Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
beunruhigt Valentina nicht. Sie tritt an den Rand und ist froh, dass sie von Plexiglasscheiben geschützt wird. Überall um sie herum sind Touristen, und überall wird fotografiert. Der abendliche Anblick verschlägt Valentina den Atem. Es ist das erste Mal, dass sie Manhattan von oben sieht. Hier oben im Himmel verschwimmt der Raum zwischen den einzelnen Gebäuden. Sie wirken wie eine abstrakte Collage aus Schatten. Hier und dort stechen die Silhouetten der Wolkenkratzer, die irisierende Glaskuppeln, die Lichtkronen der Gebäude, die spitzen Glasdächer und natürlich das Empire State Building aus dem Häusermeer hervor. Valentina geht um die Aussichtsplattform herum und bemerkt in der Ferne ein Gebiet, das völlig im Dunkeln liegt. Das muss der Central Park sein. An einer anderen Ecke sieht sie das Leuchten und die bewegten Bilder des Times Square. Der Anblick der unendlich vielen Hochhäuser wirkt wie eine Traumwelt, in der man durch jedes erleuchtete Fenster in ein neues Leben tritt. Jedes Fenster erscheint Valentina wie eine neue Möglichkeit.
Noch immer ist Thomas nirgends zu sehen. Valentina steigt über eine weitere Treppe auf die obere Plattform. Hier lehnen wenige Touristen über der Absperrung, um die Stadt im Abendlicht zu fotografieren. Valentina tritt auf die andere Seite und genießt den Ausblick, als ein plötzlicher Windstoß sie in ihrer dünnen Jacke erzittern lässt.
»Guten Abend, Valentina.« Die Stimme durchbohrt sie wie eine eiskalte Klinge. Mit vor Angst rasendem Herzen fährt sie herum. Vor ihr steht Glen.
»Was machst du hier?«, fragt sie entsetzt.
»Ich habe dich gebeten herzukommen.«
Valentina schüttelt ungläubig den Kopf.
»Natürlich musste ich ein bisschen tricksen«, sagt er und grinst sie spöttisch an. »Ich wusste, dass du nicht kommen würdest, wenn ich dich bitte, mich zu treffen. Also habe ich ein bisschen geschummelt.«
»Die Nachricht war von dir, nicht von Thomas?« Ihre Stimme ist ein leises Flüstern.
»Allerdings«, bestätigt er und tritt einen Schritt auf sie zu. Valentina presst sich gegen die Betonwand der Aussichtsplattform.
»Warum sollte Thomas sich für dich interessieren, nachdem du mit seinem besten Freund durchgebrannt bist?«
Valentina blickt über Glens Schulter. Es sind eine Menge Menschen in der Nähe, und auf der anderen Seite der Plattform entdeckt sie sogar einen Sicherheitsbeamten. Sie muss nur laut schreien.
Glen kommt noch einen Schritt auf sie zu. Seine Augen sind dunkel, sein Blick feindselig, und seine Haut ist so blass, dass sie durchscheinend wirkt. Valentina stellt sich unwillkürlich vor, wie sein verdorbenes Blut durch die Adern fließt und seine Gehässigkeit und Boshaftigkeit nährt.
»Ich habe ihn gefragt, was er von einer Frau wie dir anderes erwartet hat? Von einer Schlampe !«, zischt er.
In Valentina steigt Wut auf.
»Rühr mich ja nicht an«, erwidert sie so ruhig wie möglich. »Wenn du nicht sofort von hier verschwindest, schreie ich so laut, dass es jeder auf diesem Dach hört.«
»Oh, nein«, erwidert Glen. »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun.«
Valentina spürt seinen Atem auf ihrer Haut. Sie versucht, das Gesicht abzuwenden, aber Glen hält sie zwischen seinen Armen gefangen. Sie spürt eine scharfe Spitze an ihrem Kinn und sieht zu ihrem Entsetzen, dass Glen ein Messer in der Hand hält. Wie zum Teufel ist er damit unten durch die Sicherheitskontrolle gekommen? Er presst sich mit seinem Körper gegen sie, sodass die Waffe für andere nicht zu sehen ist. Glen lässt die Klinge an ihrem Kinn hinab zu ihrer Halsschlagader gleiten. Valentina fällt ein, dass Lori ihr erzählt hat, sie sei mit einem Messer am Hals aufgewacht. Und sie erinnert sich daran, dass Wayne Datcher mit aufgeschlitztem Hals im Hudson River aufgefunden wurde.
»Wenn du jetzt schreist«, zischt Glen, »wirst du deinen geliebten Thomas nie wiedersehen.«
Valentina erstarrt.
»Was hast du mit ihm gemacht?«
»Sagen wir einfach, Mr. Steen wird sich nicht so leicht aus der Affäre ziehen können.« Er schüttelt mit aufgesetzt sorgenvoller Miene den Kopf. »Weißt du, Valentina, du behauptest zwar immer, ich sei ein Mörder, aber ich wollte den armen Datcher wirklich nicht beseitigen.«
Er legt einen Finger auf ihren Mund. Valentina versucht, ihre Lippen zusammenzukneifen, aber sie schmeckt dennoch das Salz auf seiner Haut.
»Er war gierig, und mir war nicht klar, wie labil er war, bis er drohte zu quatschen.« Glen seufzt. »Er
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