Valadas versinkende Gaerten
unmögliche Abenteuer hineingetrieben hat mit der Peitsche des Hasses und des Verlangens.
Ich werde ihr Gesicht schauen im entscheidenden Moment – von dem ich nicht weiß, wie er aussehen wird.
Und die erwartungsvolle Furcht liegt mir wie Blei auf der Seele. Furcht, wie das alles ausgehen mag.
IN CORDOBA.
Die Straßen sind schwarz von Menschen, und die Shorta ist aufgeboten, mit quer gehaltenen Lanzen die Passage freizuhalten, die ins Herz der Stadt führt, zum großen Platz vor dem Alcazar.
Noch herrscht erwartungsvolle Stille.
Kurz nach der Zeit des Morgengebets, nachdem sich der Hof und die Vornehmen Cordobas aus der Mezquita genannten Moschee zum Alcazar begeben haben, öffnet sich das Stadttor zur Flussseite hin.
Unterm Klang düsterer Pauken, grell tönender Schalmeien und Trompeten zieht Sevilla in Cordoba ein: bunte Wimpel an den Lanzen und Glöckchen an den Pferdegeschirren, Kettenpanzer unter den Überwürfen und breite Schwerter umgegürtet, die Reiterei, gefolgt von den Bogenschützen, Helme mit Nasenschutz und gepolsterte Lederwämser, danach die Einheitder schwarzen Afrikaner, Leopardenfelle und zähnefletschende Löwenköpfe über der Schulter. Die Berber in strengem Schwarz, bis an die Augen verschleiert, dann die christliche Einheit in ihren Brustharnischen, mit Langschwertern und runden Schilden: ein Heer. Ein Heer, das eine Siegesparade abhält, ohne einen einzigen Schwertstreich geführt zu haben.
Schweigend sieht das Volk von Cordoba dieser Demonstration von Macht zu. Es wird klar: Der Herrscher, den man hier bringt, der muss genommen werden. Andernfalls wird es ernst. Diese Krieger werden nicht lange fackeln.
Aber sie
wollen
ihn ja annehmen! Sie wollen ihn haben mit all der Sehnsucht nach einem Fürsten der Gerechtigkeit und der Gnade Allahs, deren sie fähig sind nach diesen langen Zeiten der Zerrüttung von Stadt und Land.
Nach einer kleinen Weile, damit der Staub des Aufmarsches sich legen kann, kommen endlich in leuchtenden und von Edelsteinen funkelnden Gewändern über der Rüstung die Hauptakteure des Schauspiels, die Fürsten aus dem Hause Abbad, Vater und Sohn, umgeben von ihren Hofbeamten, den Eunuchen und Palastsklaven im Rang von Ministern, und, stark bewacht von Armbrustschützen und Peitschenträgern, schwankt zwischen den federgeschmückten edlen Maultieren – die Sänfte. DIE SÄNFTE.
Reiterei bildet den Abschluss.
Und nun, da die Instrumente der Vorhut verklungen sind, schwillt das Huldigungslied an, umgibt das weiß-goldene Gefährt des Herrschers wie eine Meeresbrandung:
»Wir öffnen die Tore, ihr Fürsten der Welt,
Dem von Allah Erwählten, der das Richterschwert hält.
Du bringst uns den Frieden, du bringst uns das Recht,
Es blühe und lebe dein edles Geschlecht.
Beherrscher der Gläubigen, zieh bei uns ein,
Wir wollen, Erlauchter, dein Volk wieder sein.«
Dazwischen Schreie, gellende Rufe: »Zeig dich, Erwählter! Lass dein Antlitz über uns leuchten! Langes Leben und Allahs Segen auf dich! Zeig dich uns!«
Der Zug beschleunigt. Die Kerntruppe schließt zum Heer auf, drängt nach. Ein leichter Windhauch kommt auf, bewegt die schweren Sänftenvorhänge. Ein Jubelschrei, untermischt von den Freudentrillern der Frauen. Jemand kreischt: »Da ist er! Ich habe ihn gesehen! Erlauchter! Beherrscher der Gläubigen! Heil dir, Hisham, Kalif von Allahs Gnaden!«
Al Mutamid neigt sich zu seinem Vater, und der nickt. Dann schickt er einen Meldereiter ganz nach vorn: Schneller!
Die Pferde der Krieger verfallen vom Paradeschritt in Galopp, die Fußsoldaten beginnen zu rennen. Die militärische Ordnung der Truppe droht zu zerbrechen.
Zum Glück biegt man bereits auf den großen Platz ein, nähert sich dem Alcazar. Die Truppen verteilen sich über die weite Fläche, drängen die Wartenden zurück in die Seitenstraßen. Die Sänfte mit ihrer illustren Begleitung verschwindet im Tor des Alcazar.
Die Menge strömt vom Platz fort zum Seiteneingang. Dort, am »Tor der Gerechtigkeit«, einer erhöhten Terrasse, deren Säulen sich in der offenen Audienzhalle des Palastes fortsetzen und auf der zur Zeit der Omayaden die Herrscher Bittsteller anzuhören pflegten und öffentlich Recht sprachen, wird sich, da ist man sicher, der Kalif bald zeigen.
IBN ZAYDUN.
Vor dem Hintergrund der mit farbigen Kacheln geschmückten Wände, Nischen, Säulen des Audienzsaales blendet Weiß in Weiß. Omayaden-Weiß, wohin das Auge blickt. Die Würdenträger und Beamten der
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