Valhalla: Thriller (German Edition)
entgegnete Hiroki.
»Das ist eine Menge«, sagte Ilka.
»Schon mal überprüft, ob vielleicht ein GPS -Jammer daran schuld sein könnte?«, warf John ein.
»Ein Jammer? Wieso sollte denn hier …? Ich … nein. Ich habe das natürlich nicht überprüft. Wer käme denn auf so eine Idee? Aber das haben wir gleich.«
Er setzte seinen Kopfhörer auf, ging ins Computermenü und fummelte an den Einstellungen herum.
»Wovon redet ihr beiden da?«, erkundigte sich Hannah.
»Von einem Störsender. Einem Gerät, das die Signale des Global Positioning System beeinträchtigt. GPS wird zwar inzwischen in jedem Navigationsgerät verwendet, war aber ursprünglich ein militärisches System. Dementsprechend gibt es auch Störsender. Durch die relativ geringe Sendeleistung der Satelliten und die Umlaufbahn in einer Höhe von 20 000 Kilometern sind die GPS -Signale nur mit einer ausgesprochen geringen Feldstärke zu empfangen. Sie sind recht leicht zu stören, wenn man eine genügend kräftige Sendeanlage benutzt.«
»Und was könnte man dagegen tun?«
John sah zu Hiroki hinunter. »Nicht so einfach. Ein Störsender von wenigen Watt kann im Empfangsbereich praktisch jedes Navigationssignal unterdrücken. Um die Wirkung von Jammern zu minimieren, werden Richtantennen verwendet. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Kombination mit anderen Navigationssystemen, wie zum Beispiel dem INS .«
»Pst.« Hiroki hob seinen Finger. »Ich glaube, ich habe hier etwas.« Er lauschte angestrengt in seine Kopfhörer hinein, verglich das Gehörte mit den Daten auf dem Monitor und schüttelte den Kopf. »Das ist ja ein Ding«, sagte er. »Es ist kein Jammer, es ist ein
Faker
.«
»Nicht dein Ernst.«
»Wenn ich es dir doch sage. Da manipuliert jemand ganz bewusst das GPS -Signal, und zwar dergestalt, dass mein Gerät mir hier eine völlig falsche Position liefert. Verblüffend.«
»Könnte mir mal jemand dieses Gequatsche übersetzen?«, mischte sich Arkadij ein. »Ich versteh bloß Bahnhof.«
»Im Gegensatz zum Jammer werden bei einem GPS -Faker falsche Positionsdaten erzeugt und übertragen«, sagte Hiroki. »Man nennt das auch
Spoofing
. Diese Störsender können das Signal von Satelliten nachbilden und sowohl zivile als auch militärische Empfänger in die Irre leiten. Dazu müssen sie auf der gleichen Frequenz senden wie auch die GPS -Satelliten und deren Signale überlagern. Dabei kann entweder das Signal nur eines oder mehrerer GPS -Satelliten zugleich durch die Fälschungen überlagert werden. Ein ziemlich aufwendiger Prozess, weil neben der für die Erzeugung der GPS -Signale notwendigen digitalen Signalverarbeitung auch eine sehr genaue Zeitbasis nötig ist. Meistens in Form einer Atomuhr.«
Roberto runzelte die Stirn. »Wer sollte denn hier draußen so ein System installieren? Und vor allem warum?«
Alle sahen sich an. Hannah spürte, dass jeder in der Gruppe in diesem Moment dasselbe dachte – außer Arkadij vielleicht, der einfach nur zufrieden war, dass er den Kampf gewonnen hatte. »Dann hatte ich also recht, und unsere Position stimmt?«, sagte er mit stolz emporgerecktem Kinn.
»Sieht so aus«, gab Hiroki zerknirscht zu. »Auch wenn ich es immer noch nicht ganz glauben kann …«
»Ich dafür umso mehr«, sagte Arkadij und schnaubte. »Technik. Lässt Menschen leichtsinnig und träge werden. Hier draußen muss man alle Sinne beisammen haben, sonst kann es ganz leicht sein, dass man sich die Radieschen von unten betrachtet. Und damit das auch so bleibt, gehe ich jetzt pennen. Der Tag war lang und anstrengend. Seht zu, dass ihr eine Mütze Schlaf bekommt, morgen geht es früh raus.« Und mit einem donnernden Rülpser verzog er sich in sein Zelt.
»Ich hasse diesen Kerl«, murmelte Hiroki. »Ich hasse ihn aus tiefster Seele.«
»Wo er recht hat, hat er recht«, sagte John. »Nicht, was die Technik betrifft, da stehe ich auf deiner Seite, aber den Schlaf. Ich mache mir auch ein bisschen Sorgen um dich, Hannah. Findest du nicht, dass es für heute genug war?« Er warf ihr einen skeptischen Blick zu.
»Stimmt schon.« Hannah gefiel es, dass John sich um sie sorgte. Sie schlief schon fast im Stehen ein und war glücklich darüber, dass sie den Streit so glimpflich beigelegt hatten. Sie mussten sich hier draußen aufeinander verlassen können, sonst würde ihr Vorhaben scheitern.
Vollkommen erschöpft schleppte sie sich ins Zelt, krabbelte in ihren Schlafsack, gab John noch einen letzten Kuss und löschte dann das
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