Valeron der Barbar
Königen bereiten werde!«
Saldon und Jheru beobachteten ihn, während er lächelnd geradeaus blickte. Sein Lächeln schwand auch nicht, als er sich der Worte Darcus Cannu erinnerte: mein Lord Barbar!
14
König und Barbar
König Lexton blickte von dem Schreiben auf und begegnete dem fragenden Blick seines Premierministers. Der König gab ihm den ersten Brief, der an Valeron adressiert war und das kaiserliche Siegel trug.
»Dieses Schreiben wurde ein paar Tage vor des Kaisers Tod diktiert und zum Branarius geschickt«, sagte Lexton. »Ihr seht, dass es an Valeron gerichtet ist, als Kriegslord der Siebenten Welt und alter Freund !«
Er strich über den kurzen weißen Bart. Auch sein fülliges Kraushaar, das er über der Stirn zurückgekämmt trug, war weiß, seit seinem neunundzwanzigsten Lebensjahr bereits, das nun zwanzig Jahre zurücklag.
Der Premierminister begann das Schreiben laut zu lesen, dann wurde seine Stimme zu einem Murmeln, bis er eine Stelle aufgeregt laut wiederholte: » ›Es ist noch jemand hier, der Euch gern sehen möchte. Ich will damit sagen, es ist eine der wichtigen Sachen, die wir erörtern müssen.‹ – Lord König, es ist lediglich mit ›Velquen‹ unterzeichnet!« Ungläubig starrte er seinen Herrscher an.
Wortlos reichte Lexton ihm den zweiten Brief. Auch er trug das kaiserliche Siegel und war an König Lexton adressiert. Der Premierminister hatte selbst gesehen, wie der Monarch das Siegel gebrochen hatte. Seine Brauen hoben sich noch mehr, während er auch dieses Schreiben laut las.
» ›Aleysha, Kaiserin, an Lexton, König.‹ Offenbar beginnt eine neue Ära, was die Förmlichkeit betrifft, Lord König«, murmelte der Premierminister. Er las weiter: »Der Kaiser wurde von DARCUS CANNU ermordet!« Bei diesem Namen wurde seine Stimme zu einem, für einen Minister vielleicht nicht ganz schicklichen Schrei. Mit noch größeren Augen starrte der wohlbeleibte Mann seinen Herrscher an.
Lexton bedeutete ihm weiterzulesen.
» ›… von Darcus Cannu ermordet‹ «, wiederholte er, » ›der durch Bestechung die Palastwache auf seine Seite brachte.‹ Lord König!«
»Nur weiter, Maron!«
» ›Die Hauptstadt, das Reich und ich, die Kaiserin, befinden uns in ernster Gefahr durch diesen Verräter Darcus Cannu.‹ « Wieder hielt Maron inne und blickte auf, wieder begegnete er den unbewegten Augen seines Monarchen. Seine Stimme klang nicht sehr fest, als er weiterlas: » ›Der Überbringer dieses Briefes, Lord Valeron, jetzt Herrscher des vereinten Branarius und so Angehöriger des Rates der Könige, ist mein persönlicher Gesandter mit unbeschränkter Vollmacht.‹ « Er drehte das Schreiben um, überflog es noch einmal und rief aufgeregt: »Mein Lord König!«
Lexton nickte. »Es ist echt. Beide Schreiben sind echt! Maron, so aufgeregt habe ich Euch schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Wachen! Hauptmann Graylon soll … Ah, Hauptmann.« Lexton sah, dass Graylon soeben eintrat, und fuhr fort: »Geleitet den Kriegslord von Branarius zu mir.«
»Jawohl, Sire. Und die anderen? Er ist in Begleitung eines Älteren, den er seinen Ersten Ratgeber nennt, und einer Carmeianerin – die er nicht Lady nennt.«
Lexton lächelte. »Geleitet auch sie zu mir und nennt sie Lady, Hauptmann. Der Kriegslord steht nicht mehr unter Arrest. Und behandelt ihn seinem Stand gemäß – der meinem gleich ist.«
Mit schnellen Schritten verließ Hauptmann Graylon den Raum.
»Ihn kann offenbar nichts erschüttern«, sagte Lexton, als sie wieder allein waren, zu seinem Minister. Maron seufzte nur, er hatte genau das gleiche von seinem König gedacht. »Passt auf, Maron, uns bleiben noch ein paar Minuten …«
Als Graylon zurückkehrte, bot sich König Lexton der Anblick des ungewöhnlichen Trios. Dem neuen Herrscher von Branarius fehlte kein Zentimeter von Lextons ein Meter neunzig, und dazu waren seine Schultern noch um eine gute Handlänge breiter. Die mächtige Brust drohte die kostbare weiße Tunika schier zu sprengen. Seine auf Hochglanz polierten kniehohen Stiefel klickten auf den Mosaikfliesen, und Lexton bemerkte, dass der große Mann Sporen trug. An des neuen Königs Seite schritt ein alter Mann – ein Greis – mit dem Gesicht eines sonnengebackenen Apfels. Er trug eine einfache, völlig zierlose hellbraune Kutte, die von einer braunen Kordel zusammengehalten wurde: die Kleidung der Älteren von Wisensa. Unmittelbar hinter ihm sah Lexton die junge Frau, die Valeron nach Graylon
Weitere Kostenlose Bücher