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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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und Breien des Gefängnisses geträumt hatte, trank mehr Wein, als ich vertragen konnte, und verschlief den halben Tag in einem Bett, das mit Leinen bezogen war.
    Danach schlenderte ich über den Suk des Ortes, um einzukaufen, was mir nötig erschien: standesgemäße Kleidung für die Reise und für Besuche bei hohen Herrschaften zunächst. (Ich bin nicht besonders groß von Statur, und mein Leib ist ausgedörrt nach diesen bösen Tagen   – alle Gewänder wallen fürstlich weit um mich herum jetzt.) Waffen sodann und natürlich edelstes Papier, feine Rohrfedern und Tinte aus Galläpfeln, zudem eine zierliche Schiefertafel nebst Griffel für kurze Notizen.
    Auf dem Pferdemarkt ein paar Gassen weiter in diesem ärmlichen Ort erstand ich eine kräftige junge Stute mit feinen Fesseln, einem anmutigen Schweif und dem freundlichen Benehmen einer zutraulichen Weibsperson   – noch nie habe ich das Bedürfnis verspürt, mein Selbstwertgefühl zu steigern durch den Besitz irgendwelcher ungebärdigen Hengste, mit denen sich der Reiter messen muss und die er mittels einer Kandare und Sporen blutig zwingt und zusammenreitet, als würde er einen Gegner besiegen. Wer etwas Derartiges nötig hat, nun, der soll es tun . . .
    Dort geriet ich auch ins Gespräch mit ein paar anderen Reisenden. Sie rieten mir dringend, eine gut bewaffnete und erfahrene Begleittruppe anzumieten; die Straßen seien nicht so sicher, wie man annehmen sollte. Von jenseits der Sierra Morena, meistens aus dem nahen Toledo, gäbe es immer wieder Überfälle auf vermögende Reisende.
    Die nördlichen christlichen Kleinstaaten, die von den Leuten bewohnt werden, die wir gewohnheitsgemäß Goten nennen (obwohl sich da wohl so einiges mischt), würden eine Art von »Grenzkrieg« betreiben. Aus diesen Christenländern also würden immer wieder so genannte Pardos auftauchen, Raubritter. Sie hätten es vor allem auf die Pfade entlang des Guadalquivir(die ich benutzen werde) abgesehen, weil sie sich von dort aus schnell wieder ins Bergland zurückziehen könnten. Es sei eine Art Spiel, erklärten mir die Männer lachend, geheißen Gabalgada. Ich wusste, die Muslime vollführen Ähnliches bei den Christen. Sie nennen es allerdings Al Ghazi.
    So beschloss ich denn, mir für die Weiterreise eine Leibgarde zuzulegen. Doch es hat keine Eile damit.
    Nun, zurückgekehrt von meinen Besorgungen, ruhe ich. Ruhe und denke nach.
    Ausgiebig verfluche ich den Hadjib von Cordoba, Ibn Abdus, das Schwein, der es sich nicht nehmen ließ, sein Mütchen an mir zu kühlen und mich in das dreckigste Loch seines Kerkers zu stecken, ohne die Vergünstigungen, die einem ebenbürtigen Gegner zuzuerkennen vielleicht nicht allzu schwer gewesen wäre. Der Schwanz möge ihm abfaulen, die Zähne ausfallen, eine Glatze möge er kriegen und Krätze an Händen und Füßen!
    Und eigentlich sollte ich mit genauso starken Sprüchen das Weibsbild verfluchen, welches es zugelassen hat, dass es mir so unerträglich ergangen ist   – so, wie ich dazu noch im Kerker fähig war. Das mich fast hat verdorren lassen im Verlies, nur weil ich nicht widerstehen konnte, als ein paar lange, schwarze Schenkel an mir vorbeistrichen.
    Aber es will mir nicht gelingen. Nun nicht mehr.
    Auch die rasende Gier, die mich im Kerker folterte beim Gedanken an sie und die mich zwang, ständig mein Tier zu schütteln wie man einen Ölbaum schüttelt, damit er seine Früchte fallen lässt   – sie ist fort, scheint erloschen, seitdem wir uns ein letztes Mal vereinigten zwischen Dreck und Ungeziefer.
    Mir fällt ein Spottvers ein, den ich auf sie geschrieben habe, bevor man mich einsperrte   – mit all der Übertreibung formuliert, zu der die Satire fähig sein muss   –, der in aller Munde war und der mich meine Traurigkeit spüren lässt bis ins innerste Mark:
     
    »Da steht sie nun, aus fürstlichem Geschlechte,
    ein Rosenstock, bestäubt von wilden Bienen.
    Und manchmal sind auch Drohnen unter ihnen,
    doch sie lässt zu, dass alle sie begatten.
    Ach, Allah gebe, dass sie bald ermatten.
    Vielleicht erkennt sie, wer für sie der Rechte.«
     
    Wer für sie der Rechte . . .
    Ja und ja, ich habe es selbst verscherzt. Da stand sie in diesem Kerkerloch und redete von uns   – wie war das gleich? Zwei Bäume, deren Häupter sich zueinander neigen . . . Ja, so etwas. Leib und Geist und Seele zum Höchsten strebend miteinander. Valada und Ibn Zaydun, Ibn Zaydun und Valada. Einmalig. Unverwechselbar. Weggeschenkt, weil mich

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