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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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nicht, dass du mir meine Geschichte abnimmst – darauf kommt es mir überhaupt nicht an –, aber es ist die Wahrheit.«
    Sapphire hatte ihm jedoch geglaubt. Sie hatte sich schon vor ihrer ersten Begegnung zu Lawrence Wilders Schülerin gemacht. Es war das erste und letzte Mal, dass er sich ihr gegenüber in dieser Weise offenbarte, aber es genügte. Noch in dieser Nacht hielt er um ihre Hand an.
    Auf dem Papier war es das perfekte Arrangement: zwei attraktive, glamouröse Menschen, die das ideale Paar abgaben. Arrangement war jedoch das Schlüsselwort. Ja, er hatte eine glanzvolle Gefährtin, eine Ersatzmutter und Hausfrau bekommen, und sie im Gegenzug Reichtum und ein fabelhaftes Haus. Aber Liebe?
    Sapphire tastete nach dem Albinit, der in Tropfenform an ihrem Hals hing. Dieser harte, kalte Klumpen war ein Vermögen wert.
    Manchmal war es ein gutes Leben gewesen. Das Geschäft voranzutreiben, über Schmuckdesigns und Edelsteine nachzudenken. Die Gestaltung des Hauses zu planen und dabei zu versuchen, diesen finsteren Koloss aus dem achtzehnten Jahrhundert zeitgemäß umzugestalten. Solange sie die Unschuldige spielte, war alles gut, aber ein Schritt auf sein Terrain mit der Dreistigkeit, die Tore oder elfische Belange anzusprechen, und sie wurde auf der Stelle zur Paria.
    Der Sex allerdings war immer umwerfend gewesen – und kam Lawrence sehr gelegen, da es ihm die Möglichkeit gab, sich Gesprächen zu entziehen –, doch auch der fand jetzt nur noch sporadisch statt. Sie zog sich meist in ihre Gemächer zurück und er in seine. Sie hatte ihre Ruhezone und Yoga für ihre geistige Gesundheit. Er geisterte durch die große, zugige Bibliothek oder schloss sich mit seinen Edelsteinen in der Werkstatt ein, mit einer Flasche Single Malt als einzigem Gefährten.
    Sapphire biss sich auf die Lippe. Es war kein Selbstmitleid, sie war einfach nur frustriert. Lawrence’ letzte Ehe war gescheitert, weil Ginny nicht wusste, wie sie ihn handhaben sollte. Bei mir , hatte Sapphire geglaubt, wird das anders sein, weil ich ihm Tag für Tag meine seidenglatte Perfektion unter Beweis stellen werde .
    Bei alledem vergaß sie nie, woher sie kam und dass sie sich ihren Weg aus der Armut in Brasilien freigeschaufelt hatte, um sich selbst zu erschaffen. Und der Mann, der ihr dabei geholfen hatte, der eine Mann, den sie wahrhaft geliebt hatte, der war ihr durch seine Besessenheit von den Elfenwesen genommen worden. Sie hatte ihm ihr Versprechen gegeben und es sich zur Lebensaufgabe gemacht, herauszufinden, was die Elfenwesen waren, woher ihre Faszination rührte und was hinter den Toren lag.
    Lawrence zu heiraten war ein unglaublicher Triumph gewesen. Das Problem war nur, dass sie nicht damit gerechnet hatte, sich in ihn zu verlieben. In der Glut der Flitterwochen hätte ihr Leben eine andere Wendung nehmen können. Sie hätte ihre Verbitterung ablegen, sich ihrer Aufgabe entledigen und ihren Mann wahrhaft lieben können. Ihr Leben hätte keine Maskerade sein müssen. Es hätte echt sein können.
    Doch wie rasch war sie desillusioniert worden, als Stonegate Lawrence’ kaltes, steinernes Herz zum Vorschein brachte. Er benutzte sie, ließ sie nicht teilhaben an seinen Geheimnissen, wollte die verfluchten Tore nicht öffnen, nicht einmal für sie. Sie war für ihn eben doch nichts Besonderes. Er wollte eine schöne Sklavin, keine Partnerin mit eigenen Ideen.
    Erstaunlich, wie schnell aus Liebe Hass geworden war. Verletzt zog Sapphire sich daraufhin zurück, wütend auf sich selbst, weil sie ihr Ziel aus den Augen verloren hatte. Ihr Verlangen nach Antworten verwandelte sich zum Drang nach flammender Rache – aber das behielt sie für sich. Ihre selbstsichere Kontrolle war ihre einzige Waffe. Lawrence bemerkte es nicht einmal, wenn sie ihr wahres Selbst von ihm abkehrte und durch ein lächelndes Faksimile ersetzte. Bemerkte es nicht einmal! Und diese egoistische Blindheit führte dazu, dass sie ihn verachtete.
    Doch es war gut, dass er es nicht bemerkt hatte. Solange sie ihm eine unterkühlte, glatte Oberfläche zeigte, schöpfte er keinen Verdacht. Sie musste sich Zeit lassen.
    Und von wegen perfekte Stiefmutter: Sam hatte von Anfang an eine Abneigung gegen sie gehabt, die auf Gegenseitigkeit beruhte. Was immer Sam dachte, sprach er unumwunden aus, und damit würde er sich nie beliebt machen. Sam sollte nach Hause kommen? Nur über ihre Leiche. Sapphire hoffte beinahe, er möge auf seinen Auslandsreisen einem Mörder zum Opfer fallen oder

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