Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
Vom Netzwerk:
aus würden sie zu Fuß weitergehen, da keine Straße ins Elfenland führte. Während Aliénor im Schloss fast ausschließlich schöne Kleider trug, die Roxanne ihr nähte, hatte sie für diese Reise aus praktischen Erwägungen einen rostbraunen Hosenanzug mit cremefarbener Bluse gewählt.
    »Da, siehst du den kleinen Weg zwischen den Bäumen? Er wird uns zum Château des Fleurs führen«, erklärte Aliénor, während sie ausstiegen.
    Der Weg war uneben und eher ein Trampelpfad, gekreuzt von breiten Wurzeln besonders mächtiger Bäume und offenbar nicht allzu oft genutzt . Moos und Waldgras wuchs mittendrin, so dass der Weg sich stellenweise beinahe im Nichts verlor. Der Weg wurde mal enger, mal br eiter, verlief nicht geradeaus, sondern richtete sich nach Bodenbeschaffenheit und Vegetation, die sich ihnen dauernd in den Weg stellte.
    Als sich der Bewuchs schließlich lichtete, wurde es dadurch kaum heller. Staunend betrachtete Maurice die Steinkolosse, die plötzlich vor ihnen aus dem Boden aufragten. Hinkelsteine.
    » Maison de la Viviane «, kommentierte Aliénor geheimnisvoll und flog weiter voraus.
    Hohe Baumkronen umgaben die geheimnisvolle Anordnung der Menhire. Aliénors Flügel erwiesen sich in dem unebenen Gelände als vorteilhaft. Mühelos wie ein Schmetterling flatterte sie dahin, während Maurice leise fluchend über Wurzeln stolperte, die im fahlen Morgenlicht, das kaum den Waldboden erreichte, schlecht zu erkennen waren. Schließlich lichtete sich der Wald etwas mehr, zu einem Streifen zwischen den Bäumen, der einer schmalen Allee gleichend aus hohen Birken bestand, die sich mit ihren weißen Stämmen kontrastreich vom übrigen Wald abhoben. Am Ende war ein Gebäude zu erahnen, vom morgendlichen Dunst unscharf gezeichnet. Aber dieser Weg wurde plötzlich von einem Graben unterbrochen, der mindestens zwei Meter breit war. Fassungslos starrten sie beide hinab.
    »Was ist das?«, flüsterte Aliénor , und er hörte die Unsicherheit aus ihrer Stimme heraus.
    »Ich schätze, ein Vorbote der Prophezeiung. Du hättest sehen sollen, was in Köln passiert ist. Na ja, vielleicht besser, dass du nicht dort warst.« Vorsichtig trat er vor bis an den Rand, um hinabzusehen. Der Graben war jedoch so tief und dunkel, dass er kein e Begrenzung erkennen konnte. »Und nun? Hier komme ich nicht rüber. Links oder rechts?«
    Aliénor zuckte mit den Schultern. »Bleib hier. Ich flieg mal weiter und schaue, ob der Graben irgendwo schm a ler wird.« Sie wartete seine Antwort nicht ab und flog los.
    Ungeduldig ging Maurice hin und her, bis Aliénor nach einer halben Stunde zurückkehrte und ihm mitteilte, dass sie eine provisorische Brücke entdeckt hätte.
     
    Als märchenhaft hatte Aliénor das Château des Fleurs beschrieben, mit filigranen Türmchen und Erkern, verspielten Stuckreliefs und hohen, mit bunten Butzenscheiben verglasten Fenstern. Ihre Beschreibung wurde von der Realität noch übertroffen . Die g elb glasierten Ziegel des steilen Daches glänzten im Sonnenlicht fast wie Gold .
    »Das sieht ja wirklich wie ein Märchenschloss aus«, stellte Maurice staunend fest.
    Aliénor nickte. » Ich glaube nicht, dass vor dir schon m al ein Mensch hier war. Es ist mit Elfenmagie geschützt, so wie das gesamte Reich.«
    Maurice zog die Augenbrauen hoch. »Haben wir einen Alarm ausgelöst?«
    Sie lachte. »Nein, Aldin hat mir natürlich gezeigt, wie ich den magischen Elfenzaun durchbrechen kann.« Stolz auf sich selbst schaute sie ihn mit schräg gelegtem Kopf an und zwinkerte. »Du hast das gar nicht bemerkt, stimmt’s?«
    Die beiden durchquerten die weitläufige Wiese, die das Schloss umgab. Unmengen fleißiger Insekten war mit der Suche nach Pollen und Nektar auf den vielen Blüten beschäftigt. Maurice fühlte einen tiefen Frieden. Alle Sorgen und Bedrohungen schienen weit entfernt zu sein.
    Dann erreichten sie das Château. Mehrere blendend weiße Stufen führten den Eingang hinauf. An einem Rundbogen rankten sich aus buntem Glas gefertigte Blüten und Blätter empor und hatten den Namen des Schlosses geprägt: Château des Fleurs.
    Maurice folgte Aliénor in das zentrale Treppenhaus und von dort in einen imposanten Innenhof. Der Boden war aus Stein, mit einem feinen Glasmosaik ausgelegt, das sich zu Mustern aus Pflanzen, Insekten und Vögeln zusammenfügte.
    »Aliénor!« Der Ruf brach sich an den Wänden des Innenhofes und wurde vielzählig wiedergegeben.
    Sie blickten empor. Der Innenhof war über zwei Stockwerke

Weitere Kostenlose Bücher