Valhalla: Thriller (German Edition)
Landeplatz hoch über der Stadt. Sonnenlicht spiegelte sich auf seinen silbernen Flanken.
Stromberg machte eine einladende Geste. »Für mich immer noch die bequemste Art, zu reisen. Ich hoffe, Sie haben den Mut, sich meinen Flugkünsten anzuvertrauen?«
Die Metropole hinter sich zurücklassend, fegte die Bell 427 über das Wasser. Der Potomac funkelte im Licht der niedrig stehenden Sonne. Zahlreiche Boote flitzten wie weiße Möwen unter ihnen dahin. Der Fluss wurde breiter. Am rechten Ufer tauchten einige kleine Inseln auf. Hannah hatte ihre Ohrenschützer aufgesetzt und genoss den Flug. Norman Stromberg steuerte die Hightech-Flugmaschine persönlich, und er tat es mit der Leichtigkeit und Präzision eines Profis.
»Da drüben liegt Belle Haven«, rief Stromberg ihr über Lautsprecher zu und wies nach Westen. »Unter uns sehen Sie die Marina und den Golfplatz. Beides gehört mir, genau wie die Insel, die dort vorne auftaucht. Haben Sie das flache Gebäude bemerkt? Eine Forschungseinrichtung der Universität. Sie wird ebenfalls von mir finanziert. Das ist unser Ziel.«
Hannah beugte sich vor. Das Gebäude sah aus wie ein Bunker. Zahlreiche Antennen und Satellitenschüsseln befanden sich auf seiner Oberseite. Die Bell flog eine Kurve und steuerte dann auf einen kreisrunden Landeplatz am flussseitigen Ufer zu. Das Wasser aufwirbelnd, setzte der Helikopter auf. Ein Mann kam mit gesenktem Kopf aus einem nah gelegenen Häuschen gerannt, seine Haare vom Wind der Rotoren verwirbelt.
Stromberg ließ den Steuerknüppel los, drückte einige Knöpfe und löste seinen Gurt. Das Triebwerk erstarb. Hannah setzte die Kopfhörer ab, hängte sie an einen Haken und löste ebenfalls ihren Gurt, ehe sie den Hubschrauber durch die Seitentür verließ. Der Mann mit den verstrubbelten Haaren erwartete sie bereits. Er war jung, vielleicht 25, und trug eine dunkel gefasste Brille.
»Schön Sie wiederzusehen, Mister Stromberg. Guten Tag, Frau Dr. Peters. Ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Marcus. Ich werde für die nächsten Stunden Ihr Begleiter und Ansprechpartner sein. Wenn Sie etwas brauchen, Fragen haben oder einfach nur plaudern wollen, ich bin Ihr Mann.« Er lächelte herzlich.
»Freut mich, Marcus. Und bitte nennen Sie mich Hannah.«
»Sehr gerne. Wollen wir dann?« Er deutete zu einer Gruppe niedriger Büsche, neben denen sich eine Tür befand. Das Gebäude war olivgrün gestrichen und besaß schräge Außenwände, was ihm ein recht militärisches Aussehen verlieh. Hannah wunderte sich über die Vielzahl von Sende- und Empfangseinrichtungen auf dem Dach. Mehrere Satellitenschüsseln waren dort zu sehen, ebenso ein Geflecht weißer Drähte und eine auf einem Gerüst gelagerte weiße Kugel, deren Zweck ihr völlig unverständlich war.
»Was ist das für eine Einrichtung?«, fragte sie. »Und erzählen Sie mir nicht, dies hätte etwas mit Archäologie zu tun, damit kenne ich mich nämlich aus.«
»Klimaforschung«, erwiderte Marcus. »Genauer gesagt: Energie- und Klimaforschung. Wir sind Teil eines weltumspannenden, interdisziplinären Verbundes von Einrichtungen, die sich mit dem globalen Klimawandel, mit seinen Ursachen, Auswirkungen und Folgen beschäftigen. Und natürlich mit dem Anteil, den der Mensch an den Veränderungen trägt.«
»Klima?« Hannah warf Stromberg einen fragenden Blick zu. »Nicht gerade mein Spezialgebiet.«
»Das ist mir bewusst, Hannah«, sagte Stromberg. »Trotzdem möchte ich Sie gern zu Rate ziehen. Haben Sie noch etwas Geduld, Sie werden bald Antworten auf Ihre Fragen erhalten.«
4
M arcus führte sie durch Gänge und über Treppen ins Innere des Instituts. Was Hannah von außen gesehen hatte, war offenbar nur Teil eines gigantischen Netzwerkes, das bis tief in die Erde reichte. Beschriftete Schilder sowie neutralgraue Linoleumböden mit farbigen Markierungen wiesen den Weg zu den unterschiedlichen Fakultäten und lieferten Anhaltspunkte zur Orientierung. Für jemanden, der in den Code aus Zahlen, Buchstaben und Farben nicht eingeweiht war, hätte das alles auch auf Chinesisch dastehen können. Es dauerte keine fünf Minuten, und Hannah hatte hoffnungslos die Orientierung verloren. Der Mangel an Tageslicht verstärkte den Eindruck noch. Auf ihre Bemerkung hin lächelte Marcus.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Ms. Peters, das ging mir am Anfang auch so. Ich habe etwa eine Woche gebraucht, um mich zurechtzufinden.«
»Hauptsache, Sie bleiben an meiner
Weitere Kostenlose Bücher