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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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– ein Vergnügen, dem er sich hingibt, solange ich ihm diene.
    »Diesmal wird es ernst, Wesir, nicht wahr?«, begrüßt er mich. Er lächelt, aber in seinen Augen zwischen den Fettpolstern wohnt die Unsicherheit.
    »Es
ist
schon ernst, Hoheit«, sage ich. »Ihr hört doch auch, was sie singen!«
    »Ach, das!«, sagt er mit wegwerfender Geste und prüft die Schneide eines Dolches mit dem Daumen. »Was geht uns das an? Wir machen einen Ausfall, Ibn Abdus. Tore auf und drauf auf den Feind!«
    Ich unterdrücke mit Mühe ein Stöhnen.
    »Darf ich Eurer Hoheit zweierlei zu bedenken geben?«, entgegne ich. »Die Sevillaner sind nicht als Feinde vor der Stadt, sondern als   – nun, ja   – so genannte Heilsbringer. Und abgesehen davon, dass unsere Berbereinheiten den Truppen der anderen nicht nur zahlenmäßig unterlegen sind   – das Heer von Sevilla ist diszipliniert und gut ausgebildet.«
    Er sieht mich finster an. »Du meinst . . .?«
    »Ich meine, unsere Schlagetots haben da in Wahrheit wenig Chancen, auch wenn sie noch so laut den Namen Allahs rufen und wild mit den Krummschwertern fuchteln«, erwidere ich rücksichtslos. »Und dann ist da noch etwas.«
    »Ja?«, fragt er und lässt sich das nächste Messer reichen.
    »Ihr seid der Fürst dieser Stadt!«, sage ich sanft. »Waswird wohl eine Bevölkerung, die jetzt schon tagelang fordert, den Beherrscher der Gläubigen einzuholen, dazu sagen, wenn wir, statt ihm zu huldigen, auf ihn einschlagen?«
    Er runzelt die Stirn.
    »In Granada hat es auch mit einem Lied begonnen!«, sage ich, »und Ihr wisst, was da geschehen ist. Wenn der Pöbel einmal in Fahrt ist, kann ihn keiner bremsen. Und hier ist nicht irgendein Jude, sondern Ihr, der Herrscher selbst, der Sündenbock!«
    Das leuchtet schließlich sogar Abd Al Malik ein.
    »Ich denke«, sagt er, »ich sollte vielleicht erst einmal alles dir überlassen. Du wirst es schon richten.«
    So ist es gut.   –
    Am Morgen des nächsten Tages überbringt einer unserer Unterhändler dem Fürsten Al Mutadid, dem Stellvertreter des Kalifen, in einem Kästchen aus dunkelrotem Lack die mit schweren Siegeln versehene Botschaft des Emir Abd Al Malik ben Jahwar, des Inhalts, dass die Stadt Cordoba bereit sei, den großen Hisham, Kalif von Allahs Gnaden, in seiner angestammten Stadt zu begrüßen.
    Ich lasse unsere Truppen in Alarmbereitschaft versetzen und rate Abd Al Malik, sich zunächst einmal wegen »Unpässlichkeit« in eins seiner Landhäuser zurückzuziehen, wo seine Gespielin ihm sicher die Zeit vertreiben wird.
    Und nun kann er kommen, der Erwählte . . .
    Ich bin auf alles gefasst.

35
    IBN ZAYDUN.
    Nun bekomme ich es mit der Angst zu tun.
    Mein Spiel tritt in seine letzte Phase ein   – und man hat mich ausgeschlossen. Ich kann nicht mehr darauf einwirken, was geschieht, gerade jetzt, wo Fingerspitzengefühl vonnöten wäre. Wenn alles aus dem Ruder läuft . . . wie werde ich mich aus der Affäre ziehen können? Ich, der ich die ganze Zeit die leere Sänfte des »Omayaden« begleitet habe!
    Weder Fürst noch Prinz haben mich zu sich gerufen.
    Mit keinem Wort hat man meinen Einfall gelobt, die Prinzessin als angebliche Autorin meiner Lobeshymne auf Hisham einzubinden, hat mich auch im Unklaren gelassen, wie der eigentliche »Vorgang« vor sich gehen würde. Dabei wären mein Rat und meine Hilfe dabei ja vielleicht von Vorteil gewesen. Man hätte beispielsweise die Leute in Cordoba behutsam vorbereiten können, dass der Erlauchte schwer erkrankt sei, dass die Bürde seines Alters ihn so hinfällig mache, dass er nicht selbst im Alcazar erscheinen könne und nur seinen Stellvertreter Al Mutadid schicken würde.
    Und dann Valada zunächst allein, ohne Zeugen, mit der leeren Sänfte konfrontieren. Ihre Fassungslosigkeit in diesem Moment habe ich mir wieder und wieder in schlaflosen Stunden ausgemalt.
    Danach sie gar nicht erst dazu kommen lassen, sich öffent lich zu äußern. Nach außen alles langsam angehen   – und
sie
in der Zange haben . . .
    Offenbar ist nichts dergleichen an Vorsichtsmaßen geplant.
    Wie es aussieht, habe ich meine Schuldigkeit getan und werde nicht mehr gebraucht.
    Al Mutadid setzt auf die »harte Hand«, wie es scheint. Und gleich, was er vorhat   – er wird den unbändigen Stolz Valadas im Kern verwunden.
    Immerhin   – ich werde dabei sein. Wenn auch nur im Gefolge des Prinzen, und sicherheitshalber den Beduinenschleier vorm Gesicht. Ich werde diese Frau sehen, die mich in dies

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