Valentine
auffordernde Geste.
Frédéric knurrte unwillig, als wolle er nicht darüber reden. »Ich bin heimlich Emanuele gefolgt. Ich wollte mal wissen, was unser Spanier jede Nacht so treibt.«
»Und?«
»Erzähl ich dir, wenn ich daraus schlau geworden bin«, erwiderte er und schloss die Tür hinter sich und Aliénor.
Bevor sie hinausging, zwinkerte die Elfe ihr verschwörerisch zu, dann war Valentine allein.
Elfen waren empathisch für die Empfindungen anderer. Vielleicht hatte Aliénor etwas von dem euphorischen Glücksgefühl gespürt, das Valentine erfasst hatte.
Sie legte ihren Mantel ab , holte das Schwert her vor und betrachtete es. Richtig angewendet war dies es eine absolut tödliche Waffe. Sie seufzte . Wäre sie auf Maurice ’ höfliche Geste eingegangen und hätte sich den Mantel abnehmen lassen, wäre ihm bestimmt aufgefallen, wie schwer dieser war.
Kapitel 10
Durch das offen stehende Fenster strömte kalte Nachtluft ins Zimmer. Die Hitze seines Körpers kühlte sie indes nicht. Maurice lag nackt ausgestreckt auf seinem Bett und starrte an die Decke. Mittlerweile kannte er jede Unsauberkeit, die nachgedunkelten Zimmerecken und die Stelle, wo er vor Jahren eine Mücke erschlagen hatte. Sein Leib verbrannte innerlich , und sein Geist war zu aufgewühlt, um zu schlafen. Seit er das Licht ausgemacht hatte, folgten seine Augen jeder kleinen Veränderung, die durch Licht aus umliegenden Häusern oder von vorbeifahrenden Autos hervorgerufen wurde.
Die vergangenen Stunden wirkten auf ihn, als hätte er nur geträumt. Zu unwirklich war alles, was ihm widerfahren war. Eine leibhaftige Vampirin war ihm begegnet , und nicht nur das – sie war attraktiv und brachte ihn dazu , Risiken einzugehen, auf die er sich niemals einlassen dürfte, wenn er berücksichtigte, was er bereits über Vampire wusste. Es war der pure Wahnsinn, was innerhalb weniger Tage geschehen war. Nun war sein Herz in Gefahr , und er hatte keine Ahnung, ob das nicht auch auf sein Leben zutraf. Doch dieses Risiko war sie wert, diese außergewöhnliche Frau. Schon jetzt konnte er es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Vernünftig kann ich werden, wenn ich tot bin, dachte er grinsend.
Die Haustür fiel ins Schloss , und schwere Schritte kamen die Treppe herauf, hielten kurz vor seiner Tür inne. Maurice schloss die Augen und lauschte angespannt. Sein Vater war ziemlich spät dran. Wie schaffte er es , mit so wenig Schlaf auszukommen?
Die Schritte verhal l ten .
Es mochte unvernünftig sein, aber er vertraute Valentine . Hätte sie ihn umbringen wollen, wäre dazu ausreichend Gelegenheit gewesen. Es schien eher so zu sein, dass es wie bei den Menschen eben auch unter Vampiren solche und andere gab. Seine Gedanken kreisten um nichts anderes mehr , und er würde alles tun, um sie für sich zu gewinnen.
Es hatte die eine oder andere Gelegenheit in Oxford gegeben. Hübsche und intelligente Studentinnen, die Interesse an einer Beziehung mit ihm andeuteten. Aber keine hatte sein Herz in einer Weise angesprochen, dass er sich darauf hätte einlassen wollen . Stattdessen steuerte er jetzt auf eine Beziehung zu, die Komplikationen versprach. Welche Zukunft ihnen beschieden sein würde, darüber wollte er nicht nachdenken. Wie gesagt, Vernunft hatte Zeit bis zum Tod. Und noch stand eine echte Beziehung zu Valentine in den Sternen, so ungern er dies zugab.
Wenn sein Vater das alles herausfände , mit seiner absoluten und radikalen Ablehnung aller paranormalen Wesen . Fröstelnd stellten sich trotz der Hitze, die ihn erfüllte, die Haare auf seiner Haut auf. Glücklicherweise war Geoffrey viel zu beschäftigt, um sich für das Privatleben seines Sohnes zu interessieren. Er besaß ja nicht einmal ein eigenes.
Das Rauschen der Dusche aus dem Badezimmer nebenan erfüllte die Stille des Hauses und wirkte auf Maurice beruhigend. Schließlich schlief er ein.
Ein Kitzeln im Gesicht weckte ihn . Als er die Augen aufschlug, sah er nur dunkle Locken, die ihm entgegenhingen . Dann strich eine Hand die Haare hinter die Ohren , und er erblickte in einem blassen Gesicht ein Paar helle Augen, die sogleich unscharf wurden, als der Kopf sich noch weiter über ihm h erunterbeugte und ein paar weiche Lippen sich hauchzart auf die seinen senkten . Ihr Kuss begann sehr einfühlsam. Eine kaum spürbare feine Berührung, die völlig ausreichte, ein sinnliches Kribbeln überall auf seiner Haut hervorzurufen und das Blut in seinen Unterleib einschießen zu lassen. Nun
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