Valhalla: Thriller (German Edition)
Bereich der Inselgruppe. »Das hier ist Nordostland, mit über 14 000 Quadratkilometern die zweitgrößte Insel des Svalbard-Archipels. Sie ist von der Hauptinsel durch die sogenannte
Hinlopenstraße
getrennt. Mit Ausnahme einiger Forscher, die sich hier hin und wieder aufhalten, ist sie unbewohnt.
Die Nordhälfte der Insel besteht zum einen aus schwach metamorphen Sedimenten, im Süden gibt es Basaltintrusionen aus dem Oberjura und der Unterkreide, die etwa 100 bis 150 Millionen Jahre alt sind.
Die Insel ist recht weitläufig. Achtzig Prozent der Fläche Nordostlands sind mit Eiskappen und Gletschern bedeckt, der größte davon heißt
Austfonna
– Ostgletscher. Er besitzt eine Fläche von 8450 Quadratkilometern und ist an einigen Stellen bis zu 430 Meter dick.«
»430 Meter?«, entfuhr es Hannah. »Das ist ein wirklich mächtiger Eispanzer.«
»Allerdings«, sagte Debbie. »Die viertgrößte Inlandseisfläche der Welt. Die zweite Eiskappe Nordostlands liegt westlich davon und heißt
Vestfonna
. Ziemlich einfach zu merken. Sie besitzt nur eine Fläche von 2450 Quadratkilometern. Beide Eispanzer sind verdammt schwer. So schwer, dass sie das Land etliche Meter in die Tiefe gedrückt haben. Jetzt, wo das Eis abtaut, beginnt sich das Land darunter wieder zu heben.« Sie tippte ein paar Zahlen ein und zoomte das Bild heran.
»Die Stelle, die für uns interessant ist, befindet sich genau zwischen diesen beiden Flächen.« Sie deutete auf eine langgezogene Bucht. »Dies ist der
Rijpfjord
. Er ist ziemlich schlecht vermessen und wird daher nur sehr selten von Schiffen besucht. Zudem ist er wegen der Eisverhältnisse erst spät im Sommer zugänglich. Die Ufer bestehen meist aus Steilhängen und groben Felsblöcken sowie einigen schön ausgebildeten Strandwällen. Interessant ist die Gegend unter anderem deswegen, weil die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg an dieser Stelle einen Außenposten betrieben hat, die Wetterstation Heißsporn. Wie auch immer: Als wir die neuen Daten von Suomi mit denen von vor einem Jahr verglichen, stellten wir fest, dass zwischen den großen Eiskappen von Vestfonna und Austfonna ein bemerkenswerter Rückgang an Gletschereis zu verzeichnen war. So bemerkenswert, dass wir ältere und nicht so scharfe Satellitenaufnahmen herausgekramt und zum Vergleich mal darübergelegt haben. Unsere Softwareabteilung hat die Zwischenschritte berechnet und uns einen kleinen Film daraus zurechtgebastelt. Ich lasse ihn mal ablaufen.«
Hannah blickte auf den Monitor und sah, wie das Eis langsam von den Küstenregionen zurückwich. Ein klarer Beweis für das Abschmelzen der polaren Gletscher. Aber noch etwas war interessant. Ziemlich im Zentrum der Insel traten Strukturen unter dem Eis hervor. Sie waren erstaunlich geometrisch.
Zu
geometrisch, um natürlichen Ursprungs zu sein. Hannah runzelte die Stirn. Jetzt endlich wusste sie, warum sie hier war.
Sie drehte sich um. Auf Strombergs Gesicht lag ein wissendes Lächeln.
5
H annah spürte, wie es ihren Nacken emporkribbelte. Das tat es immer, wenn sie einer Entdeckung auf der Spur war.
»Na, was halten Sie davon?« Stromberg war neben sie getreten und betrachtete das Bild aus kurzer Distanz. Das Licht des Bildschirms ließ seine Gesichtskonturen hervortreten. Hannah streckte ihren Arm aus und fuhr mit dem Finger über den Monitor. »Eine Stadt«, flüsterte sie.
»Verstehen Sie jetzt, warum ich Sie habe kommen lassen?«
»Aber das ist doch vollkommen unmöglich. So weit oben im Norden, begraben unter Eis und Schnee …«
»Begraben unter
Dutzenden Metern
Eis und Schnee«, sagte Stromberg lächelnd. »Wissen Sie, wie lange es dauert, bis so ein Gletscher entsteht? Tausende von Jahren.
Tausende
. Ich bin sicher, Sie können die Bedeutung dieses Fundes einschätzen.«
»Und Ihre Leute sind die ersten, die ihn entdeckt haben?«
»Davon gehe ich aus. Die Aufnahmen sind, wie gesagt, erst zwei Wochen alt. Es war ein ungeheurer Zufall, dass unser Team darauf gestoßen ist. Wären sie nicht gerade auf der Suche nach relevanten Daten für das Abtauen der arktischen Gletscher gewesen, sie hätten die Stadt vermutlich nie entdeckt.«
»Ist es denn sicher, dass es eine Stadt ist? Könnte so etwas nicht auch durch geologische Prozesse im Erdinneren entstehen? Schichtung, Faltung, Vulkanismus?«
»No way
.
«
Der Milliardär schüttelte den Kopf. »Bedenken Sie nur, welche Ausdehnung das Ding hat. Und dann diese geraden Linien. Ich habe bereits etliche
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