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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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Porzellan. Die war nicht aus einer Dorfwerkstatt,sondern aus einer der großen Porzellanmanufakturen des Landes. Sie staubte die Tasse ab und stellte sie vor ihn hin.
    »Wo hast du die her?«, fragte einer der Männer.
    »Gefällt sie dir?«, fragte sie den Töpfer. »Sie ist aus einer großen Manufaktur. Ich hab sie zur Hochzeit gekriegt. Von dem Service hat nur diese Tasse überlebt.«
    »Was ist mit den anderen passiert?«, fragte der Töpfer.
    »Mein Mann«, antwortete sie. »Ich hab sie ihm an den Kopf geworfen. Jede einzelne hab ich ihm über die Rübe gehauen, samt der Teekanne.«
    Ibolya schenkte dem Töpfer Tee ein. Er trank die Tasse aus und kippte dann noch drei weitere hinterher.
    »Du hast ganz schön Durst, was?«
    Der Töpfer nickte und nach der letzten Tasse machte er »Ahhh« und lächelte Ibolya an. »Danke, Schätzchen. Sie sind die Frau meiner Träume. Noch nie hab ich eine schö nere Frau gesehen.« Er entschuldigte sich und ging zur Toilette. All das war einfach zu viel für Ibolya. Sie kam schnell hinter dem Tresen hervor, lief ihm aufs WC hinterher, und als sie drin waren, schloss sie die Tür ab. Die Stammgäste sprangen auf, rannten ihnen nach und lauschten. Sie grinsten sich an und versuchten, durchs Schlüssel loch zu schauen. Sie hörten, wie der Töpfer fassungslos nach Luft schnappte:
    »Was? Du meine Güte, Ibolya, was machen Sie da?«
    »Du alter Bock, spiel nicht das Unschuldslamm. Was für eine verrückte Masche: Tee! Du bist wirklich bezaubernd!« Sie hörten ihr Lachen.
    Der Töpfer stammelte: »Ich hatte doch nur Durst, wirklich nur Durst.«
    Die Stammgäste schüttelten die Köpfe.
    »Sperr dich doch nicht, alter Töpfer«, sagten sie sich.
    »Welcher Mann kann widerstehen, wenn er so umworben wird?«, erkühnte sich einer zu sagen.
    »Ich kapier’s nicht. Seit Jahren komm ich nun schon hierher«, beklagte sich ein Rothaariger. »Immer bestell ich die größten Gläser und geb reichlich Trinkgeld. Aber mir ist sie nie aufs WC gefolgt. Kein einziges Mal. Manchmal hab ich sogar die Tür nur angelehnt, weil ich gedacht hab, sie ist vielleicht schüchtern, oder hat nicht gemerkt, dass ich mich für sie interessiere. Ich bin ganz verrückt nach ihr und wahnsinnig in sie verliebt.«
    Die anderen Männer lachten und schlugen ihm auf die Schultern.
    »Sei nicht blöd, Ferenc«, riefen sie. »Du hast eine schöne dicke Frau zu Hause, die dir alles kocht, was du willst.«
    »Das stimmt nicht. Sie macht nur Schweinefleisch. Immer nur Schweinearsch essen, hängt einem zum Hals raus.«
    Die Männer lachten und schlugen ihm weiter auf die Schultern, und die anderen sagten »psst« und drückten die Ohren an die Holztür.
    »Ich liebe sie wirklich.«
    »Psst! Ferenc, sei still. Dem alten Töpfer kommt’s gleich.« Sie hoben die Krüge erwartungsvoll. Kurz darauf nickte der Mann an der Tür der kleinen Männerrunde zu.
    »Hurra!«, platzten die Männer los. Bier wurde verschüt tet . »Hoch lebe unser alter Töpfer.«
    Gedämpft hörten sie Ibolyas Schmusen und ihre Komplimente.
    »Mein Prinz«, hörten sie sie sagen. »Du bist ganz entzü ckend und so lieb. Ich könnte dich aufessen.«
    Die Stammgäste kicherten und gingen vom Schlüsselloch weg. Die Tür ging auf und der Töpfer erschien. Nochmals jubelten sie ihm zu. Sie klopften ihm auf den Rücken, gaben ihm einen Krug Bier und eine Zigarette. Er musste verlegen grinsen.
    »He Töpfer, ist besser als ein Lottogewinn, was?«
    Die anderen lachten.
    »Was für Tee war das?«
    »Hat sie noch welchen davon?«
    »Ich hab gesehen, dass sie eine ganze Büchse gebracht hat. Ihr wisst schon, eine aus England.«
    Ibolya ging hinter dem Töpfer her und sah genauso verschwitzt aus wie davor. Sie warf ihnen einen schnellen Blick zu, der sie sofort verstummen ließ. Sie ging wieder hinter den Tresen und wischte sich mit einem Geschirrtuch den Schweiß von den Schläfen.
    »Ich hätte gern einen Tee«, erklärte der Mann, der Ferenc hieß.
    »Ich auch«, sagte ein anderer.
    »Eine Runde Tee für alle«, sagte ein dritter.
    »Ihr seid alle Schweine«, schimpfte Ibolya. »Allesamt, außer meinem Häschen hier.«
    Sie sah den Töpfer liebevoll an. Er saß mit einer Zigarette in den zittrigen Fingern da und versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht richtig und er zuckte die Achseln.
    Die anderen Männer wurden still und beobachteten sie. Vor aller Augen zog sie sich die Bluse zurecht, wobei ihr kissenhafter Busen bebte. Die Männer sahen gebannt zu.

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