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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schwarz
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lächelte, legte dann den Arm um mich und zog mich an seine Seite.
    »Und sie kann froh sein, jemanden wie dich zu haben Anna. Denn du bist etwas ganz Besonderes.«
    Danach küsste er mich aufs Haar und drückte mich an sich. Der Kloß in meinem Hals hinderte mich am Antworten. Wir sahen beide schweigend ins Feuer, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. An Andrews Schulter fühlte ich mich so wohl und sicher, dass mir recht bald die Augen zufielen und ich eindöste. Lange konnte es aber nicht gewesen sein, denn es war immer noch dunkel, als mich eine Art Déjà-vu weckte. Verwirrt versuchte ich zu begreifen, was es war, als ich Stimmen hörte.
    Schlagartig war ich hellwach und setzte mich kerzengrade auf.
    »Anna? Was ist denn?«
    Ich bekam zuerst keinen Ton heraus, das Herz schlug mir bis zum Hals.
    »Anna? Sag was? Was ist los?«
    Er beugte sich nach vorne, um mir ins Gesicht sehen zu können.
    »Die Stimme …«, stammelte ich, »DAS ist es! Die Stimme.«
    »Was? Welche Stimme? Wovon redest du?«
    Ich drehte mich aufgeregt zu ihm, versuchte mich zu sammeln, um in ganzen Sätzen sprechen zu können.
    »Die Frau, die bei unserer Entführung dabei war und die uns das Essen gebracht hat. Es ist ihre Stimme. Ok, sie klingt etwas anders, nicht so kalt, aber sie ist es.«
    Langsam verlor er die Geduld.
    »WER verdammt nochmal ist WAS?«
    »Johanna. Sie ist die Frau, das ist ihre Stimme.«
    Er sah mich sekundenlang nur an, bis er verstand. Dann schoss er in die Höhe, war mit zwei Sätzen in der Küche. Ich wollte ihm folgen, als die Tür schon wieder aufgestoßen wurde. Andrew hatte Johanna in seinem festen Griff und zerrte sie ins Wohnzimmer. Darius folgte den beiden totenbleich. Von der niedlichen Schüchternheit des Mädchens war nichts geblieben, ihre Augen waren so eiskalt wie ihr Tonfall, als sie zu mir sagte. »Also hast du es doch gemerkt. Ich hatte dich für dümmer gehalten.«
    Wir starrten sie alle drei fassungslos an. Was für eine Verwandlung. Ihre ganze Haltung, selbst ihre Statur schien sich verändert zu haben. Stolz aufgerichtet und ohne in Andrews harten Griff auch nur mit der Wimper zu zucken, kräuselte ein verächtliches Lächeln ihre Lippen.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch da anlegt. Er wird euch vernichten. Alle.«
    Andrew drückte sie unsanft auf einen Stuhl, winkte Darius her und befahl: »Hol Lin und Sasha. Ich will nicht, dass jemand alleine ist, solange wir diese miese Verräterin im Haus haben.«
    Darius, immer noch sehr blass um die Nase, machte sich sofort auf den Weg. Mir war es schon beim ersten Ton aus ihrem Mund kalt den Rücken heruntergelaufen.
    Ich blieb lieber auf Abstand, die Erinnerungen waren noch zu frisch. Andrew nicht. Seine hellblauen Augen blitzten wie Eiskristalle. Er schnappte sich einen Stuhl, stellte ihn verkehrt herum direkt vor ihre Beine und setzte sich rittlings darauf. Sie wich reflexartig zurück. Ein kleines böses Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er es bemerkte.
    »Ach sieh an. Wo ist denn jetzt deine Selbstsicherheit?«
    Nun legte er die Arme auf die Lehne und rutschte nach vorne, bis sich ihre Knie berührten. Ich sah, wie sie sich verkrampfte. Darius und eine sehr verschlafene Lin kamen die Treppe herunter.
    »Sasha ist nicht in ihrem Zimmer«, informierte er uns.
    Andrew fluchte leise, lies Johanna aber nicht aus den Augen. Lin wollte etwas sagen, aber ich legte den Finger auf die Lippen. Sie zog die Brauen hoch, stellte sich schweigend neben mich und beobachtete alles mit weit aufgerissenen Kulleraugen. Zu dumm, dass Viktor und Raphael nicht da waren. Wobei ich Andrew durchaus zutraute, alleine mit der Situation klarzukommen, trotzdem hätte ich mich mit allen Dreien sicherer gefühlt. Da wir hinter Johanna standen, konnten wir Andrews Veränderung genau verfolgen.
    Das Blau hatte sich in ein klares, leuchtendes Türkis verwandelt, er blinzelte in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal. Sie wand sich anfangs ein wenig auf dem Stuhl, blieb aber dann regungslos sitzen, stöhnte ab und zu leise. Die Vorstellung, dass er mit Gewalt in ihr Hirn eindrang, löste bei mir direkt Kopfschmerzen aus, ich dachte an meine Erfahrung mit Raphael. Das Leuchten wurde stärker, erhellte Johannas Gesicht. Lin tastete nach meiner Hand, drückte sie fest. Aber auch sie konnte sich nicht von diesem Anblick lösen. Die rotblonde Lockenmähne fiel ihm offen über die Schultern und hätte ihm etwas Engelsgleiches gegeben, wäre da nicht dieser grimmige

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