Valadas versinkende Gaerten
darauf geachtet, ob ich weiter da hinten in den Garten gegangen wäre, mich zu treffen? Denn sie liebt mich!
Wieso kann sie ihre Gefühle verschwenden an alle und jeden, und für alle bleibt genug übrig, wie bei dem Fladenbrot im Märchen, das immer wieder nachwächst, so viel man auch davon isst.
Auch ich bin fähig, mehr als einen Menschen zu lieben.Mehr als eine Zärtlichkeit zu spüren. Beschützt zu werden und zu beschützen. Wieso darf
sie
es? Warum nicht ich? Ach, die Frage steht mir nicht zu.
Weil sie Valada ist und ich Muhdja.
Und so muss ich mich weiter schuldig fühlen.
Wie dem auch sei. Ich werde heute Abend das leuchtende Haus betreten, mit Zittern und Zagen, und spiele mit Kasmuna Schach.
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IBN ABDUS.
Es ist nichts Neues für mich, zu lavieren, so, wie sich der Wind dreht. Das bringt meine Stellung mit sich.
Diesmal allerdings muss ich mächtig aufpassen, dass mein Schiff nicht kentert.
Anders, als ich zunächst dachte, scheint es vielleicht doch jemanden zu geben, der als Thronanwärter gilt.
Es gibt Zeichen, die dafür sprechen.
Man hat sich aus Sevilla in Marsch gesetzt – wohl um so schnell wie möglich vollendete Tatsachen zu schaffen, wo nun die Katze schon aus dem Sack ist hier in Cordoba.
Meine Spione berichten, dass die Sevillaner eine fest verschlossene Sänfte mit sich führen. In der soll er sitzen. Jeden Abend wird ein Zelt für ihn aufgestellt. Man bringt Speise und Trank hinein, und der Kronprinz und der umtriebige Dichter besuchen ihn.
Eine geschickte Maskerade? Eine Täuschung? Wir brauchen Klarheit!
Immer dringender sind deshalb meine Bitten und Forderungen, den »greisen Kalifen« endlich ans Tageslicht zu bringen, zu einem Gespräch mit mir, mit dem jetzigen Herrscher, und sicher mit der letzten weiblichen Angehörigen des Stammes – auch auf halber Strecke, bevor der erlauchte Tross hier eintrifft.
Jeden Tag schicke ich erneut Boten. Und jeden Tag werdendie Entfernungen, die diese Boten zurücklegen müssen, kürzer. Denn die Truppe aus Sevilla rückt rasch näher. Dass es sich natürlich nur um ein Ehrengeleit handelt, wird mir ständig versichert!
Mein Fürst, Abd Al Malik, starrt immer häufiger auf die Landkarte, die ausgebreitet auf einer großen Tafel liegt und auf der ich den weiteren Vormarsch dieses »Ehrengeleits« mit bunten Mosaiksteinen markiere. Er starrt darauf wie die Maus auf die Schlange. (Seine Favoritin hat er bereits in eines ihrer Landhäuser geschickt, weg aus der Schusslinie.) Was aber geschieht, wenn mein erster Gedanke richtig war? Dass es keinen Omayaden gibt? Wenn diesen kampfgewohnten Kriegern vor den Toren Cordobas plötzlich einfällt, dass ihre Sänfte eigentlich leer ist und sie stattdessen ohne Kalifen in die Stadt einmarschieren?
Wie vorgesehen, formieren wir unsere Truppen. Wobei von vornherein feststeht, dass die anderen in der Übermacht sind . . .
Die Banu Yahwar, vertreten durch meinen Gebieter Abd Al Malik, haben nach meiner Ansicht überhaupt keine Chance. Nicht mit einem Krieg. Aber ohne ihn ebenso wenig.
Im letzten Fall bliebe ihnen nur, sich einem Omayaden anzudienen. Aber der hat ja schon seine Gefolgschaft aus Sevilla. Sie könnten in die Verbannung gehen, früher oder später. Wie auch immer – in jedem Fall wird von ihnen nicht viel übrig bleiben.
Dass ich übrig bleibe, so oder so, dafür werde ich sorgen.
Die aufgespannte Karte von Al Andalus hier im Alcazar, mit den beweglichen Mosaiksteinen, ist auch ein Anziehungspunkt für Prinzessin Valada. Ich habe das Vergnügen, ihre Sänfte beinah täglich vor der Tür zu meinen Arbeitsräumen zu sehen.
Dass es für sie keinen Zweifel gibt an der Echtheit ihres Verwandten, das ist selbstverständlich!
Voller Ungeduld bestürmt sie mich, endlich ein Treffen mit Hisham zu arrangieren, ihm entgegenzureiten. Dass sie nicht selbst und auf eigene Faust loszieht, hat zwei Gründe: Zum einen wird sie in der Nähe der Fürsten von Sevilla zweifellos ihren von ihr verfemten Dichter vorfinden. Zum anderen hat sich in ihrem Haus – der Lauf der Welt ist unberechenbar! – ihre jüdische Freundin Kasmuna eingefunden, vielmehr das, was von ihr übrig ist. Suad, die ich ins Gebet genommen habe und die nun ihre Aufmerksamkeit verdoppelt, nennt sie ein menschliches Wrack, die Ruine einer Frau, nichtsdestoweniger von Valada mit einer Fürsorge umgeben, die ich der rabiaten Person nicht zugetraut habe.
In diesen Tagen der Unsicherheit und des Missvergnügens sind
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