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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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sie überall im Raum hörte.
    »Ich hab gesagt, er ist mein Freund.«
    Valeria drehte sich zu ihr um.
    »Ach, das hast du nicht gewusst?«, fragte die Schankwirtin. »Du dumme, blaustrümpfige alte Jungfer. Du kannst noch so viele Blümchenkleider tragen – krallen kannst du ihn dir damit noch lange nicht. Was glaubst du denn, wie lang du so einen Mann damit bei der Stange halten kannst?«
    Die Stammgäste, die bisher nichts gesagt hatten, fingen an zu kichern. Diejenigen, die weit genug von den beiden Frauen weg saßen, fingen an zu wetten.
    Valeria dachte darüber nach. Dann grinste sie. »Bis ich ihn begrabe«, erwiderte sie, so leise, dass nur Ibolya sie hö ren konnte. Schließlich wandte sie sich an die Stammgäste und blickte sie finster an. Sie wurden still. »Bauern«, sagte sie, »bis runter zum letzten kopfgrindigen Kind seid ihr alle Bauern. Sogar eure Hunde sind Bauern. Wie kann das sein?«
    Sie marschierte aus der Kneipe.
    Ibolya schlug mit der flachen Hand auf den Tresen und ging hinter Valeria nach draußen. Sie sah sie den Hügel hinunterfahren. Es war ein herrlicher Tag, mit blauem Himmel und Vogelgezwitscher. Sie lächelte.
    »Auch ich habe Kleider«, schrie sie Valeria nach. »Mein Geburtstagskostüm gefällt ihm am besten! Und ich geh jetzt gleich zu ihm und zeig’s ihm.«
    Die Dorfbewohner warteten, bis Valeria weggefahren war, dann tranken und redeten sie wieder. Allerdings nur, um sie zu verfluchen. Die Schankwirtin, der die Kneipe gehörte, fluchte von allen am lautesten und am derbsten.

III
     
    I bolya Nagy war Witwe und Valerias Generation, sie war also mindestens achtundfünfzig. Doch wie alt Ibolya genau war, wusste keiner. Sie sprach nie über sich, weil sie niemanden langweilen wollte. Sie war eigenwillig, genau wie Valeria, aber im Gegensatz zu ihr hatten die Leute sie sehr gern. Zumindest die Männer im Dorf, und das, obwohl sie nicht besonders ansehnlich war und nichts dabei fand, sie einfach anzubrüllen.
    Doch was ihr an Schönheit und Charakter fehlte, machte sie durch einen wogenden Busen wett, durch ihre starke Hand beim Weinausschenken und indem sie die Leute großzügig anschreiben ließ.
    »Ihr habt dreißig Tage, um eure Rechnung zu begleichen. Was ist daran so schwer?«
    Es wurde auch gemunkelt, dass Ibolya einen Mann ebenso gern ins WC entführte, wie sie ihn mit einer schweren Glasflasche bewusstlos schlug, weil er seine Rechnung nicht fristgemäß bezahlte.
    Den Töpfer hatte sie jedenfalls entführt, so viel stand fest. Das war Monate her und das ganze Dorf wusste es. Warum Valeria nichts davon mitbekommen hatte, war schwer zu sagen. Als er eines Nachmittags auf eine Tasse Tee vorbeikam, hatte sie von ihm bekommen, was sie wollte, und seitdem trieben sie es miteinander. Ibolya hatte von Anfangan behauptet, dass sie nichts miteinander hätten, sondern nur gerne zusammensaßen. Warum auch nicht?
    In Ibolyas Kneipe hatte noch nie jemand Tee bestellt, und auch der Töpfer trank eigentlich nie Tee. Doch an jenem Tag lechzte er aus unerfindlichen Gründen danach und kam deshalb zu ihr in die Kneipe. Eine geschlagene Viertelstunde hatte er in seiner Werkstatt nach Tee gesucht und gehofft, er würde einen alten Teebeutel oder zumindest ein paar Teeblätter in einer Büchse finden.
    »Guten Tag, Ibolya. Gibt es bei Ihnen Tee?«, hatte er gefragt und sich hingesetzt.
    Ibolya dachte natürlich, das Ganze sei ein Scherz.
    »Versuchen Sie, mit mir zu flirten?«, fragte sie.
    Aber sie fand seine seltsame Bitte und die Art, wie er gefragt hatte, so charmant und raffiniert, dass sie in ihr Büro hinter der Kneipe ging und ihm eine ganze Büchse Earl Grey holte.
    »Hatten Sie so was im Sinn?«, gurrte sie und schwenkte die Büchse spielerisch vor seinem Gesicht.
    Der Töpfer, ganz der Charmeur, und ohne zu beachten, was er bei ihr bewirkte, umfasste ihre Hände und dankte ihr überschwänglich.
    »Wunderbar. Genau, was ich mir erhofft hatte.« Er küsste ihre Fingerknöchel.
    Sie errötete, aber nur ganz kurz. Sie fühlte sich geschmeichelt. Achtundfünfzig Jahre war sie und noch nie hatte sich jemand so an sie herangemacht. Sie fragte sich, was er sonst noch für Tricks auf Lager hatte, was er mit seinen großen Händen und den sich verjüngenden Fingern wohl alles konnte. Sie kochte Wasser und schüttete den Tee hinein. Die Männer ringsum saßen verblüfft da.
    »Habt ihr das gesehen?«, fragten sie verwundert.
    Ibolya hatte sogar eine Teetasse aufgetrieben, noch dazu eine aus

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