Valadas versinkende Gaerten
der weiße, gestickte Mantel, das offene, dunkle Haar, die herrlich ausschreitenden Beine und nicht zuletzt die flammen den Smaragdaugen die Lichtblicke, die ich genieße, so sehr sie mir auch mit ihren ungestümen Forderungen zusetzt – sie zu sehen, gibt mir Kraft für den restlichen Tag.
Inzwischen weiß ich von Suad: Das Fehlen der Feigenhändlerstochter hat nicht bedeutet, dass sie meiner Bitte nachkommen wollte.
Sie hat das Mädchen in Verbannung geschickt, weil sie – oh ermunterndes Detail! – sich an der gleichen Sklavin zu schaffen gemacht hat wie Ibn Zaydun.
Ich könnte darüber stundenlang lachen.
Was die Prinzessin betrifft, bin ich also guten Mutes. Die Rivalen sind fort (die Jüdin kann man ebenso streichen wie Muhdja und den Dichter, dem sie gewiss die kalte Schulter zeigen wird). Und der Omayade – er kommt, oder er kommt nicht. Ich weiß mich mit allem zu arrangieren . . .
Aber in der Stadt, so berichtet man mir, herrscht eine seltsame Stimmung. Eine Stimmung der Erwartung. Die einfachen Leute scheinen zu glauben, dass allein das Auftauchen dieses Thronanwärters mit einem Schlag, wie durch ein Zauberwort,Cordoba wieder zu dem machen wird, was es vor mehr als einem Menschenalter einmal war. Dass die Schöpfräder bald wieder arbeiten, die zerstörten Häuser wieder aufgebaut werden, die Bibliotheken für alle und die Hamams neu erstehen und vor allem, dass jeder genug zu essen und den Beutel voller Münzen hat. Kurz, dass ein Wunder geschieht.
Mit einem Wort: Die schweigende Unzufriedenheit, die bisher geschwelt hat, gewinnt Stimme.
Ich erinnere mich an ein seltsames »Konzert« von den Hausdächern bei der letzten Aktion der Strenggläubigen. Das klang fast wie Aufruhr.
Und die überstürzte Flucht des Ibn Nusair aus Cordoba hat ja wohl damit zu tun, dass man ihn, den Verursacher der Salzsteuer, einmal irgendwo unsanft angefasst hat.
Das alles sieht so aus, als könnte es gefährlich werden. Und das geht nicht. Das kann ich mir nicht leisten.
Zu allem Überdruss befiehlt mich mein Emir zu sich. Das ist mir heute gar nicht recht. –
Abd Al Malik, schlaff und blass und waffenstrotzend (keine davon weiß er zu gebrauchen), hockt mit untergeschlagenen Beinen auf seinem Thronsessel und lässt seine Gebetsschnur aus neunundneunzig Bernsteinkugeln durch die Finger gleiten. Dazu bewegt er lautlos die Lippen, und ich muss warten, bis er wenigstens dreiunddreißig davon abgezählt hat – eine Salve von Gottesanrufen.
Dann erst wendet er sich mir zu.
»Gut, dass du da bist, Wesir«, sagt er, und irgendwie wirkt er gehetzt. »Du musst etwas unternehmen.«
Ich verneige mich mit über der Brust gekreuzten Armen. »Mein Ansinnen ist Tag und Nacht, etwas für Eure Hoheit zu unternehmen«, erwidere ich glatt und lächele ihm aufmunternd zu. Was kann er wollen? Soll ich schon wieder eine neue Steuer ausschreiben? Da müsste ich mich weigern.
Er kommt ohne Umschweife zum Ziel.
»Ich habe gehört, man hat sich von Sevilla aus in Marsch gesetzt.«
»Soviel ich weiß, bringt man uns einen Nachfahren des Kalifen«, sage ich behutsam.
Schweigen. Die Bernsteinkugeln klappern.
»Ibn Abdus«, sagt er dann, und es klingt gehetzt. »Unsere Berber! Wir müssen etwas für sie tun, damit sie«, er sucht nach einem Wort, »damit sie uns nicht im Stich lassen.«
Daher weht der Wind! Der erhabene Emir Abd Al Malik fürchtet sich. Er zittert wahrscheinlich nicht nur um den Thron, sondern ganz konkret um den Hintern, der auf diesem Thron sitzt. Und die Berber sollen ihn . . . retten? Heilige Einfalt. Glaubt er im Ernst, unser undisziplinierter, eigensinniger Berberhaufen hätte auch nur die geringste Chance gegen das Heer Al Mutadids, falls es wirklich zum »Ernstfall« kommen sollte?
»Die Berber!«, fährt er fort. »Die müssen mir doch . . . ergeben bleiben!«
Wie es aussieht, ist einem der Anführer der Strenggläubigen aufgefallen, dass es unser erhabener Herrscher mit der Angst gekriegt hat, und nutzt nun die Gunst der Stunde.
Ich taste mich vor: »Hat jemand mit Euch gesprochen?«
Mein Emir seufzt. Nickt. Ich habe ins Schwarze getroffen.
Ich rate weiter: »Eine Abordnung der Berber etwa?«
Wieder das Nicken.
Ich warte ab.
»Nun ja«, sagt Abd Al Malik und beginnt wieder die Kugeln seiner Gebetsschnur durch die Finger zu ziehen, diesmal ohne zu beten, »sie waren nicht sehr . . . höflich. Sie haben schon lange keinen Sold mehr bekommen, sagen sie.«
»Ich wüsste nicht,
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