Valadas versinkende Gaerten
jetzt die Frauen. Wenn es so weitergeht, werden wir wohl auf andere Wege sinnen, zu holen, was uns fehlt. Denn dann«, (so sagt er), »müssen wir uns selbst aufmachen. Und ich weiß nicht, ob es Cordoba gefallen wird, wenn wir näher herankommen. Bedenkt das, ihr Männer.«
Sie scheuen sich, mit ihm zu reden, wenn er so spricht, aber schließlich macht sich doch einer zum Wortführer und nennt den Beherrscher der Ausgegrenzten demütig Mawlah – Herr. »Mawlah«, erwidert er. »Bedenkt unsere Lage. Wir können nur bringen, was es gibt. Wir sind Mittelsmänner. Und wo nichts ist, da ist nichts zu holen.«
Der König nickt langsam. »Übles Regiment«, (so sagt er), »lässt selbst das Unkraut verdorren. Die Reichen über euchsollten wissen, dass man denen da unten zumindest die Luft zum Atmen lassen soll, sonst werden auch sie eines Tages ersticken.«
Er verschränkt die Arme über der Brust. »Vielleicht reicht es ja schon, wenn wir die nächsten Flüchtlinge, die uns aus euren Stadttoren zulaufen, einfach wieder zurückschicken in die Gassen, aus denen sie kamen, damit sie vor den Augen derer krepieren, die sie so weit gebracht haben? Ohne diese Gegen-Stadt könnte vielleicht bald halb Cordoba zu einer Gegen-Stadt werden. Überlegt, wie ihr uns helfen könnt, damit auch euch geholfen werde.«
Darauf kehrt er sich um und verschwindet im Gewirr der Ruinen früherer Herrlichkeit und den Zeltplanen dazwischen und lässt die Karrenmänner in Verwirrung zurück.
Sie werden diese Reden in der Stadt verbreiten. Das ist sicher.
Gewiss, es muss etwas geschehen.
Was, das wissen sie nicht. Sie sind ja, wie gesagt, nur die Mittelsmänner.
15
IBN ZAYDUN.
Nur durch einen Buchstaben unterscheiden sich die Namen von Vater und Sohn. Aber die beiden, Al Mutadid, der Emir, und Al Mutamid, der Prinz, sind im Übrigen wie Essig und Öl.
Der alte Fürst, graubärtig, mit einem Gesicht wie aus Holz geschnitzt und farblosen Augen, ist klein und muskelbepackt, und man sieht ihm an, dass er noch immer im Sattel und mit dem Krummschwert in der Faust auf dem Schlachtfeld seinen Mann stehen kann. Der schlaksige Kronprinz nimmt sich dazu aus wie eine Pappel neben einer knorrigen Eiche, aber bei der Audienz, die mir gewährt wird, stelle ich fest, dass sich Essig und Öl wirklich gut vermischen. Der Sohn, gewiss gerissener als der Alte, versteht es geschickt, dem Vater nach dem Mund zu reden, sein Wohlwollen zu erringen und sich eifrig an die Umsetzung der Pläne des Alten zu machen. Dabei ist er ganz und gar loyal – im Gegensatz zu vielen anderen Herrscherhäusern in den Emiraten, in denen die Söhne gegen ihre Väter intrigieren, was das Zeug hält.
Meine Wertschätzung des Prinzen beginnt zu steigen. Sein Geschick im Umgang mit dem Alten kann mir nur nützlich sein.
Ich bemerke bei dieser Audienz, dass in diesem Fürstentum, im Gegensatz zu fast allen anderen Taifas, nicht ein Hadjib das Sagen hat, sondern dass die Familie der Banu Abbad dasRegieren selbst übernimmt. Ein Wesir ist nicht zugegen. Al Mutamid ist so etwas wie das ausführende Organ der Anordnungen seines Vaters. Auch das kommt mir sehr zupass.
Bei diesem meinem ersten Empfang habe ich mich als inoffizieller Gesandter der letzten Omayade vorgestellt und zunächst nur das spöttische Grinsen des regierenden Herrn geerntet. (Valadas Ruf in ganz Al Andalus, das weiß ich natürlich, ist sehr zweifelhaft. Er besteht aus jener Mischung von Verunsicherung, Verachtung und Gier, mit der Männer eine Frau betrachten, die sich mit ihnen auf geistigem Gebiet »messen will« und zudem noch freizügig in der Liebe ist.)
»Mir war nicht bekannt, lieber Freund, dass die Prinzessin, der Allah noch viele Jahre schenken möge, jetzt bereits Gesandtschaften in ihren Diensten hat. Soviel ich weiß, hat sie keinen Sitz im Alcazar, und Abd Al Malik, Cordobas Emir, erfreut sich bester Gesundheit«, bemerkt der hohe Herr trocken.
Ich verneige mich tief. »Mawlah, erhabener Gebieter, Ihr wisst, so wie ganz Al Andalus es weiß, dass ich als Kavalier im Dienste dieser Dame stehe. Sie ist meine Sayyida, meine Herrin, und wenn sie mir etwas befiehlt, dann gehorche ich.«
Der Herrscher sieht mich aufmerksam an, und der Spott in seinen Augen ist einer gewissen Anerkennung gewichen.
»Dass Ihr die Worte zu setzen wisst, Ibn Zaydun, davon bin ich überzeugt. Schließlich geltet Ihr nicht von ungefähr als der größte Dichter arabischer Zunge.«
Diesmal fällt meine Verbeugung noch
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