Valhalla: Thriller (German Edition)
packte seinen Arm, versuchte, seine Füße im Eis zu verkeilen, und wäre um ein Haar selbst ins Wasser gezogen worden, hätte er nicht geistesgegenwärtig gehandelt und sich schnell flach auf den Boden fallen lassen.
»Hilfe!«, brüllte er, so laut er konnte. »Helft uns, Arkadij ist eingebrochen.«
Auf dem Rücken liegend, hielt er den Russen gepackt und zog, bis er glaubte, seine Arme müssten ihm abfallen. Der kalte, nasse Stoff zwischen seinen Fingern war glitschig wie die Haut eines Fisches. Arkadij versuchte verzweifelt, sein Bein auf die Eisscholle zu wuchten, gab es aber bald auf. Das Eiswasser hatte seine Kleidung durchdrungen und verlangsamte seine Bewegungen. Er würde sterben, sollte nicht bald Hilfe eintreffen.
Zum Glück hatten seine Freunde ihn doch gehört. Hannah und Ilka kamen zum Wasser gerannt, dicht gefolgt von Roberto und John, die einen Schlitten, beladen mit Hundeleinen, vor sich herschoben.
»Schnell«, keuchte Hiroki. »Arkadij regt sich nicht mehr. Ich glaube, er erfriert gleich! Wir müssen ihn hier rausbekommen, aber das Problem ist, dass das Eis hier überall brüchig ist.«
»Ich seh schon. Überlass das mir.« John legte sich flach auf den Bauch, rutschte zu ihm herüber und packte den Hundeführer am Anzug. Der Stoff war zum Glück sehr strapazierfähig. »In Ordnung, Hiroki, wir übernehmen jetzt. Du kannst loslassen. Zieh dir was Trockenes an. Roberto, komm zu mir. Mädels, werft uns die Leinen zu. Und vergesst nicht, das andere Ende am Schlitten festzumachen. So ist es gut.«
»Ich schlag noch ein paar Eisanker ins Ufer!«, rief Ilka und machte sich gleich an die Arbeit.
Hiroki sah ihnen zu, wie sie die roten Schnüre unter den Armen ihres verunglückten Kollegen festbanden und dann vorsichtig ans Land zurückkrochen. Das Eis sah aus, als würde es jeden Moment auseinanderbrechen.
»Hoffen wir, dass es hält«, sagte John, als sie wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten. »Und jetzt stemmt euch alle gegen den Schlitten. Eins, zwei, drei …«
Obwohl er vor Aufregung und Unterkühlung ganz zittrige Knie hatte, packte Hiroki ebenfalls mit an.
Die Leinen wurden straff gespannt und zogen sich um Arkadijs Brust zusammen. Alle fünf drückten den Schlitten vom Wasser weg und den Hang hinauf. Es war ein schweres Stück Arbeit. Zunächst sah es so aus, als würden sie den massigen Körper nicht vorwärtsbewegen können, doch plötzlich ertönte ein Knirschen, und das Eis gab nach. Arkadij war ein Stück nach oben gezogen worden und gleich darauf wieder eingebrochen. Er war inzwischen völlig reglos und bekam nicht mehr mit, was um ihn herum passierte.
»Los, noch einmal«, schnaufte John.
Mit neu erwachtem Mut drückten sie gegen den Schlitten. Diesmal klappte es besser. Arkadij wurde aus dem Wasser gehoben und blieb auf dem Eis liegen. John löste die Gurte und schob den Schlitten zurück in Arkadijs Richtung.
»Kommt, helft alle mit«, rief John. »Wir müssen ihn auf den Schlitten wuchten.«
Ilka wandte sich an Hannah. »Du bist doch schwanger, oder?«
»Ja, warum?« Ein rosiger Schimmer huschte über ihr Gesicht.
»Nichts für ungut, aber in deinem Zustand solltest du besser nichts Schweres tragen. Am besten, du läufst zu den Zelten zurück, setzt einen heißen Tee auf und bereitest trockene Kleidung und warme Decken vor. Ist das für dich okay?«
»Klar«, sagte Hannah. »Ich mache mich gleich auf den Weg.«
»Und schnell«, sagte John. »Er fängt bereits an, hypothermisch zu werden.«
Hiroki blickte auf den Russen und empfand Mitgefühl. Hoffentlich kam er durch. Trotz ihrer Differenzen war er eigentlich ein ganz netter Kerl. Und sie brauchten ihn wie die Luft zum Atmen. Sein blaues Gesicht sah schlimm aus. Hiroki ergriff ein Bein und half mit, den Klotz von einem Mann auf den Schlitten zu wuchten. Dabei spürte er, wie schwach er selbst war. Er konnte jetzt selbst einen heißen Tee gebrauchen.
Etwa eine Stunde später saßen sie um Arkadij herum und sahen ihm dabei zu, wie er seine vierte Tasse Tee trank. Hannah hatte ihn extra stark gemacht, mit viel Zucker. Genauso, wie Hiroki ihn gerne mochte.
Der Russe war wieder unter den Lebenden, auch wenn man ihm seine Unterkühlung immer noch ansehen konnte. Seine Wangen waren blau geädert, und seine Nasenspitze sah aus, als könne sie absplittern wie ein Eiszapfen, wenn man mit dem Finger dagegenschnippte. Seine Augen waren unverwandt auf Hiroki gerichtet.
»
Spassibo
«, sagte er mit einer Stimme,
Weitere Kostenlose Bücher