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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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das sie unter dem Spülstein gefunden hatte, und machte ein ernstes Gesicht. Er sah sie an, und weil ihm nichts anderes einfiel, rief er schnell: »Wie ich sehe, mögen Sie Blumen.«
    Valeria sah an ihrem Rock hinunter, den sie zum ersten Mal trug, und zuckte die Achseln.
    »Ich mach Ihnen nicht einfach nur einen Henkelkrug«, sagte er, »sondern was viel Besseres – einen schönen, hohen Wasserkrug, als Dankeschön für die Milch.«
    Sie machte große Augen und sagte nichts. Ihr Herz schlug schneller. Er war resolut.
    »Mit dem können Sie Ihre Blumen gießen«, sagte er. »Oder ihn als Dekoration verwenden. Um ihn zu benutzen, wird er wahrscheinlich zu schwer sein. Sie heißen Valeria Patko, oder?«
    Sie nickte.
    »Ihnen gehört der schöne Garten auf der anderen Seite des Dorfs«, sagte er. »Ich bin dran vorbeigelaufen. Ihre beiden Schweine sind die saubersten, die ich je gesehen habe.«
    Valeria hätte fast gelächelt, fasste dann aber nur an ihren Schlüsselbund.
    »Seltsam, dass wir einander nie vorgestellt worden sind«,fuhr er fort. »Ich wohne jetzt schon viele Jahre im Dorf. Meine Frau war von hier. Haben Sie sie gekannt? Sie ist hier groß geworden.«
    Valeria nickte und dachte an die Frau des Töpfers. Sie hatte sie nicht besonders gemocht – schon als Kind nicht, und danach noch weniger. Eine kokette und dumme Frau. Ein schlichtes Bauernmädchen, das alle Bärtigen anlächelte, immer mit ihren Halsketten spielte und sich Dinge in den Mund steckte. Der Typus Frau, die ohne Mann nicht zurechtkam. Sie hatten nie miteinander gesprochen, hatten nie Veranlassung dazu gehabt.
    »Sie sind meistens in Ihrem Garten, nicht wahr?«, sagte der Töpfer. »Außer wenn Sie auf den Markt gehen. Da hab ich Sie manchmal gesehen, wie Sie im Herbst Paprikaschoten verkauft haben. Ich hab aber, glaub ich, nie welche bei Ihnen gekauft.«
    »Nein«, sagte Valeria und erinnerte sich plötzlich an etwas, das ihr nicht gefallen hatte. »Sie kaufen sie bei der Schlampe mit der offenen Bluse. Sie hat schreckliche Paprika. Wahrscheinlich düngt sie die mit Katzenscheiße – vielleicht sogar mit ihrer eigenen.«
    Der Töpfer zuckte zusammen. »Vielleicht weiß ich jetzt, warum wir uns nie begegnet sind«, sagte er. Er blickte auf seine Töpferscheibe, als sinnierte er über etwas. »Aber egal. Es war lieb von Ihnen, mir die Milch zu bringen, und Ihr Garten ist wunderschön. Aber sind Sie nicht einsam, mit all Ihren verletzten Gefühlen und sauberen Schweinen und schönen Blumen?«
    Valeria wurde schwindlig. »Ich hab keine Blumen im Garten«, fuhr sie ihn an. »Es ist ein Gemüsegarten.« Dann fügte sie hinzu: »Sie haben überhaupt nicht richtig hingeschaut und schmeicheln mir bloß.«
    Der Töpfer nickte lachend. Er wandte sich seiner Töpfer scheibe zu und fing wieder an, den Ton zu drehen. Dann hober den Kopf, deutete auf den Klumpen vor sich und sagte: »Es stimmt, ich kenne nur Ton. Schweine und Gemüse interessieren mich nicht sonderlich, es sei denn, sie liegen auf meinem Teller.«
    Valeria konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Das versteh ich sehr gut.«
    Sie kam ein Stückchen näher und sah ihm zu. Seine Hän de sahen kräftig aus. Der sich drehende Ton nahm wie von Zauberhand Gestalt an, so, als sei er dem Töpfer völlig zu Willen.
    »Der fertige Krug könnte Ihnen gefallen«, sagte der Töp fer . »Er wird einen Meter hoch. Haben Sie Dinge zu Hause, zu denen er passen soll?«
    Valeria sah sich in der Werkstatt um. Dort stand ein ganzes Keramiksortiment, das meiste war für den täglichen Gebrauch. Teeservice, Teller, Schalen und Vasen und ein paar kleine Figuren. Auf einem Regal sah sie ein paar Schmuckteller, wie sie sie in ihrer Küche hängen hatte. Sie wies mit dem Finger darauf.
    »So wie die schwarzen da.«
    Der Töpfer lächelte.
    »Ausgezeichneter Geschmack. Dann mach ich Ihnen einen schwarzen Wasserkrug – mit einem Fliederornament. Mögen Sie Flieder?«
    Valeria schüttelte den Kopf und sagte dann hoffnungsvoll: »Mir gefallen Paprikaschoten. Können Sie welche draufmachen?«
    Der Töpfer nickte: »In einer Woche bring ich ihn Ihnen.« Sie zog die rechte Augenbraue hoch. »Sie machen mir also einen schwarzen Krug?«
    Geschwärzte Töpferware war wertvoll, das wusste Valeria. Ton zu schwärzen war eine Kunst. Während des Brennens musste man dem Ton Sauerstoff entziehen, bis er verkohlte. Die chemische Reaktion war anders, als wenn manihn an der Luft brannte. Valeria wusste, dass der Töpfer ihr

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