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zuckten meine Finger in die Richtung seines Schritts. Die obszöne Schwellung zog mich magisch an. Zu fühlen, wie das Fleisch als Antwort auf meine Berührung fest wurde, nach oben drängte … Ich biss mir auf die Unterlippe und faltete entschlossen meine Hände auf meinem Schoß. Seine Wirkung auf mich war ihm nicht entgangen.
»Gefällt dir, was du siehst?«, grinste er. »Dein Kleid passt übrigens perfekt. Du siehst ganz wunderbar aus. Greif doch mal hinter deinen Sitz – da liegt eine Plastiktüte. Vorsicht, die Federn an der Maske sind empfindlich.«
Mit spitzen Fingern zog ich eine sorgsam gearbeitete venezianische Maske aus der Tüte. Von dem mit farbigen Glassteinen und Federn besetzten Augenteil mit der typischen, übertriebenen Nasen- und Jochbeinpartie hing ein breiter Streifen Satin. Er verhüllte mein Gesicht bis unters Kinn. Essen und Trinken dürften vielleicht etwas schwierig werden.
»Sitzt sie bequem? Du wirst sie den ganzen Abend über tragen müssen.«
»Ich denke, das wird gehen. Kannst du mir mehr über diesen Maskenball sagen?«
Markus wählte seine Worte mit Bedacht aus.
»Es handelt sich um einen exklusiven Kreis von Leuten, die viel zu verlieren haben: Ansehen, Leumund, Posten. Sie treffen sich ein paar Mal im Jahr zu solchen ›Maskenbällen‹. Wenn man nicht aus ihren Kreisen kommt, hat man keine Chance, daran teilzuhaben. Ich habe Wanda ganz schön bearbeiten müssen, damit sie mir diese Einladung verschafft. War wohl nicht einfach für sie – obwohl sie die meisten gut kennt. Beruflich.«
Das konnte ja spannend werden! Markus warf mir ein wissendes Grinsen zu und hob eine Hand, um die Sonnenblende wieder hochzuklappen. In spätestens zwanzig Minuten würde es dunkel sein.
»Wenn du meinst, jemanden an der Stimme zu erkennen, frag bloß nicht nach. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, keine Klarnamen zu benutzen. In der Tüte muss auch dein Namensschild sein. Das zweite ist für mich.«
Ich zog zwei ovale, zartgelbe Pappschilder heraus. Auf einem stand in altmodischer Frakturschrift Amanda, auf dem zweiten prangte in schwungvollen Lettern Errol Flynn.
»Warum nicht Zorro?«
Meine Erheiterung, die ich hilflos hinausprustete, schien ihn zu kränken. Ich konnte sie leider nicht unterdrücken. Wie ein kleiner Junge zur Karnevalszeit …
»Das schien mir ein bisschen zu fastnachtsmäßig.«
Wider Willen ließ er sich anstecken und kicherte mit. Vor seinem inneren Auge drängten sich wahrscheinlich Prinzessinnen, Haremsdamen und Indianerinnen um ihn als einsamen, schwarzen Zorro – ja, ich verstand, dass er diese Assoziation lieber mied.
Wir verließen die Straße und bogen auf einen Schotterweg ein, der vor einem antiken Portal in einer Mauer endete. Markus hupte zweimal und beide Torflügel glitten automatisch zur Seite. Wir fuhren auf das Grundstück und wurden von einer gebieterischen Hand in weißem Handschuh aufgehalten.
»Guten Abend. Darf ich um Ihre Einladungen bitten? Parken Sie bitte am Ende der Allee gleich rechts und legen Sie vor dem Aussteigen Ihre Masken an.«
Die Hand deutete auf eine lange Doppelreihe gut zwanzig Meter hoher Bäume. Eichen? Ich konnte im unruhigen Licht der Scheinwerfer nicht viel erkennen. Die Allee führte auf eine klassizistische Fassade aus hellem Stein zu. Der Aufgang einer grandiosen Freitreppe wurde von einer Reihe Lorbeerkugelbäumchen in Versailles-Kübeln gesäumt. Mein neiderfüllter Blick hing an ihnen, während Markus, leise vor sich hin schimpfend, zwischen den Nobelkarossen rangierte. Der Anzahl der Schlitten nach zu urteilen, kamen wir nicht zu früh. Markus setzte geschickt seine Maske auf, ordnete die Gesichtsgardine und befestigte das Errol-Flynn -Schild an seiner Brust.
»Am besten bleibst du in meiner Nähe, aber falls wir in dem Gedränge getrennt werden, sei vorsichtig. Zügele deine Neugier ausnahmsweise etwas. Auf in den Kampf!«
Vielleicht hätte er mir doch etwas mehr erzählen sollen, aber jetzt war es zu spät. Trotz seines Arms wackelte ich auf meinen hohen Absätzen bedenklich über den Kies. Markus geleitete mich die Steintreppe hoch und sah mich ermutigend an. Genau war sein Ausdruck nicht zu interpretieren, denn die Maske ließ nur die Augen hinter der unbewegten Fratze funkeln. Wie unheimlich diese Maskierung war. Wenn man der Möglichkeit beraubt wird, das Mienenspiel seines Gegenübers zu verfolgen, wird einem erst bewusst, wie viel Information man ganz selbstverständlich daraus zieht. Unwillkürlich
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