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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Jahreszeit. Ich habe mit meiner Hackerei hier überall schon kleine Risse verursacht. Es könnte sein, dass es keine zwei Leute trägt.«
    »Robben«, sagte Hiroki nachdenklich. »Was macht dich so sicher, dass sie hier auftauchen werden?«
    »Das hier ist ihre bevorzugte Futterstrecke. Gibt ’n Haufen Fische hier unten.«
    »Und wieso glaubst du, dass sie dein Loch besuchen werden?«
    Arkadij sah ihn an, als habe er nicht alle Tassen im Schrank. »Du kennst dich wohl nicht besonders gut aus mit Robben, oder?«
    »Nicht wirklich, zugegeben.« Da war er wieder, dieser herablassende Unterton, der Hiroki so auf die Palme brachte.
    »Na ja, woher auch? Robben brauchen Luft zum Atmen. Sie sind Säugetiere. Spätestens alle zwanzig Minuten müssen sie auftauchen. Wenn – so wie jetzt – das gesamte Meer zugefroren ist, wird es für die Tiere schwierig. Dann müssen sie zusehen, dass sie Risse, Spalten oder Löcher finden, wo sie auftauchen und Luft schnappen können.«
    »Und woher wissen sie, dass hier ein Loch ist?«
    »Weil sie sehr gut hören können. Sie haben längst mitbekommen, dass ich hier gehackt habe, und dürften sich bereits dort unten versammelt haben. Vermutlich losen sie gerade aus, wer als Erster hoch muss. Alles, was ich noch zu tun habe, ist, mich auf die Lauer zu legen und abzudrücken, sobald der Erste von ihnen …«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment brach die Öffnung einfach unter ihm weg. Arkadij stürzte ins Wasser und verschwand mit einem Platschen in den dunklen Fluten. Es blubberte ein paar Mal, dann wurde das Wasser ruhig.
    Völlig perplex stand Hiroki am Ufer. Eben noch stand der Russe vor ihm, nun war er fort. Wie ein Kaninchen, das man in einem Zylinder hatte verschwinden lassen.
    Das war doch ein Witz, oder?
    Oder?
    Hiroki sah ein Licht unter dem Eis aufblitzen. Einmal, zweimal. Dann blieb es dunkel. Die Taschenlampe! Nein, das war kein Scherz. Arkadij war wirklich eingebrochen und trieb jetzt unter dem Eis. Aber warum schwamm er denn nicht zur Öffnung zurück? Konnte es sein, dass er nicht wusste, wo sie war? Großer Gott!
    Hiroki musste etwas unternehmen – irgendetwas. Er stieß einen Schrei in Richtung der Zelte aus, doch nichts rührte sich.
    »Oh Gott, oh Gott, das darf doch nicht wahr sein. So eine Scheiße!«
    Vorsichtig trat er auf die gefrorene Oberfläche und rutschte zu der Stelle, wo er das Licht zum letzten Mal gesehen hatte. Das Eis gab ein besorgniserregendes Knacken von sich. Hiroki zuckte zusammen. Überall waren kleine Risse zu sehen. Zum Glück wog er nicht viel, vermutlich gerade mal die Hälfte von dem, was Arkadij auf die Waage brachte. Trotzdem hatte er das Gefühl, der Boden könne jeden Moment unter ihm wegsacken. Warum nur musste immer ihm so etwas passieren? Fukushima, Schlittenhunde, brechendes Eis – irgendwie schien ein Fluch auf ihm zu lasten. Dass der Russe so dick war, konnte sich noch als Pluspunkt herausstellen. Ein großer Körper verlor nun mal proportional weniger schnell an Wärme. Aber ehe er erfroren war, wäre er erstickt, und das brachte Hiroki zurück in die Realität. Wenn Arkadij nicht bald zurück zum Atemloch fand, war es aus.
    Fieberhaft ließ Hiroki seine Lampe über das Eis huschen. Das Problem war, dass alles mit Schnee bedeckt war. Er konnte nicht erkennen, was sich darunter befand. Hastig fing er an, mit seinen Schuhen den Schnee wegzufegen. Im Nu hatte er einige Quadratmeter freigelegt. Nichts. Keuchend setzte er seine Bemühungen fort, aber langsam schwand seine Hoffnung. Endlich – als er schon fast nicht mehr daran glaubte – sah er einen rötlichen Schimmer unter dem Eis. Arkadijs orangefarbener Schneeanzug. Er hörte ein Poltern. Der Russe schlug von unten gegen das Eis. Er lebte also noch!
    Fieberhaft sah Hiroki sich um. Um ein Loch hineinzuschlagen, fehlte die Zeit. Es musste jetzt schnell gehen.
Sehr schnell
.
    In Ermangelung einer besseren Idee hielt er seine Lampe nach unten gerichtet und bewegte sich schrittweise in Richtung Öffnung. Arkadij war etwa vier Meter weit abgetrieben worden, was ganz schön viel war. Herrschte dort unten etwa eine Strömung? Schritt für Schritt tastete er sich voran. Immer weiter, bis er das Loch erreicht hatte. Er schickte ein verzweifeltes Stoßgebet gen Himmel, als es plötzlich mächtig rauschte und blubberte. Arkadijs bärtiges Gesicht schoss aus den Fluten empor. Hustend und keuchend klammerte sich der Russe am Rand der Öffnung fest und rang nach Atem. Hiroki

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