Valhalla: Thriller (German Edition)
dieser Sache geht es um viel mehr, und deswegen stehe ich auch bedingungslos hinter dir. Komm schon,
minha querida
, lass den Kopf nicht hängen, lächle.«
Sie legte ihre Hand auf seine. »Danke, dass du mitgekommen bist, Roberto. Du bist ein guter Freund.«
In diesem Moment traten John und Ilka zu ihnen, beide bewaffnet mit einer Schale Suppe und einem großen Stück Brot.
»Stören wir? Wir können uns auch woanders hinsetzen.«
Hannah bemerkte einen ironischen Unterton in Johns Stimme, entschied aber, ihn zu ignorieren. Je weniger sie darauf einging, desto besser.
»Nein, kommt her, wir haben schon auf euch gewartet. Hier, John, setz dich neben mich, der Stein ist noch frei.«
John folgte ihrer Einladung, fegte aber einen Stein neben sich frei, damit auch Ilka Platz hatte. Sie setzte sich so nah, dass sie ihn mit der Schulter berührte. Hannah konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die Situation war ein bisschen schräg.
Das Gespräch holperte in die eine und andere Richtung, bis Ilka irgendwann den letzten Rest ihres Brotes in den Mund schob und in die Innentasche ihres Schneeanzugs griff.
»Zeit für ein Dessert«, sagte sie und holte einen Flachmann raus. »Möchte jemand?«
»Was hast du da?«, fragte John.
»Etwas, um das Herz zu erwärmen und ein Feuer in der Seele zu entfachen. Genau das Richtige, wenn einem der Arsch abfriert. Wer traut sich?«
Alle hoben die Hand. Ilka nickte zufrieden und zauberte vier kleine Kunststoffbecher aus der Tasche, befüllte sie mit einer klaren Flüssigkeit und reichte sie herum. Hannah hielt ihre Nase darüber, nippte ein wenig … und hätte um ein Haar alles in den Schnee gespuckt.
»Jesus Christus, was ist denn das?«
Ilka grinste. »Schmeckt es dir nicht?«
»Es ist grauenhaft. Als hätte man verbranntes Gras im Mund.«
Roberto lachte und nahm einen Schluck. »Hm, ein Mezcal, habe ich recht? Dem Geruch nach zu urteilen, aus der Region Oaxaca.«
»Nicht schlecht«, staunte Ilka. »Du kennst dich wirklich aus. Ein Del Maguey Chichicapa. 70 Euro die Flasche. Meine Geheimwaffe gegen Kälte.«
»Ilka ist eine Spirituosen-Expertin, wie es keine zweite gibt«, sagte John. »Sie ist ganz schön herumgekommen in der Welt und hat etliche Tropfen probiert. Wie viele waren es über den Daumen?«
»Keine Ahnung. Hunderte. Von Tasmanien bis zu den Orkneys«, antwortete Ilka. »Der Vorteil an Schnäpsen ist, sie werden überall gebrannt. Du kannst hingehen, wohin du willst, du wirst in jedem noch so entlegenen Kuhdorf eine Bar finden, in der irgendein lokaler Brand ausgeschenkt wird. Früher stand ich mal auf Rotwein, aber das hier ist besser.«
»Besser? Es schmeckt einfach nur furchtbar«, sagte Hannah. »Ich verstehe nicht, wie man so etwas trinken kann.«
Sie starrte auf den Becher und nippte noch einmal vorsichtig daran. Zum verbrannten Gras kam jetzt noch so etwas wie Nagellackentferner dazu. »Nein, im Ernst, das ist ein Witz. 70 Euro? Ihr macht euch einen Spaß mit mir. Niemand gibt so viel Geld für so ein Gesöff aus. Vielleicht erlauben sich die Mexikaner einen Scherz mit der restlichen Welt, indem sie ihren Ölwechsel über einem Auffangbehälter machen und das Zeug dann in Flaschen abfüllen. Na ja, immerhin hat es eine gewisse wärmende Wirkung, aber das hätte ein Stück glühende Kohle auch, wenn man es runterschluckt.«
»Wenn du deinen nicht mehr möchtest, ich nehme ihn gerne«, sagte Roberto. »Meiner ist schon alle.«
»Erzähl mir nicht, dass du das Zeug magst. Immerhin kommst du aus dem Land der Limetten, des Zuckerrohrs und des Caipirinhas.«
»Ich finde ihn ganz ausgezeichnet. Schön traditionell hergestellt aus der Blauen Agave. Und ich vermute mal, ohne Wurm.«
»Der Wurm ist nur was für Touristen«, sagte Ilka. »Bei den guten Mezcals findest du ihn nicht.«
»Wurm?« Hannah verzog angewidert das Gesicht und reichte Roberto ihren Becher. Der Brasilianer dankte und begann im Anschluss über den komplizierten Herstellungsprozess des traditionellen Mezcal zu schwadronieren. Über das tagelange Kochen, das Ausräuchern in Erdlöchern und vieles andere, was Hannah ein Kopfschütteln abnötigte. Immerhin schien es ein sehr altes Getränk zu sein, die Maya kannten es schon, und zumindest dieser Teil gefiel Hannah.
»Ich glaub’s ja nicht, ein Eingeweihter«, rief die Dänin lachend und hob ihr Glas. »Wer hätte das gedacht. Schon allein dafür hat sich die Reise gelohnt. Zum Wohl!« Sie warf Roberto ein verführerisches Lächeln
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