Valhalla: Thriller (German Edition)
Seite.«
»Keine Sorge. Wir sind ohnehin gleich da. Nur noch durch diese Tür, einmal nach rechts, dann haben wir unser Ziel erreicht. Sehen Sie?« Er öffnete eine graue Stahltür, ließ Hannah und Stromberg hindurchgehen und folgte ihnen dann.
Der Raum maß etwa fünf mal acht Meter und war vollgestopft mit Monitoren und anderen elektronischen Geräten. Hannah zählte fünf Personen, die im Schein künstlicher Lichter still und konzentriert arbeiteten. Die Wärme zwang sie, ihre Jacke zu öffnen. Der Boden unter ihren Füßen schien von feinen Vibrationen durchdrungen zu sein. Das Klicken und Summen unterstrich Hannahs Eindruck, sich im Inneren eines lebenden, atmenden Wesens zu befinden.
»Willkommen im Kartenraum, wie wir ihn nennen«, sagte Marcus. »He, Leute, hört mal alle her, ich habe Besuch mitgebracht. Mister Stromberg kennt ihr ja bereits, und dies ist Frau Dr. Peters aus Deutschland. Sie sind hier wegen Objekt C-24H. Die Daten sind vorbereitet, oder?«
»Natürlich sind sie das«, sagte eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren und asiatischem Profil. Sie stand auf und reichte Hannah die Hand. »Hi, mein Name ist Debbie. Ich hoffe, unser Institut hat Ihnen keinen Schrecken eingejagt. Es kann auf Außenstehende ziemlich verwirrend wirken.«
»Verwirrend, allerdings«, erwiderte Hannah. »Tatsächlich hatte ich irgendwann den Eindruck, dass wir uns gar nicht mehr auf der Insel befänden.«
Debbie zwinkerte Marcus zu. »Tun wir auch nicht. Genau genommen sind wir hier ein ganzes Stück unterhalb des Potomac. Aber das sollte Sie nicht beunruhigen. Bisher hatten wir noch nie einen Wasserschaden.« Sie lächelte.
Hannah versuchte, ebenfalls zu lächeln, doch irgendwas schien mit ihren Gesichtsmuskeln nicht zu stimmen. Krampfhaft stemmte sie sich gegen die Vorstellung, dass Millionen von Kubikmetern Wasser über ihrem Kopf lasteten. Die alte Klaustrophobie machte sich wieder bemerkbar. Nach einer kurzen Panikattacke tat sie das, was ihr in so einer Situation immer am besten half:
reden
.
»Objekt C-24H?«, fragte sie.
Debbie nickte. »Das Eislabyrinth. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.« Sie führte sie zu einem Computerterminal am anderen Ende des Raumes.
Auf einem riesigen Display mit einer Bilddiagonale von annährend zwei Metern war ein Ausschnitt der Erdoberfläche zu sehen. Vermutlich aufgenommen von einem Satelliten. Die Umrisse zeigten mehrere Inseln, die von Eis umgeben waren.
»Dies ist eine Aufnahme von
Suomi
NPP
, einem Wetter- und Umweltsatelliten, den die NASA im Oktober 2011 in den Weltraum geschossen hat«, sagte Debbi. »Was Sie hier sehen, sind Aufnahmen aus dem Jahr 2012, doch es gibt noch aktuellere. Ich zeige sie Ihnen gleich. Suomi NPP ist ein Prototyp der von NASA und NOAA geplanten Wettersatellitenkonstellation
National Polar-orbiting Operational Environmental Satellite System,
oder kurz NPOESS genannt. Er hat Fotos von der Nordpolregion geschossen, und zwar so detailliert wie nie zuvor. Die Aufnahmen stammen aus einer Höhe von 824 Kilometern und bestehen aus verschiedenen Ausschnitten. Fünfzehn Erdumrundungen bedurfte es, bis man alle Pixel für dieses Bild zusammen hatte. Wie Ihnen Mister Stromberg vielleicht schon berichtet hat, ist unser Hauptaufgabengebiet hier im Institut für Energie- und Klimaforschung die systematische Beobachtung der Atmosphäre. Mittels Messgeräten am Boden, in der Luft und im All werden die Chemie und die Dynamik der von Menschen produzierten, aber auch der natürlichen Spurengase wie Hydroxyl-Radikale und Halogenverbindungen in der Atmosphäre gemessen und verfolgt. Einer unserer Themenschwerpunkte ist die Beobachtung des Ozonabbaus über der Arktis.«
»Über der Arktis?«, fragte Hannah. »Ich dachte, das Ozonloch befände sich über der
Antarktis
.«
»Dort auch, natürlich«, antwortete Debbie. »Aber der ungewöhnlich kalte Winter 2010/2011 hat zu einer massiven Zerstörung der Ozonschicht über dem Nordpol geführt. Die Abkühlung hat den Einfluss von ozonzerstörenden Substanzen, wie etwa Fluorkohlenwasserstoffen, erheblich verstärkt und dazu geführt, dass die Schädigungen über Nord- und Südpol jetzt durchaus miteinander vergleichbar sind. Wie auch immer, als wir vor zwei Wochen die neuen Aufnahmen von Suomi erhielten und die Veränderungen der Gletscherregionen auf Spitzbergen analysierten, stießen wir auf das hier.«
Sie tippte ein paar Zahlen in die Tastatur und fuhr dann mit der Maus über einen Zipfel im nordöstlichen
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