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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Wohin gehen wir ?«
    »Du bist hier zuhause, ich nicht, wie du richtig erkannt hast.« Das klang jetzt eher spöttisch, kokett und herausfordernd. »Lass uns irgendwohin gehen, wo es heller ist und wir uns besser in die Augen sehen können«, fügte sie hinzu.
    Maurice spürte plötzlich den Schweiß auf seinem Rücken. Ihr Arm lag gewiss ganz leicht auf seinem, trotzdem fühlte es sich an, als drücke sie ihn zu Boden. Vielleicht war sie eine Hexe. Alles sprach dafür, auch wenn Ryad ihm nichts über Hexen erzählt hatte.
    Valentine lachte amüsiert auf. »Bist du immer so sprachlos?«
    Da stand er mit der schönsten Frau weit und breit in der Nacht herum und hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte. Das Blut schoss überall dorthin ein, wo er es gerade jetzt am wenigsten gebrauchen konnte. In seine Ohren, seine Wangen – und seine Lenden, die zum Glück von der Jacke, die er trug, knapp verdeckt wurden.
    Unvermittelt rannte sie los, leichtfüßig und wieselflink. »Kommst du?«
    Jetzt glich Valentine in ihrem Verhalten weniger einer Dame als einem übermütigen Füllen. Maurice schüttelte sich, um die dumpfe Lähmung abzuwerfen, dann lief er ihr nach. Kurz vor der nächsten Häuserecke wurde sie langsamer , und er holte sie ein. Im Lichtschein der Straßenlaterne musterte er sie blitzschnell von oben bis unten. Ihr Mantel stand auf der linken Seite merkwürdig steif vom Körper ab, so als ob sie etwas darunter verbarg.
    Als er nach ihrer Hand griff, um sie festzuhalten, wich sie ihm aus und bog lachend rechts ab. Sie spielte mit ihm. Immer wenn Maurice meinte, er hätte sie eingeholt, war sie einen Deut schneller als er. Schließlich gab er auf und blieb nach Luft japsend stehen. Ein wenig Joggen wäre ratsam, um seine Fitness zu steigern . Sobald er zurück in Oxford war, würde er damit anfangen.
    »Können wir damit aufhören? Ich weiß auch so, dass du schneller laufen kannst als ich «, keuchte er und presste sich die Hand auf die stechende rechte Seite.
    Mit schräg gelegtem Kopf kam sie langsam zurück. »Du weißt nichts.« Ihre Stimme war nur ein Hauchen.
    »Eben deswegen dachte ich, wir reden miteinander.«
    »Gut. Rede!«
    Sie machte ihn irre mit diesem Wechsel zwischen scheuem Mädchenverhalten und dominanter Frau. Ihre ernst blickenden Augen waren wie Nadelstiche und brachten sein Blut erneut zum Sieden. Wie schon am vorangegangenen Abend hatte er für Sekunden das Gefühl, er müsse vor ihr mit einer Entschuldigung auf den Lippen niederknien und sie um Verzeihung für seine Anmaßung bitten, dass er das Wort an sie richtete . Das war doch vollkommen irre.
    »Was willst du von mir ? Ich höre!«
    Ob sie wohl immer diesen Befehlston draufhatte? Anstelle einer Antwort sah er sie fragend an. »Hey, ich möchte dich kennen lernen, was sonst.« Für wen hielt sie ihn?
    »Warum?«
    Was für eine Frage. »Äh, weil du mir gefällst, warum wohl sonst ? «
    »Falsche Antwort. Ich sehe dir an, dass mehr dahintersteckt.«
    »Herrgott noch mal«, brauste er auf. »Ich bin neugierig, warum sich eine so attraktive Frau wie du nachts in einsamen Gängen unterm Dom herumtreibt. Ist das so schwer zu verstehen?«
    Zu seiner Erleichterung lachte sie leise auf. »Dann sollten wir uns endlich einen gemütlichen Ort suchen und uns unterhalten.«
     
    * * *
     
    Aus seiner Kölner Zeit kannte Maurice eine Bar, die mit einer Sondergenehmigung auch nach der üblichen Sperrstunde noch geöffnet hatte. Eine Alternative fiel ihm zu dieser Uhrzeit nicht ein. Der kleinen Nischen und gemütlichen Atmosphäre wegen wurde sie hauptsächlich von Pärchen besucht. Chaoten und Betrunkene waren hier kaum zu befürchten , daher hoffte er, dass Valentine diese Lokalität zusagen würde.
    N ach kurzem Zögern ging sie an ihm vorbei, als er ihr die Tür aufhielt. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen , dann suchte sie einen Platz aus.
    »Willst du nicht ablegen?«, fragte er, als sie sich in ihrem Mantel setzen wollte , und machte eine Geste, ihr dabei zu helfen.
    Sie wich ihm aus und gab einen Ton von sich, der einem Fauchen glich. Ihr Mantel sank schwer und unförmig neben ihr auf der Bank in sich zusammen. Allmählich hätte er schon gern gewusst , was sie versteckte. Unter ihrem Mantel trug sie eine schwarze Bluse mit Rüschen über der Knopfleiste und an den langen Ärmeln, eine eng anliegende Hose aus dünnem Leder und ein wenig Silberschmuck an den Handgelenken und um den Hals. Schlicht, edel, elegant.
    Wow. Ihr

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