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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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mich bringe . . .
    Die Rosenblätter kitzeln meine Brüste, die aus dem Wasser ragen wie zwei Inseln. Ich streichele mich, lasse die Warzen aufblühen, hebe einen Fuß aus dem Wasser und bewege die Zehen, deren Spitzen mit Henna rotgefärbt sind   – ebenmäßige kleine Blütenknospen.
    Ich bin traurig und froh, zornig und sanft zugleich. Bin gar nicht Ich. Bin ein Stück Abschied. Fühle mich willig gefangen in diesem warmen Wasser, das mich aufzulösen und wegzuspülen scheint.
    Ohne weiter nachzudenken, ziehe ich mir das Tuch vom Kopf und tauche ganz und gar unter. Ein bisschen Vergessen.
    Wasser und Essenzen dringen in meinen Mund. Ich spüre, das Vergessen schmeckt nicht gut. Eigentlich sollte es nach nichts schmecken, das Vergessen, doch nun ist es vermischt mit Badeölen und Rosenblüten, und beides ist zwar duftend und gut anzufühlen, aber nicht wohlschmeckend, und so ein Wasser brennt in den Augen.
    Fluchend und ganz und gar wieder ich selbst, tauche ich auf und schreie laut nach meinen Badesklaven, die erneut herbeieilen, erschrocken   – haben sie einen Fehler gemacht?   –, mir aus dem Wasser helfen, mich in Tücher hüllen, mir die Nässe aus dem Gesicht wischen und mein glitschiges Haar wieder einbinden.
    Dann liege ich auf der Massagebank, nackt, wie Allah michgeschaffen hat, lasse mich einreiben, bis meine Haut rosig ist, und warte auf die Knaben.
    Sie sind Zwillinge aus dem Baskenland, beide noch bartlos, aber geil wie junge Ziegenböcke, und wir haben ihnen im Haus die Namen Wallid und Zain gegeben, was beides eigentlich nur »Junge, junger Mann« bedeutet.
    Beide waren sie Spielgefährten von Ibn Zaydun, und manchmal habe ich ihnen heimlich und amüsiert zugesehen. (Hätte er es, verdammt noch einmal, nicht bei Jungen belassen können, so wie ich bei Frauen? So, wie wir es uns einander versprochen hatten?)
    Nun kommen die Jungen, um mich zu massieren, das ist ihre Aufgabe, dafür hat man sie geschult. Sie sind barfuß und tragen nichts als einen dünnen Schurz, der sich prall wölbt; gut bestückt sind sie beide.
    Ich schließe die Augen und gebe mich ihnen preis, und sie beginnen eifrig, mich zu kneten; ihr Atem verrät mir, dass sie sehr schnell in Nöte geraten.
    Es macht mir Vergnügen, ihre wachsende Erregung zu sehen und zu spüren, besonders, wenn sie meine Schenkel und meinen Hintern bearbeiten.
    Dann erlaube ich ihnen, sich zurückzuziehen, damit sie endlich ihre Schwänze in die Hand nehmen können.
    Plötzlich erwacht in mir eine große, zärtliche Sehnsucht nach Kasmuna.
    Ich habe sie so lange nicht gesehen! Morgen will ich mit ihr zusammen sein, und ich will sie zur Vertrauten meiner großen Pläne machen.
    Und jetzt werde ich mein wunderliches, mein wundersames Buch zur Hand nehmen und mich noch einmal von ihm anreden lassen.
    So spricht der Verfasser zu mir:
    Du sitzest heute zwischen Büchern, zwischen Schätzen, angehäuft von deinen Vorfahren, für die Wissenschaft und Erkenntnis
das Wertvollste waren. Al Hakam, der letzte große Kalif der Omayaden, baute nicht nur Schulen für die Ärmsten, in denen sie zu den Schätzen des Wissens gelangen konnten. Er erö ff nete dem Volk Büchereien, jedem zugänglich, der zu lesen verstand. Das wisse du! Aber darüber hinaus war seine Begierde nach schönen Büchern so groß, dass er keine Mühe scheute, ihrer habhaft zu werden. Für die Schönheit eines Manuskripts war er bereit, in purem Golde zu zahlen.
    Ich lasse das Buch sinken. Ja, ich weiß:
    Reichtümer hatte sein Vater Abd Al Rahman   – Vater und Sohn mögen die Wonnen des Paradieses genießen!   – angehäuft, sodass die Schätze ganze Kammern füllten. Al Hakam verwandelte Gold und Silber in jene Quellen des Glücks und des Entzückens, die wir Bücher zu nennen pflegen.
    Überall in der Welt, wo man Allah und seinen Propheten anbetete und unsere Sprache sprach, waren Sendboten des großen Kalifen zu finden, die alte Manuskripte erwarben oder sie kopieren ließen.
    Doch damit nicht genug. Seine Leidenschaft für das geschriebene Wort war so groß, dass er stets der Erste sein wollte, der ein neues Werk in Händen hielt. Wie der Jäger auf der Lauer liegt und Ausschau hält nach einer Beute, so waren seine Abgesandten auf der Jagd nach Schriften, die noch im Entstehen waren.
    War ein Gelehrter bei der Arbeit, gleich ob Arzt oder Astronom, Dichter oder Philosoph: Eines Morgens stand der Bote des großen Al Hakam vor seiner Tür und bot den höchsten Preis für das

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