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v204640

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Titel: v204640 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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heruntergefallene Serviette aufzuheben. So musste es jedenfalls für alle anderen aussehen. Ich konnte nur hoffen, dass man mich nicht weiter beachtete und bemühte mich krampfhaft um eine möglichst gelassene Miene. Was nicht so einfach war, denn ich spürte seinen heißen Mund an meinem Schenkel, kurz oberhalb des Knies. Seine Zunge malte kleine quälende Kreise auf den hauchdünnen, schwarzen Strümpfen. Sein warmer Atem strich bis in meine Kniekehle. Gut, dass ich saß. Eine feste Hand packte meine Knie und drückte mir die Beine auseinander. Unwillkürlich keuchte ich leise auf und umklammerte mein Weinglas fester, gab aber nach und spreizte die Schenkel so weit, wie es unter diesen Umständen möglich war. Harte, herrische Finger bahnten sich einen Weg in mich, in mein glitschiges, nachgiebiges Fleisch. Ich biss mir auf die Lippen, um nicht zu stöhnen. Stocksteif saß ich da, an die Rückenlehne gepresst, um nicht diesen dreisten Fingern entgegenzurutschen. Sie zogen sich langsam und zögernd aus mir zurück, wobei sie leicht und wie unabsichtlich meine Klitoris streiften. Nein, mehr halte ich nicht aus, dachte ich gerade, als ich steifen, trockenen Stoff an meiner Nässe entlangstreifen fühlte. Nicht, dass es mich ernüchtert hätte, aber es bewahrte mir zumindest einen Rest Fassung.
    Neben mir tauchte der Teufel aus der Versenkung auf und tupfte sich lässig die Lippen mit der Serviette ab, die er eben an mein Geschlecht gedrückt hatte. Seine Nasenflügel verengten sich und ich wusste: Er atmete meinen hitzigen Geruch ein. Wie ein Wolf, der sich vergewissert, dass seine Auserwählte heiß ist. Das Tierische dieser Geste schockierte mich und gleichzeitig erregte es mich auf eine Art, die mir nicht ganz geheuer war. Herausfordernd lächelte er mir ins Gesicht und strich sich dann gedankenverloren mit dem Zeigefinger über seine sinnliche Unterlippe. Ich verschluckte mich fast, als seine Zungenspitze der Spur folgte. Er schmeckte mich! Mein Anflug von Prüderie schien ihn zu erheitern, denn er ließ für den Augenblick von mir ab und wandte sich seiner anderen Seite zu. Ich konzentrierte mich wieder auf meine inzwischen erkaltete Forelle und stocherte lustlos zwischen Haut und Gräten herum. Ich hatte einfach keinen Appetit mehr. Vielleicht half etwas mehr Wein, obwohl ich mir da gar nicht so sicher war. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Ich war einfach nicht auf so etwas vorbereitet.
    Wer kennt nicht die Allgemeinplätze über die unzufriedenen, unausgefüllten Gattinnen der wohlsituierten Mittelschicht in der Provinz. Bisher hatte auch ich darüber gelästert und die eigene wachsende Unzufriedenheit ignoriert. Schließlich hatte ich ja meinen Garten! Wir waren jetzt achtzehn Jahre glücklich verheiratet, die Kinder aus dem Gröbsten heraus, wie man so schön sagt und wir verstanden uns immer noch prächtig. Rüdiger ging mehr oder weniger in seinem Museum auf, konzipierte stets hoch gelobte Ausstellungen und glänzte, wie jetzt auch, gerne bei gesellschaftlichen Anlässen. Ich hatte langsam, aber sicher alle Dinge übernommen, die ihn nicht so interessierten. Zu Hause würde er vermutlich keinen Scheck finden, geschweige denn Versicherungsunterlagen oder ähnlich Banales. Vielleicht dachte er, ich fühlte mich wichtiger, wenn ich von ihm gebraucht würde. Egal, es machte mir nichts aus, ihm solche Dinge abzunehmen. Was mir in den letzten Jahren eher zu schaffen gemacht hatte, war die Eintönigkeit. Er schien sexuell völlig zufrieden zu sein, während ich Tage hatte, an denen die berühmte Katze auf dem heißen Blechdach ein Papiertiger gegen mich war! Ehrlicherweise musste ich mir selber eingestehen, dass es wohl an den Hormonen lag. Solange ich die Pille genommen hatte, war alles in Ordnung gewesen. Wir liefen in Parallelspuren. So traf uns die Fülle meiner Hormone völlig unvorbereitet, als ich aus Altersgründen zur Spirale wechselte. Anfangs war er begeistert von meiner neuen Wollüstigkeit und sexuellen Gier. Ich verkniff mir die Erinnerung an seine strikte Ablehnung der Sterilisation, die uns diese sexuelle Intensität bereits sehr viel früher hätte ermöglichen können. Dann aber kam irgendwann ein Punkt, an dem unsere Spuren sich trennten, unmerklich. Wir schliefen mehr oder weniger regelmäßig zusammen, aber es ließ mich nicht so befriedigt zurück wie ihn. Es war automatisiert. Er wusste genau, welche Knöpfe er bei mir drücken musste und tat das mit der Virtuosität eines

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