«
    Ich setzte mich auf, nahm seine Hand in meine.
    »Du bist kein Monster. Du bist alles andere als das.«
    Er zog meine Hand an seinen Mund und küsste sie sanft. Dann fuhr er fort: »Den zweiten Weg hast du gerade erfolgreich verhindert. Nein! Schon gut. Sag nichts. Du kannst nichts dafür. Vik hätte es dir erklären sollen. Die meisten von uns haben so jemanden wie Lea, manchmal auch mehrere. Es sind fast immer Menschen, die uns nahestehen, die uns gut kennen. Die uns dadurch helfen, zu überleben. Lea hat das früher oft für mich getan. Obwohl wir uns schon lange nicht mehr gesehen haben, kam sie heute Abend zu mir.«
    Beschämt wollte ich ihm meine Hand entziehen, doch er hielt sie fest. Sein Daumen streichelte sachte über meinen Handrücken.
    »Aber es ist nicht das, was in deinen Büchern steht. Sondern wie … wie ein köstliches Abendessen mit einem guten Freund. »
    »Abendessen?« kicherte ich. Er grinste, wurde aber gleich wieder ernst.
    »Es ist nichts Intimes. Nicht bei ihr.«
    »Muss es denn unbedingt frisch sein? Ich meine, könntet ihr nicht auch Blutkonserven nehmen?«
    Mac schüttelte den Kopf.
    »Nein, leider nicht. Warum konnten wir bisher noch nicht herausfinden, aber es funktioniert nicht. Auch das Blut von Tieren ist nur ein sehr sehr schlecht wirkender Ersatz, den man nur, wenn es ums nackte Überleben geht, wählt.«
    Ich wartete darauf, dass er weitersprach, doch er schwieg.
    »Andrew? Du hast gesagt, es gibt drei. Was ist der dritte Weg?«
    Er holte tief Luft.
    »Das ... ist verdammt schwer zu beschreiben. Es ist die Ausnahme. Nicht vielen von uns ist es überhaupt vergönnt, es jemals zu erleben. Aber wenn man es jemals erlebt hat.«
    Er schloss für einen Moment die Augen, sichtlich überwältigt von seinen Gefühlen. Als er sie wieder öffnete, brannte ein türkisfarbenes Feuer in ihnen.
    »Vollkommene Verschmelzung. Man wird eins. Es gibt keine Grenzen mehr, keine Schranken. Man taucht in den anderen ein und öffnet sich ganz und gar. So berauschend, dass man weinen möchte vor Glück. So tief, dass nichts außer dem Tod diese Verbindung wieder lösen kann. So etwas passiert einem nur einmal im Leben.«
    Ich hatte atemlos zugehört. Sein Gesicht beobachtet, wie es zu leuchten begann. Sehnsüchtig und traurig zugleich. Wie er in einer anderen Welt versank.
    »Andrew?«
    Ich flüsterte nur noch.
    »Hast du das schon einmal erlebt?«
    Er tauchte aus seinen Gedanken und sah mich an.
    »Ein einziges Mal. Vor unendlich vielen Jahren. Seither nie mehr wieder.«
    Seine Fingerspitzen berührten meine Wange, fuhren andächtig die Linie meines Kinns nach. Seine Augen leuchten so hell wie nie zuvor. Ich konnte meinen Blick nicht lösen.
    »Hör gut zu. Und das sage ich jetzt nur ein einziges Mal. Ok?«
    Einen trockenen Kloß im Hals nickte ich nur.
    »Ich liebe dich. Ohne Wenn und Aber. Ohne Bedingung. Und ich wär der glücklichste Mann auf dieser Welt, wenn ... Aber ich werde niemals einem Freund und ganz sicher nicht meinem Bruder etwas stehlen. Das würde mich irgendwann umbringen. Wenn also dein Herz ihm gehört, dann kann ich es nicht für mich beanspruchen. Nur ich MUSS es irgendwann wissen. Du musst dich klar entscheiden.«
    Verzweifelt rang ich um Worte, fand keine. Er sah mir sehr lange in die Augen. Dann beugte er sich nach vorne und küsste mich. Behutsam, sanft und trotzdem mit einer solchen Inbrunst und Süße, dass es mich überwältigte. Langsam löste er sich von meinen Lippen, lächelte stumm, stand auf und ging.
    Ein Teil von mir wollte aufspringen, ihm nachlaufen, jubelnd in seine Arme springen und ihn wieder und wieder küssen. Der andere Teil lag wie erstarrt im Bett und dachte an Viktor. Plötzlich hatte ich seine Veilchenaugen ganz klar in meinem Kopf, sein geliebtes, schönes Gesicht. All die Dinge, die wir teilten. Das Herzklopfen, das er mir in Sekundenschnelle verursachte. Das wunderbare, warme Gefühl, wenn er mich liebevoll ansah.
    Kann man zwei Männer gleichzeitig lieben?

Kapitel 11.
    Nachdem Andrew gegangen war, hatte ich versucht zu schlafen, es aber schnell wieder aufgegeben. Meine Gedanken hingen fest in einer Endlosschleife, die sich in immer wilderen Kreisen

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