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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Briefschaften und verschiedene andere Dinge aufgereiht liegen. »Ich habe keine guteNachricht für dich!«, sagt er sanft. »Halte dein Herz fest, Prinzessin.«
    Und in dem Augenblick sehe ich es. Ich bleibe stehen, als führe vor mir der Blitz in die Erde.
    Auf diesem Pult liegen   – es gibt keinen Zweifel!   – die Perlen Kasmunas.
    »Was soll das?«
    Ich erkenne meine Stimme nicht wieder.
    »Lies den Brief deines . . . Abgesandten. Lies, und sieh ein, dass . . .«
    Ich höre ihn nicht mehr. Greife die hauchdünne Papierrolle und lese:
    »Verehrte Sayyida, Herrin meines Herzens und sicher bald Sayyida Al Kubra, ich habe dir Trauriges zu berichten über das Schicksal unserer gemeinsamen Freundin, der Poetin Kasmuna bint Ismael . . .«
    Und alles Weitere.
    In meiner Brust wächst etwas, das will ein Schrei werden. Aber bevor er meine Kehle verlässt, schlucke ich ihn hinunter, und die Zähne presse ich fest aufeinander, damit auch nicht der leiseste Ton über meine Lippen kommt.
    Irgendwo außerhalb meines Universums steht der Wesir Ibn Abdus und scheint mich forschend zu betrachten, als sei ich ein fremdes Wesen.
    So. Also Kasmuna ist tot. Behauptet man. Keiner weiß etwas. Oder verschollen. Oder . . .
    Vorsichtig glätte ich das Papier mit den Fingerspitzen. Lese es noch einmal.
    Was sind das für Formulierungen? »Unsere gemeinsame Freundin . . .«, nennt er heuchlerisch sie, die seine Feindin ist. »Rasende Mordgesellen in ihrem Wüten«   – was für ein pathetisches Wort. »In die finstere Nacht des ewigen Dunkels gehüllt«   – was für eine Floskel!
    Ibn Zaydun, ich kenne dich bis in die letzte Faser deinerschwarzen Seele. Und vor allen Dingen kenne ich deine Worte, so, wie du sie zu setzen weißt, kenne jede Schwingung in deiner Sprache. Ich bemerke, wenn du stolperst, so wie ein Kenner des Tanzes bemerkt, wenn eine Tänzerin die Schrittfolgen verwechselt. Nein, mein Dichter, so etwas schreibst du nicht ehrlichen Herzens. So ein Stil unterläuft dir nur   – wenn du jemandem etwas vormachst.
    Ibn Zaydun, du lügst. Diesen Bericht hast du erfunden. Niemals würdest du so zu
mir
sprechen. Das ist der Stil, mit dem du andere zu umgarnen versuchst, die sich einschüchtern lassen von Worten, die sie für poetisch halten.
    Aber woher, du Schurke, hast du Kasmunas Perlen?
    Ich strecke meine Hand aus, schnell, und greife mir das Halsband, halte es in der geballten Faust; die Perlenschnur rieselt zwischen meinen Fingern hindurch mit einem leisen, seidigen Geräusch.
    »Prinzessin . . .«
    Neben mir nimmt Ibn Abdus wieder klare Konturen an, gesellt sich zu mir in meiner Welt, hat sogar die Arme ausgebreitet, um mich aufzufangen, falls ich die Torheit begehen sollte, umzufallen.
    Mir gelingt so etwas wie ein Lächeln.
    »Es ist eine Lüge«, sage ich scharf. »Ich kenne Ahmad Ibn Zayduns Winkelzüge. Kasmuna ist nicht umgekommen.«
    »Aber das Pfand hier . . .«
    Ich erhebe die Stimme, werde langsam zornig. Wieso begreift er nicht, dass ich einem Betrug aufsitzen soll? »Das er in einer Ritze im Zimmer entdeckt haben will . . .! Was für ein Unsinn! Die Hölle weiß, wie er dazu gekommen ist! Kasmuna lebt!«
    »Meine Schöne! Auch ihre Familie betrauert sie inzwischen schon!«
    »Das mag Ismael Ibn Jeschulla halten, wie er will! Ich glaube nicht an ihren Tod.«
    Wir haben uns fast angeschrien, der Wesir und ich. Noch immer stehe ich an diesem Pult, die Kette fest umschlossen mit meiner Hand.
    Ibn Abdus wendet sich ab, seufzt. »Falls sie wirklich lebt, und diese Perlen sind nicht mehr bei ihr   – das könnte auch eine andere Bedeutung haben, liebste Valada. Eine, bei der du, so wie ich dich kenne, lieber wünschen würdest, sie sei tot.«
    »Was?«, sage ich. »Ich verstehe nicht. Heraus damit. Was meinst du, großer Hadjib?«
    »Nun«, sagt er und schiebt mit zögerlicher Hand seine Schreibutensilien hin und her, »wenn so ein Pfand an jemanden zurückgeht   – bedeutet das nicht, dass ein anderer an die Stelle der alten Liebe getreten ist? Und dass man vielleicht, um denjenigen nicht zu kränken, lieber verlauten lässt, man sei tot?«
    Ich starre ihn an. Eisige Wut strömt durch meine Adern. Und ich beginne, empört zu lachen.
    »Du meinst: Kasmuna und Ahmad . . .? So kann nur jemand denken, der keine Ahnung hat von dem feinen Gespinst der Beziehungen zwischen uns. Dieser Mann hat diese Frau gehasst. Und umgekehrt war es nicht viel besser.«
    »Hass kann sich in Liebe verkehren.«
    »Ach, sei doch

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